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Heimlich Fee 2: Wie wir den Dieb im Schlafanzug verfolgten (German Edition)

Heimlich Fee 2: Wie wir den Dieb im Schlafanzug verfolgten (German Edition)

Titel: Heimlich Fee 2: Wie wir den Dieb im Schlafanzug verfolgten (German Edition)
Autoren: Thilo
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mit einem Zauberspruch wieder eingefangen habe, überstand ich die Probezeit ratzfatz.
    Ich bin durch den Spiegel zurück in die Menschenwelt gedüst und habe im Lindenhof meinen Koffer gepackt. Dann musste ich schnell wieder in die Feenwelt, denn es war ja erst Dienstagabend. Drei Tage in meiner neuen Schule lagen noch vor mir.
    Ich durfte niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen über die Feenwelt erzählen! Das hatte mir Fortunea Tautropf, die Internatsleiterin, eingeschärft. Und jetzt kommen endlich die komplizierten Verwicklungen. Ich habe mich nicht bei Doktor Habicht, dem Direktor des Menscheninternats, abgemeldet!
    Ihr habt Recht! Wie kann man nur so dusselig sein! Aber denkt dran: Ich war gerade durch einen Spiegel gestiegen, hatte einen Zauberspruch gelernt und war auf einem Einhorn geritten. Wer von euch hätte da an seinen Schulleiter gedacht? Ich jedenfalls nicht!
    Während ich also seelenruhig beim Zwerg Bofar Eisenbart Kristallkunde hatte und mit dem Troll Derger Kehlheim den Stall von Fenjala ausmistete, raufte sich Doktor Habicht vor Sorge die wenigen Haare. Amanda Birnbaum hatte nicht in ihrem Zimmer geschlafen. Jill schwor es hoch und heilig! Justin hatte mich mit dem Koffer davongehen sehen, wie er jetzt herausrückte.
    Der Habicht ruft also meinen Vater an. Der steht in der Werkstatt und schweißt und kratzt sich am Kopf. Erst glaubt er natürlich, er hätte mal wieder etwas missverstanden. Dann ruft er aber doch meine Mutter in Rom an. Die steht gerade mit zehn blonden Bohnenstangen vor einem Tempel, um die neuste Mode zu fotografieren, weiß auch nichts, wird also kreidebleich. Mein Vater telefoniert mit all meinen Freunden – also mit Emma. Er ruft seine Bekannten an. Keine Amanda. Seine Eltern und Oma Konstanzia, Mamas Mutter, können ihm auch nicht weiterhelfen. Jetzt bekommt sogar so ein ruhiger Typ wie mein Vater Schweißausbrüche.

    Immer wenn wir keinen Unterricht haben, richte ich im Feeninternat mein Doppelzimmer mit Nelly ein. Nelly ist ein halber Elf, weshalb sie von manchen als „Spitzohr“ verspottet wird. Aber das weiß Papa ja nicht. Papa weiß gerade überhaupt nichts von mir, also kriegt er kein Auge zu. Nachts jedenfalls nicht.
    Am Freitag schläft er erst um zehn Uhr morgens ein. Drei Stunden, bevor er meine Mutter am Flughafen abholen soll.
    Jorinde Birnbaum, die berühmte Fotografin, rastet am Flughafen völlig aus. Erst das einzige Kind weg, dann auch noch der einzige Ehemann. Sie wartet also eine halbe Ewigkeit auf ihn, versucht immer wieder, ihn per Handy zu erreichen – aber Papa antwortet nicht. Zu guter Letzt schnappt sie sich ein Taxi und jagt durch halb Deutschland. Auf der Fahrt zu meiner Schule dreht sie sich dauernd zu dem Taxifahrer hin, damit der nicht auch noch verschwindet.
    Mit quietschenden Reifen raste ihr Taxi durch das Tor vor dem Lindenhof. Auf dem Parkplatz stieß es fast mit dem riesigen Auto von Jills Vater zusammen, dem Erfinder der Gemüsesticks mit Gummibärchengeschmack. Mittlerweile war Freitagnachmittag, Abholzeit. Mein Vater hatte zwar meine Mutter am Flughafen vergessen, mich aber nicht. Voller Hoffnung, dass ich doch noch auftauchen könnte, tuckerte er mit seinem gebrechlichen Lieferwagen ein paar Minuten nach Mamas Taxi auf den Hof. Gerade in dem Moment, als ich nichts ahnend mit meinem Koffer durch den Spiegel kam und vor das Gebäude trat.
    Dort stand auch schon meine Mutter mit unserem Direktor.
    „Hallo!“, rief ich fröhlich. Ich platzte ja beinahe vor Glück.
    Mama platzte auch fast. Zuerst dachte ich, sie würde mir die erste Ohrfeige meines Lebens verpassen. Dann heulte sie aber los und drückte mich an sich.
    Da dämmerte mir, was ich falsch gemacht hatte. Ich hätte mir am liebsten in den Hintern gebissen, doch leider bekomme ich den Kopf nicht so weit herumgebogen.
    Um heil aus der Sache herauszukommen, spielte ich die verletzte Tochter.
    „Ja!“, schluchzte ich und quetschte ein paar Tränen heraus. „Ich habe zwei Tage auf dem Schulspeicher gehockt und war so sauer, weil keiner für sein einziges Kind Zeit hat, wenn es neun wird!“
    Doktor Habicht sagte gar nichts. Der rieb nur seine Brille, bis die Gläser dünn wie Butterbrotpapier waren. Als wir in Papas Lieferwagen stiegen, wirkte er verdammt erleichtert, dass er sich um mich jetzt erst mal keine Sorgen mehr machen musste.

Lügen haben kurze Beine! Was das Sprichwort bedeuten soll, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass Lügen einen vollgestopften Magen
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