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Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Tran Arnault
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das Museum ist, würde ich aus purem Bewahrungsgeist darauf achten, dass ihr euch nicht auflöst. Ich will alles erforschen und alles bewahren.
    Die Verwandlung findet nur ein einziges Mal in einem Hotelzimmer statt. Ich existiere nur durch das Spiel. Ein Spiel ohne Vorgaben – abgesehen von denen, die der Anstand gebietet. Sie machen den Anfang. Indem ich ihnen die erhoffte Zärtlichkeit gebe, kommt ein lockerer Vertrag zustande. Ich achte auf eine langsame Verführung. Ich lasse ihnen die Illusion eines unendlichen Vorspiels. Das ist nicht zwangsläufig der Auftrag: Es kommt vor, dass ich eine so heftig ins Gesicht schlage, dass sich ihr Blick verschleiert und die Haut reißt. Ich lese von ihrem Gesicht ab, ob sie möchte, dass ich noch einmal zuschlage. Dabei wird mein Arm von jener übermächtigen Kraft geführt, von der man sagt, dass sie nur aus unglaublicher Wut oder Verzweiflung erwachse. Ich empfinde weder Wut noch Verzweiflung. Es ist vielmehr das Bewusstsein, die Freude über eine Begegnung, die keine Vergangenheit und keine Zukunft kennt. Ich denke an die Bilder einer Enthauptung. Der Kopf vollkommen autonom, das Gesicht überrascht zu einer Grimasse verzerrt. Die Fassungslosigkeit vor der letzten Zuckung. Ich spreche hier nicht von meinem Verlangen, sondern von ihrem. Darin unterscheidet sich der Körper vom Geist, er trifft keine bewussten Entscheidungen. Er folgt dem Drang. Der Bruchteil einer Sekunde genügt, und das unfassbare Verlangen ist da.

I
    Die Regel

Zimmer Nummer 7
    Dienstag, 28. April, 1 Uhr 15
    Die Geschichte beginnt in einem Hotel in Rom oder vielleicht in Prag und setzt sich in Recife fort, in Lissabon oder in Wien. Vielleicht liegt draußen Schnee, ein Fluss fließt träge dahin, nasse Bürgersteige werden von weißen Autoscheinwerfern angestrahlt.
    In jedem Hotelzimmer der Welt fallen rote und blaue Lichtstrahlen auf das Bett. Man erinnert sich nur daran, nur an die bunten Lichter. Erinnert man sich an die Spiegel, das Telefon auf dem Nachttisch, die Aschenbecher, das Bild an der Wand?
    An Ihrer Seite der Körper einer Unbekannten. Ein nackter Körper. Einer mehr. Dieser Körper ähnelt dem Ihren. Sie erahnen ihn im Dämmerlicht. Sie gefallen sich in Ihrer Reglosigkeit.
    Wenn sie sich anschickt zu sprechen, legen Sie den Zeigefinger auf ihre Lippen und bringen sie zum Schweigen. Sie möchten ihre Stimme nicht kennenlernen.
    Morgen begegnen Sie ihr im Flur. Sie warten gemeinsam auf den Fahrstuhl. Ganz sicher wird sie einen Begleiter an ihrer Seite haben. Ebenso wenig wie Sie wird sie den Kopf heben. Sie wissen nichts, erkennen nichts wieder, nur den Geruch ihrer Haut, der in der Luft hängt.
    Ohne ihren Körper zu berühren, folgen Sie mit der flachen Hand ihren Kurven. Es ist, als würden Sie ihren Schatten streicheln. Den Schatten, die Haarspitzen, es ist nichts zu spüren. Das ist nicht richtig.
    Sie ist nicht ungeduldig. Hat die Schweigeregel akzeptiert. Ist sogar gerade eingeschlafen. Sie hören es. Die Vorstellung, dass sie sich hat gehen lassen, gefällt Ihnen. Sie lauschen lange auf ihr regelmäßiges Atmen. Sie erforschen sie.
    Nachts schreiben Sie. Auf dem Briefpapier des Hotels. Es ist eine detaillierte genaue Beschreibung. Fast ein Bericht. In gewisser Weise bringen Sie Ihren Auftrag zu Ende. Sie beschreiben die leichte Berührung der Brustwarzen. Das Streicheln der schweren Brüste, die so ganz anders sind als Ihre. Das vorsichtige Spreizen ihrer Beine, damit sie nicht aufwacht. Die Knie, die sich unbewusst weiter öffnen. Ihren Kopf zwischen ihren Knien. Die wiederholten leichten Berührungen genau dort. Die Erforschung des glatt rasierten Geschlechts, dessen Weichheit Sie überrascht. Ihre Lippen an ihren Schamlippen. Ihr Klagen, auf das Sie mit einem animalischen Knurren reagieren. Die Energie unter ihren Lenden. Die Ausdünstungen, die Sie sorgfältig bestimmen. Das stoßartige Atmen. Die Gefühle, die sich nicht mehr verheimlichen lassen.
    Als sie zum Höhepunkt kommt, ihre leicht geöffneten Augen, mit denen sie nicht nach Ihnen sucht. Ihr Körper, der, erneut von Schlaf übermannt, zurücksackt.
    Es wird Ihnen zur Gewohnheit, die Geschichten aufzuschreiben. Manchmal ist es auch vertraglich vorgesehen.
    Die Geldscheine auf dem Frisiertisch lassen Sie rasch in Ihrer Handtasche verschwinden. Sie achten darauf, unauffällig die Tür zu schließen.

Zimmer Nummer 28
    Donnerstag, 30. April, 23 Uhr 57
    Sie fragt: »Wie viel?«
    Sie antworten nicht. Den Preis legt die
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