Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Heiße Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Tran Arnault
Vom Netzwerk:
Handtuch vom Spiegel und lädt Sie ein, sich davor zu platzieren. Sie tun es, ohne Fragen zu stellen. Zu den meisten Aufträgen gehört ein überraschender Teil. Es vergeht eine gute Minute, während der er Sie beobachtet. So, wie man ein Bild betrachtet, das man in Erinnerung behalten möchte. Langsam heben Sie Ihr Abendkleid. Erst bis zum Knie. Sie lassen sich ganz bewusst Zeit. Dann noch ein Stück höher bis zu den Schenkeln, bis dorthin, wo die Haut unter der Seide am weichsten ist.
    Er greift ein. »Nein, das ist nicht nötig.« Er lässt Sie gehen. Sie verabschieden sich.
    Als er unter die Decke gleitet und bevor er die Lampe ausschaltet, überzeugt sich Arthur, dass der Spiegel noch immer Ihre Silhouette zeigt. Das Spiegelbild ist noch da, ganz und gar, fast lebendig. Die Einsamkeit des Mannes ist nicht mehr ganz so groß. Er sinkt in den Schlaf.

Berlin
    Donnerstag, 16. Juli, 18 Uhr 44
    Die Holzplanken knarren ein bisschen. Man muss eine Treppe hinaufgehen. Vor dem Kassenhäuschen bleibt der Mann stehen. Ohne den Kassierer anzusehen, reicht er ihm eine Banknote.
    »Haben Sie es nicht kleiner?«, fragt der Angestellte, während er den Schein entgegennimmt.
    Eine ganz normale Frage, dennoch unangenehm. Ein Blick über die Schulter. Gerade lang genug, um flüchtig den nachfolgenden Kunden zu mustern. Der sucht mit dem Blick den Boden ab, als habe er etwas verloren. Diese blöden Bankautomaten, immer spucken sie Hunderter aus. Wie in Las Vegas! Aus demselben Grund hat ihn das Taxi schon nicht mitgenommen. Er sucht in der Innentasche und ist erleichtert, als er dort noch passendes Geld findet.
    »Es ist gleich dort links. Sie haben eine Viertelstunde. Wenn das Licht flackert, ist die Zeit um.«
    Die Tür aufstoßen. Die Augen zusammenkneifen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als käme man zu spät in einen Kinosaal. In der Luft hängt ein etwas feuchter Geruch. Seine Nasenflügel zucken. Er spürt deutlich, dass hier jemand ist. Vielleicht einen Atemzug. Als ein schwaches Licht angeht, bemerkt er die Trennwand, die den Raum teilt. Warten. Nicht vom Fleck rühren.
    Der Lichtschein beleuchtet die erste Falltür. Ein Quadrat von kaum zehn Zentimeter Seitenlänge. Das Brett wird zur Seite geschoben. Er hört sein eigenes Atmen. Sein schneller schlagendes Herz.
    Die Musik überrascht ihn. Er erkennt die Stimme sofort: »Casta diva«, die Callas.
    Keine Zeit, sich daran zu erinnern, wie er die Aufnahme das letzte Mal in seiner Wohnung genossen hat.
    Zeitgleich mit der Stimme erscheint ein Mund in dem Rahmen. Die Spucke hinunterschlucken. Ganz dicht herantreten. Die Lippen öffnen sich. Nur ein wenig. Die Schminke glänzt unter dem warmen Lichtschein der Lampe. Zwischen den Lippen erscheint eine rosige Zunge. Nur ein Stück. Er meint, ein Atmen an seinem Bauch zu spüren. Sein Geschlecht schmerzt. Die Opernmusik wirkt einladend.
    Er weiß nicht, wie er sich von seiner Kleidung befreit hat. Die Zunge berührt zaghaft seine Eichel, leckt an ihr, verstärkt den Druck. An der empfindlichsten Stelle zögert die Zunge. Der Mann zittert, verkneift sich ein Bitten. Dann nähert sich der Mund langsam, bis er das erregte Glied ganz umschließt. Er schiebt das Becken vor. Die Callas. Die langsame Bewegung, sehr langsam. Die Wärme. Die Callas. Die umschlossene Haut. Das Glänzen dieser Haut. Die Callas. Der Schock, als die Klappe geschlossen wird. Dunkelheit. Stille.
    Nachdem Musik und Mund gleichermaßen abrupt verschwunden sind, dröhnen seine Ohren. Er reibt sich mit der Hand den Nacken. Kommt wieder zu sich.
    Plötzlich fällt der Lichtstrahl auf eine andere Luke. Ein Viereck zwischen zwei kreisrunden Öffnungen. Diesmal etwas größer. Dann erneut Dunkelheit. Rascheln. Nur wenige Sekunden, so lange, wie es dauert, den Platz einzunehmen. Wie im Theater.
    Die Beine in den runden Öffnungen umrahmen das Vlies. Das braune Dreieck verhüllt die helle Haut. Das ist alles, was von der Frau zu sehen ist. Drei Fenster und ein Puzzle. Guillotine, Guillotine , geht es ihm durch den Kopf. Nur, dass das, was dort sitzt, sehr lebendig ist. Sich sogar bewegt. Der Mann ist gebannt, als er die Geste hinter der Trennwand bemerkt. Damit die Anatomie besser zu erkennen ist, spreizt eine Hand das Geschlecht. Damit nichts verborgen bleibt. Hier gilt es, andere Lippen zu entdecken. Das nackte Geschlecht zeigt sich ihm und anderen namen- und gesichtslosen Unbekannten. Die Frau, ebenfalls namen- und gesichtslos, stellt ihr Intimstes zur Schau.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher