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Heiss wie der Sommer

Heiss wie der Sommer

Titel: Heiss wie der Sommer
Autoren: Linda Lael Miller
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Arterien verstopfen und deinen Körper mit Konservierungsmitteln vergiften willst, dann kannst
du
das ja ruhig machen. Tess und ich haben vor, ein langes, gesundes Leben zu führen.“
    „Ein langes und langweiliges Leben“, konterte Hal. Lily hatte schon vor Jahren aufgehört, ihn als ihren Dad anzusehen – seit ihr klar geworden war, dass er sie nicht mehr den Sommer über zu sich nach Montana holen wollte. Hal war vehement gegen ihre Teenagerromanze mit Tyler Creed gewesen, und sie vermutete, dass er sie deswegen aus seinem Leben verbannt hatte.
    „Ich kann auch eine Krankenschwester engagieren“, sagte sie, während sie den Wagen durch den dichter werdenden Verkehr lenkte und die Erinnerung an Tyler wieder verdrängte. „Wenn es dir lieber ist, kann ich mit Tess gleich wieder nach Chicago zurückfahren.“
    „Sei nicht so gemein, Mom“, meldete sich Tess zu Wort. „Du weißt doch, dass Grampas Herz ihn angefallen hat.“
    Tess’ Formulierung hätte ihr fast ein breites Lächeln entlockt, aber dafür war das Thema dann doch zu ernst.
    „Ja“, stimmte Hal ihr zu. „Sei nicht so gemein! Das erinnert mich nämlich an Lucy, und an sie möchte ich so wenig wie möglich denken.“
    Da Lily auf ihre Mutter nicht viel besser zu sprechen war als auf ihren Vater, hätte sie auf diese letzte Bemerkung auch gut verzichten können. Sie beugte sich vor und änderte die Einstellung der Klimaanlage, während sie mit einem Auge die Straße im Blick behielt. Ihre Baumwollshorts waren hochgerutscht, sodass nun auch die Oberschenkel am Sitz klebten.
    Das hatte ihr noch gefehlt. „Na, wunderbar“, murmelte sie.
    „Nana ist doof“, merkte Tess gut gelaunt und liebevoll an.
    „Ruhig“, zischte Lily, obwohl sie ihr insgeheim zustimmte. „Es ist nicht nett, so was zu sagen.“
    „Aber es stimmt doch!“, beharrte sie.
    „Ganz meine Meinung!“, kommentierte Hal.
    „Das reicht jetzt!“, fauchte Lily. „Hört gefälligst beide auf! Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren! Schließlich wollen wir doch alle lebend unser Ziel erreichen.“
    „In dem Fall solltest du etwas langsamer fahren“, brummte Hal. „Wir sind hier schließlich nicht in Chicago.“
    „Danke, das wäre mir fast nicht aufgefallen“, konterte sie viel sarkastischer als beabsichtigt.
    „Hast du ein großes Haus, Grampa?“, wollte Tess wissen und lenkte die Unterhaltung auf ein harmloseres Thema. „Kann ich Moms altes Zimmer haben?“
    Unwillkürlich wurden Erinnerungen wach an das riesige viktorianische Gebäude, das einmal ihr Zuhause gewesen war. Ein herrlich verwinkeltes Haus mit einer hoffnungslos vollgestopften Bibliothek, Sitzbänken vor den Fenstern und Kaminen aus Backsteinen. Ein Stich ging ihr durchs Herz. Ihr wurde zugleich bewusst, was sie mit diesem Haus verloren hatte.
    „Ja, natürlich“, antwortete Hal in sanftmütigem Tonfall. Sie bemerkte, dass er sie von der Seite ansah. „Wartet in Chicago ein Mann auf dich, Lily? Willst du deswegen dorthin zurück?“
    Während sie nach der Auffahrt auf den Freeway Ausschau hielt, versteifte sie sich und überlegte, ob die Frage noch etwas anderes ausdrücken sollte. Immerhin hatte Lilys Mutter ihn seinerzeit für einen anderen Mann verlassen, und er hatte in den Jahren danach nicht wieder geheiratet. Möglicherweise misstraute er Frauen insgesamt, also auch seiner eigenen Tochter. Vielleicht rechnete er damit, dass sie alles stehen und liegen ließ und zu irgendeinem Kerl zurückkehrte, dem sie auf Burkes Beerdigung begegnet war.
    Sie seufzte und blieb mit den Fingern an der Klammer hängen, mit der sie am Morgen hastig ihr blondes, bis fast auf die Schultern reichendes Haar hochgesteckt hatte, bevor sie das Motel mit Ziel Krankenhaus verließ. Sie wusste, sie verhielt sich nicht fair. Ihr Dad litt unter einer schweren Herzerkrankung. Die Ärzte und Schwestern hatten sie gewarnt, dass Depressionen häufig bei Patienten auftraten, die plötzlich auf die Hilfe von anderen Leuten angewiesen waren.
    Zumindest seit der Scheidung hatte Hal Ryder sein Leben so geführt, wie es ihm gefiel. Jetzt war er auf seine ihm fast völlig fremd gewordene Tochter angewiesen. Sie würde ihm das Essen zubereiten, ihm seine Medikamente zuteilen und darauf achten, dass er weder den Rasen mähte noch sich anderweitig körperlich übernahm. Vor allem aber würde sie darauf achten, dass er sich erst wieder um seine Praxis kümmerte, wenn er wirklich genesen war.
    „Lily?“, hakte er nach.
    „Nein“,
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