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Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Tran Arnault
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die sich über sie beugte. Unter dem Vorwand, mich nützlich machen zu wollen, habe ich versucht, mich an sie heranzumachen, aber sie hat mich abgewiesen. Ich wollte gerade nach oben auf mein Zimmer gehen, als D., der die Szene aus der Ferne verfolgt hatte, mich aufhielt. Er meinte, mich zu kennen. War ich nicht im letzten Winter in Barcelona gewesen? Erst dachte ich, es handelte sich um einen dieser plumpen Annäherungsversuche, die sich einsame Männer ausdenken. Dann erinnerte ich mich an den kurzen Aufenthalt in Spanien, an einem Ort, der diesem hier sehr ähnlich war. Dieser Mann gab mir zu verstehen, dass er mein Tun durchschaut hatte. Er klang weder aggressiv noch ironisch. Ich entschloss mich, das Ganze abzukürzen, und blieb freundlich. Er war Gast in einem Hotel, in dem man mich für meine Diskretion schätzte.
    Es musste kurz nach neunzehn Uhr sein, ich hatte noch etwas Zeit. Er wirkte weder aufdringlich noch gefährlich. Also bin ich der Einladung des Fremden auf ein Glas ausnahmsweise gefolgt.
    D. bewies sehr viel Taktgefühl. Sein vornehmes Verhalten, sein Wunsch, sich mit mir zu unterhalten und etwas mit mir zu teilen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, ließ meine Zurückhaltung schwinden. Er hat mir keine Fragen gestellt, nur noch einmal deutlich gemacht, dass er wüsste, wie ich meinen Lebensunterhalt verdiente. Es überraschte mich, als er mir versicherte, dass er meine Unabhängigkeit schätze und die Kreativität, die diese Unabhängigkeit möglich mache. Während er das sagte, sah er mir in die Augen. Ich senkte den Blick und gab zu, dass ich der fraglichen Kategorie angehörte. Ich hatte erst nach Mitternacht ein Rendezvous. In meinem Tagesablauf gab es viel Leerlauf. Morgens schlief ich lange, aber der Nachmittag und der Abend zogen sich immer hin. Wir haben zusammen zu Abend gegessen. Dieses unvorhergesehene Tête-à-Tête verlief gut. Später ist er aufgestanden und hat mir die Hand gereicht. Vielleicht würden wir uns am folgenden Tag wieder begegnen. Er sei fast jeden Abend hier, um ein wenig aus seiner Höhle herauszukommen und, wie er lächelnd hinzufügte, sich davon zu überzeugen, dass die weite Welt noch existierte.
    »Vielleicht«, habe ich erwidert. Erst als er sich entfernte, habe ich bemerkt, dass er hinkte.
    Nach kaum zwei Minuten kam er zurück. Man könne sich jetzt gleich dort treffen. Er sehne sich danach, eine längere Reise zu machen. Ob ich dazu auch Lust habe? Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr als zwei Stunden erübrigen könne. »Zwei Stunden«, hat er geantwortet, »das ist fast ein Leben.«
    Ich bin mit ihm gegangen.
    Während sich das Tor automatisch öffnete, sprang die Gartenbeleuchtung an. Über dem Atlantik ließ eine Reihe Scheinwerfer die Fassade des Hauses erstrahlen. Ähnlich wie bei Gebäuden aus der Kolonialzeit war es ringsum von einer Holzterrasse umgeben. Um Biarritz zu vergessen, fehlte nur das Zirpen der Grillen. Sobald der Motor des Wagens verstummte, hörte man nichts als die Brandung von unten. Dennoch ist mir kein romantischer Gedanke gekommen. Mein Gastgeber hat mir eine langweilige Führung erspart. Wir sind auch nicht die schmalen, in den Felsen geschlagenen Stufen zum Strand hinuntergestiegen und haben die Szene aus Verdammt in alle Ewigkeit nachgespielt. Ich konnte es nicht voraussehen, aber etwas später sollte mich ein Augenblick stark an eine Szene aus Die barfüßige Gräfin erinnern.
    Ich saß D. gegenüber auf der Veranda; er sagte nichts mehr. Er schien nichts zu erwarten. Ich fragte ihn, wieso er mich hierher gebracht habe. Er glaubte, dass wir diese Selbstverständlichkeit miteinander teilten, die Einzelgängern eine ungeahnte Kraft verleihe und sie verdächtig mache. Er fand es angenehm, dass ich schwieg. Ich fand es weder wichtig, womit er seine Tage verbrachte, noch wieso er das Bein nachzog. Zwei Fragen, die die meisten Menschen, denen er zum ersten Mal begegnete, brennend interessierten. Als er ein Taxi rief, das mich zurück zum Hotel bringen sollte, ertappte ich mich dabei, dass ich hoffte, ihn vor meiner Abreise noch einmal wiederzusehen.

Der Swimmingpool
    Donnerstag, 23. April, 11 Uhr 58
    Sie kehren von einem Spaziergang an den Klippen zurück und betreten das Hotel durch die Drehtür. Als Sie an der Rezeption vorbeikommen, erkennen Sie ihre Stimme wieder.
    »Roberte Senan, Zimmer 302. Gibt es Nachrichten für mich?«
    Es ist die Frau, die Sie im gelben Salon angesprochen haben. Vom Klang ihres Vornamens fühlen
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