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Heißer Winter in Texas

Heißer Winter in Texas

Titel: Heißer Winter in Texas
Autoren: Deborah Powell
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Schaden, was für
    ein Glück, und noch größeres Glück: Es war gar nicht
    der Packard. Es war ein kastanienbrauner 34er Ford,
    und er sah unangenehm vertraut aus.
    Ich ging noch einmal an meinen Wagen, wischte mir
    mit einem Kleenex die Stirn und tätschelte Anice. »Du
    mußt hier drinnen warten, kleines Mädchen«, sagte ich
    und räusperte das Zittern aus meiner Stimme. Dann
    ging ich zur Haustür und klingelte. Ich hörte den Gong
    im Inneren tönen und dachte, gleich würden meine Knie
    unter mir nachgeben.
    Der Butler machte auf und verkündete, Mr. Delacroix
    habe angeordnet, mich ins Wohnzimmer zu führen.
    Wieder folgte ich ihm den Gang hinunter bis zu dem
    weißen Raum. Er öffnete die Tür und dienerte mich
    hinein. Andrew Delacroix, im bordeauxroten
    Seidensmoking mit schwarzer Hose, lehnte lässig am
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    Kaminsims. Darryl Wade saß in seinem verkrumpelten
    Anzug auf dem weißen Sofa.
    »Hallo zusammen«, begrüßte ich sie ruhig. Meine
    Stimme kratzte nicht mal.
    »Guten Abend, Miss Carpenter. Sehr freundlich, daß
    Sie sich herbemüht haben. Mr. Wade und ich haben Ihre
    Ankunft mit Ungeduld erwartet. Amüsant, wie die
    Dinge sich nun offenbar zusammenfügen. Meine Frau
    wird sich uns gleich anschließen.« Er lächelte höflich.
    Das Lächeln kam bei weitem nicht in die Nähe seiner
    Augen.
    Ich sah Darryl Wade an. Er grinste gepreßt. Ich
    grinste zurück. Wir waren ein fröhliches Grüppchen.
    Lily kam herein, sah uns einander anfletschen wie
    Paviane und lächelte zögernd mit einem leichten
    Stirnrunzeln der Verwirrung. Sie trug ein schwarzes
    Samtabendkleid und war schöner als je zuvor. Jedesmal,
    wenn ich sie sah, erwischte mich ihre Schönheit wie ein
    tiefer Schreck.
    »Meine Liebe«, sagte Delacroix zu ihr, »ich möchte
    dir Sergeant Darryl Wade vom Polizeipräsidium
    Houston vorstellen.«
    »Guten Abend, Sergeant«, sagte sie höflich.
    »Der Sergeant ist hier, um deinen neuen Schatz
    wegen Mordes zu verhaften.«
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    Es überraschte mich nicht. Nichts hätte mich jetzt
    noch Überrascht.
    Einen Sekundenbruchteil lang lachte Lily auf. Ihr
    Lachen erstarb, als sie sah, daß niemand scherzte. Sie
    schaute mich an, völlig verwirrt.
    »Keine Sorge«, sagte ich, lächelte zuversichtlich und
    hob protestierend die linke Hand. Meine Nackenhaare
    standen hoch wie bei einem Stachelschwein. »Sie
    machen Witze.«
    »Nein, Ma‹am, wir machen keine Witze«, knarzte
    Wade rauh. Er stand auf und zerrte ein Paar
    Handschellen aus seiner Gesäßtasche. »Ich muß sie
    mitnehmen. Sie hat in dieser Woche zwei Menschen
    getötet. Gott sei Dank haben wir sie erwischt, bevor sie
    Sie auch umbringen konnte, Ma‹am. Sie ist nicht
    zurechnungsfähig. Bei diesen Perversen kann man ja nie
    sagen, wann sie durchdrehen. Sie sind krank. Jedenfalls
    nehme ich sie mit. Sie wird Sie nie wieder belästigen.«
    In Lilys Augen stand Angst. »Was geht hier vor,
    Hollis? Wovon redet er?«
    »Ruf das Revier an, Lily. Frag nach Frank Brumfield.
    Sag ihm, er soll herkommen, so schnell er kann. Sag
    ihm, Wade ist hier.« Ich ließ Wade nicht aus den Augen,
    während ich sprach. Der Hundesohn war wirklich
    verrückt.
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    Lily ging aufs Telefon zu, verwirrt, aber gewillt mir
    zu glauben.
    »Du rührst den Apparat nicht an.« Andrew
    Delacroix‹ Stimme durchschnitt den Raum wie ein
    Peitschenknall. »Halt dich da raus, Lily.«
    Sie ignorierte ihn und nahm den Hörer des weißen
    Telefons ab. Er ging hinüber, riß ihn ihr aus der Hand
    und zog mit einem Ruck das Kabel aus der Wand. Na
    schön, so viel zu diesem Versuch.
    Lily hielt sich die Hand vor den Mund, ihre Augen
    waren riesig, als sie vor ihrem Mann zurückwich. »Du
    erklärst mir jetzt, was das bedeuten soll, Andrew. Du
    glaubst doch nicht im Ernst, daß Hollis jemanden
    getötet hat.«
    »Doch, das hat sie. Behindere das Gesetz nicht, Lily.«
    »Fahr zur Hölle, Andrew!«
    Da schlug er sie. Hieb ihr den Handrücken über den
    Mund. Meine Hand spannte sich um die 38er in meiner
    Tasche, während ich zusah, wie sie einen Schritt
    zurücktrat und in den nächsten Stuhl sank, ihr Gesicht
    eine Mischung aus Schmerz und Verblüffung. Ich spielte
    mit dem Gedanken, ihm den Schwanz abzuschießen,
    aber ich mußte fürchten, ihn zu verfehlen und eher eine
    Vase oder etwas anderes Wertvolles zu treffen. Ich hatte
    erwartet, daß Delacroix ihr zeigte, was für ein
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    Arschloch er in Wirklichkeit war, aber dies war mehr,
    als ich bestellt hatte.
    Wade lächelte
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