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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung
Autoren: Amy J. Fetzer
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stand daneben, von ehrfürchtiger Scheu befallen durch die Grausamkeit, deren Zeuge er gerade geworden war.
    Ran verließ das Studierzimmer und schritt in den Salon, wo Léonie sich um Sayidda kümmerte. »Kassir, Kassir«, schrie seine Mutter und streckte die Hände aus, und er ging auf die Knie und ergriff sie.
    »Ich werde sie finden, Mutter.«
    »Möge Allah dich beschützen«, flüsterte sie und küsste ihn auf die Wange. Rans Blick ging zu Lockewood hinüber. Buckland untersuchte gerade unsanft seine Wunde, doch man merkte ihm nichts an.
    »Sie ist verletzt, und zwar hier«, informierte Connor ihn und wies dabei auf sein Ohr. Rans Gesichtszüge verschärften sich, und Entsetzen, Angst und Wut wüteten durch seine Adern, als Connor erneut sprach. »Ich habe alles mitgehört. Rachel will eine Trophäe als Beweis für ihren König.« Connor schluckte. »Und zwar ihren Kopf.«
    Rans bernsteinfarbene Augen kühlten sich zu einem raubtierhaften Glanz ab und seine Lunge weitete sich, um dann eine plötzliche Ruhe über ihn zu bringen. Er würde sie in Stücke reißen.
    »Und Lougière?«
    »Ist bei ihr.« Der niedergeschlagene Klang seiner Stimme versetzte Ran einen Stich. Wie konnte dieser Mann bloß nicht gemerkt haben, dass eine solche Schlechtigkeit in Lougière schlummerte? Ran stand wieder auf und berührte die Schulter seiner Mutter, bevor er das Haus durch den Hintereingang verließ.
    »Sahib?« Ran hielt inne und starrte in den dunklen Korridor, als Dahrein ins Licht gehumpelt kam.
    »Zum Teufel noch mal, Junge, du solltest im Bett sein!«
    An der Wand abgestützt, stand Dahrein da, sein Kinn in die Höhe gestreckt. In seinen hellen Augen standen Tränen. »Ich werde mitkommen«, erklärte er, und Rans Herz schwoll vor Stolz und Liebe zu dem Jungen, als er sich hinkniete, ihn sanft auf seine Arme hob und nach Léonie rief, während er ihn in sein Zimmer zurücktrug.
    »Traust du mir etwa nicht zu, sie zu finden?« Er legte ihn gerade aufs Bett, als Léonie hereingerauscht kam.
    »Doch, auf jeden Fall, aber …«
    Léonie goss rasch Dahreins Medizin in eine Tasse und drückte sie ihm dann in die Hand. »Ich werde ihr erzählen, wie tapfer du deine Hilfe angeboten hast«, versprach Ran ihm und drehte sich um. Als Dahrein erneut protestieren wollte, ergriff Léonie die Tasse und stupste sie ihm an die Lippen.
    »Willst du dir etwa die Schelte anhören, die wir beide bekämen, wenn du krank würdest?«, fragte Ran ihn, schon halb aus der Tür.
    Dahrein schüttelte den Kopf und stürzte das Getränk hinunter. »Ich will nur nicht mehr ohne sie leben, sahib« ,flüsterte Dahrein, und die Angst in den Augen des Jungen spiegelte seine eigene wider.
    »Das werden wir auch nicht müssen, mein Junge.«
    Ran fand den Stallgehilfen, der mit blicklosen Augen zu ihm hochstarrte, und Ran sank neben dem Jungen auf die Knie. Heilige Mutter Gottes, er war nur ein oder zwei Jahre älter als Dahrein, dachte er und fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht. Er stand auf, zog sein Hemd aus und bedeckte das Gesicht des Jungen, bevor er die Anzahl der Pferde überprüfte.
    Ein Stück Seil mit seiner Faust umklammernd verließ er den Stall.
    Sein Vater holte ihn ein.
    »Solltest du dich nicht um meine Mutter kümmern?«, bemerkte Ran bissig. Der Himmel über ihnen war von Wolken verhangen.
    »Sayidda geht es gut. Ich habe ihre Spur gefunden. Sie haben diesen Weg hier genommen«, informierte Granville ihn und wies auf den Hang hinter dem Haus. Ran schaute ihn mit verbitterten Augen an, bevor er ihm hinsichtlich des Pfades Recht gab.
    »Was hat Rachel vorgehabt?«, murmelte er zu sich selbst. »Den Berg zu überqueren, um dann über den Rand der verdammten Klippe zu gelangen?« Als er sah, dass Granville die Zügel eines Pferdes in der Hand hielt, fuhr er ihn grob an: »Nein! Dein Ruf als Erzeuger von Bastarden hat Rachel schließlich erst hierher gebracht!«
    »Du würdest also wegen deines verdammten Stolzes meine Hilfe zurückweisen?«
    Wollt Ihr wirklich seinen Arm für den Stolz eines Arztes riskieren? Auroras Worte verfolgten ihn. Beinahe lächelnd schüttelte Ran seinen Kopf.
    »Nimm dir fünf Männer und reitet dann diesen Weg hoch«, nickte er in Richtung Norden zu der Spur hin, die Rachel hinterlassen hatte.
    »Folgst du ihnen denn nicht?«
    »Dies hier ist meine Heimat, Vater, und es gibt mehr als nur einen Weg zum Gipfel hinauf.« Ran zog eine Augenbraue hoch, und auf seinen Lippen spielte ein finsteres Lächeln, als er die
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