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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas
Autoren: Deborah Powell
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gefährlich. Er hatte das Scharmützel
    keines Blickes gewürdigt. Seine kleinen, gemeinen
    schwarzen Knopfaugen waren kalt wie Radkappen im
    Schnee.
    »Was wollen Sie denn machen, Wade? Mich für zwei
    Morde festnehmen, die Sie selbst begangen haben? Was
    haben Sie vor – mich auf dem Weg umlegen und
    behaupten, ich hätte zu fliehen versucht? Sie können
    sich doch beim besten Willen nicht einbilden, daß Sie
    mit dem alten Hut wirklich durchkommen.«
    Er antwortete nicht. War sein Grinsen vielleicht einen
    Hauch breiter geworden?
    »Frank weiß schon, daß Sie es waren. Er stellt gerade
    den Haftbefehl auf Sie aus«, log ich.
    Unbeeindruckt starrte er mich an.
    »Sie glauben mir nicht? Rufen Sie Susie Noble an.
    Fragen Sie sie. Er war vorhin dort und hat Fragen über
    Sie gestellt, Wade. Na, los – rufen Sie an. Natürlich
    werden Sie ein anderes Telefon benutzen müssen als
    das da.« Meine Gedanken wirbelten, ich mußte ihn aus
    dem Zimmer kriegen.
    Ich glaubte zu sehen, daß sein Lächeln eine Spur
    nachließ, kaum wahrnehmbar. Delacroix mußte es auch
    gesehen haben.
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    »Verdammt nochmal, Wade! Hör nicht auf sie.
    Merkst du denn nicht, daß sie lügt? Mach endlich und
    schaff sie hier raus.«
    »Seien Sie kein Narr, Wade«, bellte ich. »Sie stecken
    schon tief genug drin, ohne daß Sie mich auch noch
    umbringen. Machen Sie denn alles, was dieses reiche
    Schwein befiehlt? Sie können ja doch nicht immer
    weiter einfach alle umlegen, die etwas wissen.«
    Ich sah Schweißtropfen auf seiner Stirn. Ich hoffte,
    daß Angst der Auslöser war und nicht das Feuer, das
    gemütlich im Kamin flackerte. Es kam mir ganz seltsam
    vor, daß etwas so ungetrübt Behagliches wie ein
    Kaminfeuer es in diesem Raum aushielt. Ein bißchen
    wie ein Sänger, der singt und singt, während das
    Publikum von Maschinengewehren niedergemäht wird.
    Wade mußte im Augenblick ziemlich unter Druck
    stehen.
    »Wirst du sie jetzt endlich umlegen, du Trottel!« fuhr
    Delacroix ihn an. In Wades Blick veränderte sich etwas.
    »Mögen Sie es, wenn man Sie einen Trottel nennt,
    Sergeant? Für ihn werden Sie das immer sein, das
    wissen Sie doch. Sein Trottel vom Dienst. Nichts als
    seine uniformierte Marionette. Jemand, den er sich hält,
    um seinen Dreck aufwischen zu lassen, so wie er das
    Hausmädchen die Toilette putzen läßt«, höhnte ich
    weiter. »Wieviel hat er hingelegt dafür, daß Sie die
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    Gewehre klauen? Bei dem Preis, den Sie für die
    Geschichte zahlen werden, hoffe ich nur, es hat sich
    gelohnt. Und diese beiden Pinsel, die er angeheuert hat,
    um in meine Wohnung einzubrechen und nach einer
    Story über diese verfluchten Knarren zu suchen, die ich
    überhaupt nie geschrieben habe. Und siehe da, es fand
    sich mein Adreßbuch mit Joes Namen darin. Er hat Sie
    doch in der Nacht noch angerufen und angewiesen, Joe
    zu erledigen, nicht wahr? Und Sie, folgsam wie ein
    Hündchen, haben es getan.«
    Ich unterbrach mich, um zu sehen, ob er reagierte.
    Fehlanzeige. Nur, daß Andrew Delacroix mit einem Mal
    beherrschter, gelassener und überlegener als je zuvor
    aussah. Lily saß auf ihrem Stuhl und schaute allem zu.
    Dann und wann rollte langsam eine Träne über ihre
    Wange.
    »Vielleicht hatten Sie gar nichts dagegen, Joe zu töten
    – auf diese Weise gehörte Colette Ihnen allein. Und Joes
    Anteil an der Beute, das sollten wir auch nicht
    vergessen. Aber Sie müssen Joe vermissen. Schließlich
    war er ein guter Freund von Ihnen.« Ich lachte leise.
    Wade machte endlich den Mund auf. »Nur zu Ihrer
    Information, niemand brauchte mir zu sagen, daß ich
    Joe erledigen mußte – er wollte plappern. Sein
    verdammtes Gewissen hat ihn schließlich reingeritten.«
    Er grinste höhnisch und griff unter seinen Mantel, zog
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    eine 45er aus dem Schulterhalfter und richtete sie auf
    mich.
    Jetzt war es an Andrew Delacroix, leise zu lachen.
    Die Mündung der Waffe war etwa so groß wie das Rohr
    einer Ölleitung. Jeder Zoll meines Körpers schmerzte,
    als hätte ich die Grippe. Ich erwog, mich zu setzen. Er
    würde nicht so leicht erklären können, wie es kam, daß
    eine Mordverdächtige beim Fluchtversuch auf der
    Couch saß, als er schießen mußte. Andererseits würde
    ich so meine Waffe nicht schnell genug aus der Tasche
    ziehen können. Genauer betrachtet, würde ich das wohl
    auch im Stehen kaum schaffen, aber ich blieb für alle
    Fälle trotzdem stehen. Ich verlagerte mein Gewicht aufs
    linke Bein, weil mein Knie schmerzte. Bei
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