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Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot

Titel: Heinrich Mueller 04 - Gnadenbrot
Autoren: Paul Lascaux
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Griff?«, wollte Spring wissen.
    »Nein«, sagte der Wirt. »Aber er hat ja in Bern gelebt, dort habt ihr La Fosse aux Ours, den Bärengraben, da fällt das nicht so auf. Aber dass er sein Erbe so schnell durchgebracht hat, ist vielen sauer aufgestoßen.«
    »Er hat neben dem Haus auch noch Geld geerbt?«
    »Man munkelt von einer Million. Sehen Sie, die Eltern waren arbeitsame Leute. In einem Dorf sagt man nichts Schlechtes von einer solchen Familie.«
    »Na gut. Aber die Eltern sind inzwischen verstorben«, meinte der Polizist. »Wir interessieren uns für den Sohn.«
    »Er ist kein schlechter Kerl«, sagte der Wirt. »Wer weiß, was sie mit ihm in Bern gemacht haben.«
    Sie haben nichts gemacht, sie haben nichts gehört, also gehen sie nach Hause und sagen kein Wort, weder zu ihren ausgemergelten Frauen noch zu den autoerotischen Fantasien ihrer einsamen Tage, dachte Bernhard Spring, bevor er fragte: »Höre ich aus Ihren Bemerkungen heraus, dass es auch dunkle Seiten gegeben hat?«
    »Erwarten Sie nicht, dass ich einen Einheimischen schlecht mache«, sagte der Mann und wollte sich vom Tisch erheben.
    Spring fasste nach seinem Unterarm. »Der gute Mensch, den Sie vor den bösen Polizisten in Schutz nehmen, hat zwei Personen umgebracht. Wenn Sie uns doch noch etwas zu sagen haben …«
    »Die Frau, die wir in jener Nacht am Himmel gesehen haben …«
    »… ist eine davon«, ergänzte der Störfahnder.
    Sein Gewicht lastete wieder schwer auf dem Stuhl, als der Bärenwirt fortfuhr: »Pierre Roth war selber ein halbes Jahr lang in der Klinik. Nach dem Tod seiner Eltern litt er unter Verfolgungswahn, glaubte, er sei der Nächste, faselte unverständliches Zeug. Wir dachten, er sei einer Sekte beigetreten.«
    »Stündeler«, stellte Spring fest.
    »Schlimmer«, sagte der Wirt, »Außerirdische!«
    Dann gab er sich einen Ruck, forderte den Störfahnder auf mitzukommen, bewegte sich durch einen kühlen Gang zwischen Steinmauern, eine hölzerne Treppe hinauf und blieb vor dem Zimmer Nr. 5 stehen. In der Tür steckte der Schlüssel.
    »Seine Wohnung ist in einem schlechten Zustand«, erklärte er. »Deshalb hat Pierre Roth hier übernachtet. Vor zwei Tagen ist er allerdings in sein Elternhaus zurückgekehrt, aus Sicherheitsgründen, hat er gesagt, und dass ich ihm das Zimmer frei halten solle, er müsse hier etwas deponieren.«
    Der Wirt zog die Zimmertür auf und ließ Bernhard Spring den Vortritt.
    »Dieses Paket sollte ich für Pierre Roth verwalten.«
    Der Störfahnder brauchte es nicht aufzuschnüren, um zu wissen, dass er darin den Teppich finden würde, der am Anfang der ganzen Geschichte stand. Er rief die Besetzung eines der Streifenwagen und beauftragte die Polizisten damit, das Paket unter größter Vorsicht beim Direktor des Bernischen Historischen Museums abzuliefern.

Dienstag, 4. August 2009
    Pierre Roth stand unter permanenter Handyortung, hatte allerdings sein Gerät seit gestern ausgeschaltet. So blieb Police Bern nichts weiter übrig als die Bereitschaft, das lange Warten. Der Störfahnder setzte sich zu Heinrich Müller an einen Tisch im Bauch & Kopf und trank einen Kaffee.
    »Die Befragungen in Bellelay haben zweifelsfrei ergeben, dass der Schauspieler der Täter in den beiden Mordfällen Delia Zimmermann und Thierry Coudray ist«, fasste Bernhard Spring zusammen. »Der Teppich ist sichergestellt, was bedeutet, dass auch der letzte Grund für seine Taten hinfällig geworden ist. Es kann ihn nur noch die Verzweiflung leiten.«
    »Falls er Kenntnis davon hat, dass ihr den Teppich beschlagnahmt habt«, gab Heinrich zu bedenken.
    »Egal. Ich denke, er versucht noch einmal, ihn zu Geld zu machen, um von der Bildfläche zu verschwinden.«
    Plötzlich gab es ein Geräusch, als ob Wasser aus einer Badewanne abflösse.
    »Das ist mein Handy«, sagte Spring.
    »Wir haben den Verdächtigen geortet«, sagte eine kühle weibliche Stimme. »Er hat kurz einen Herrn Andreas Markwalder angerufen, der sich in Murten vor dem Haupttor aufhält. Der Anrufer selber bewegt sich. Wahrscheinlich sitzt er im Zug zwischen Bern und Murten, kurz vor Galmiz.«
    »Danke«, sagte der Störfahnder, wählte eine Nummer und gab kurze Anweisungen.
    »Es geht los«, bellte er, packte seine Jacke und stürzte zum Wagen, gefolgt von Heinrich Müller. »Die Polizei in Murten wird Pierre Roth am Bahnhof erwarten und auf seinem Weg beschatten. Hoffentlich kommen wir früh genug.«
    Sie kamen rechtzeitig, da Pierre Roth offensichtlich das
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