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Heisser Fruehling in Alaska

Heisser Fruehling in Alaska

Titel: Heisser Fruehling in Alaska
Autoren: Kate Hoffmann
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gelebt und sich nur von dem ernährt, was er dort sammeln oder jagen konnte, mit nichts anderem bewaffnet als mit einem scharfen Messer.
    "Langweilen Sie sich eigentlich nie, Hawk?" wollte Dave wissen. "Verspüren Sie nie den Wunsch, in die Stadt zu ziehen und einer geregelten Arbeit nachzugehen?"
    Hawk schüttelte den Kopf. "Nein."
    Greg, der jüngste der Gruppe, grinste. "Sie sind nicht sehr gesprächig, Hawk. Ich weiß nicht, ob Sie in der Geschäftswelt auch nur einen Tag lang überleben würden. Wahrscheinlich sind Sie hier besser aufgehoben."
    Hawk dachte gar nicht daran, den Männern zu verraten, daß er sich längst in der Geschäftswelt erfolgreich behauptet hatte und ein ansehnliches Kapital besaß. Er hatte lange genug dreiteilige Anzüge getragen, Bilanzen studiert,
    Geschäftsstrategie n diskutiert und sich über den Marktanteil von Hawkeye Technologies den Kopf zerbrochen. Aber nachdem er eine der größten Softwarefirmen des ganzen Landes gegründet und so den früheren Reichtum seiner Familie wiederhergestellt hatte, hatte Kyle Hawkins genug vom Big Business gehabt.
    Vor sieben Jahren, im Alter von neunundzwanzig Jahren, hatte er seine Designeranzüge und mit ihnen alle anderen Symbole des Erfolges weggegeben, hatte tüchtige Manager eingestellt und die Ängste seiner geldbesessenen
    Familienangehörigen beruhigt, bevor er endgültig gegangen war. Viermal im Jahr kehrte er zu Aufsichtsratssitzungen nach Portland zurück, im Grunde genommen jedoch eigentlich nur, um eine Übernahme der Firma durch seine Eltern und
    Geschwister zu verhindern.
    Verglichen mit den Beziehungen zu seiner Familie war seine Partnerschaft mit Tanner und Joe geradezu idyllisch. Seine Freunde stellten weder seine Fähigkeiten noch seine Motive in Frage. Sie vertrauten ihm und akzeptierten ihn so, wie er war.
    "Ja, Hawk, Sie haben es gut hier", sagte Dave und blies Rauch in die kühle Nachtluft. "Sie können jeden Tag angeln und haben keine Frau, die versucht, es Ihnen zu verbieten."
    "Meine Frau findet Angeln langweilig", bemerkte Len.
    "Frauen!" sagte Greg. "Sie kapieren einfach nicht, worum es geht."
    Hawk kannte mindestens zwei Frauen, bei denen das anders war, Julia Logan war hergekommen, um Sam, ihren
    ausgerissenen Sohn, zu suchen, und hatte sich dabei in Tanner O'Neill verliebt. Inzwischen waren sie verheiratet und erwarteten im Herbst ein Kind.
    Und dann war da noch Perrie Kincaid, die von ihrem
    übervorsichtigen Chef in die Wildnis verbannt worden war und sich prompt in Joe verliebt hatte. Nach Joes und Perries Hochzeit im September würde Hawk der einzige Junggeselle in der Bachelor Creek Lodge sein. Was ihn eigentlich nicht beunruhigen dürfte - doch nachdem er gesehen hatte, wie glücklich eine Frau einen Mann machen konnte, fragte er sich manchmal, ob er nicht vielleicht etwas verpaßte. Und nicht nur er stellte sich diese Frage:
    Die zweihundert Einwohner des kleinen Ortes Muleshoe
    hatten amüsiert verfolgt, wie zwei der drei Junggesellen im Hotel eine Frau gefunden hatten. Der Legende nach war jeder Frau, die die Schwelle des Hotels überschritt, bestimmt, einen der dort lebenden Junggesellen zu heiraten. Bei Hawks Partnern hatte sich die Legende bewahrheitet. Und obwohl weder Tanner noch Joe diese Geschichte je ernst genommen hatten, war Hawk sich nie ganz sicher gewesen, wie er darüber denken sollte.
    Doch wie groß war schon die Chance, daß eine weitere Frau wie Julia oder Perrie im Hotel auftauchte? Beide waren entzückend und liebenswert, und wenn Tanner und Joe ihm nicht zuvorgekommen wären, hätte Hawk sich mühelos in jede der beiden Frauen verlieben können.
    Aber hätten sie auch ihn geliebt? Wären sie mit seiner Rastlosigkeit und Schweigsamkeit zurechtgekommen? Hawk war bisher noch keiner Frau begegnet, die nicht versucht hätte, ihn zu ändern. Vielleicht wäre er im vorigen Jahrhundert glücklicher gewesen, als Abenteuerlust und Schweigsamkeit noch als bewundernswerte Eigenschaften eines Mannes galten.
    Wenn er hundert Jahre früher gelebt hätte, hätte er vielleicht am großen Goldrausch teilgenommen und hier am Yukon, wie tausend andere, sein Glück versucht. Als er vor fünf Jahren in der Bachelor Creek Lodge eingetroffen war, hatte er eine eigenartige Verbindung gespürt zu seiner Umwelt, fast so, als ob er endlich heimgekehrt wäre.
    Aber war dies wirklich sein Zuhause? Oder würde ihn bald wieder die gewohnte Ruhelosigkeit erfassen, die so stark war, daß sie ihn zum Weiterziehen zwang?
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