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Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition)

Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition)

Titel: Heimlich Fee 1: Wie eine Freundin in mein Leben purzelte (German Edition)
Autoren: Thilo
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Abend passierte es dann. Es war einer der letzten richtig schönen Sommertage.
    „Die Sonne bäumt sich noch einmal gegen den Kalender auf“, sagte mein Vater.
    Ich war den ganzen Tag im See geschwommen und mit Zacharias durch unseren Garten getobt. Als es dunkel wurde, holte ich mir eine Strickjacke und meine Taschenlampe. An Papa gekuschelt hockte ich am Steg und wartete auf Mamas Gutenachtgruß.
    Die Nacht war sternenklar und ich hatte schon seit Stunden nicht mehr an die fiesen Zwillinge gedacht. Dann morste Mama los.
    Das Morsealphabet ist nicht besonders schwer. Jeder Buchstabe setzt sich aus kurzen und langen Strichen zusammen. Das kann man schreiben oder eben blinken. Einmal kurz blinken und einmal lang steht zum Beispiel für A. So kann man sich quer über einen See unterhalten, es dauert nur leider schrecklich lange.
    Mama morste: Wie geht es dir, mein Schatz?
    Erst wollte ich übelstgenial antworten , aber dann durchkreuzten Jill und Justin wieder meine Gedanken. Sie konnten mich nicht mal an diesem perfekten Samstag in Ruhe lassen.
    Also morste ich Mama ziemlich ausschweifend zurück: J und J nerven! Sie ärgern mich pausenlos. Mein Geburtstag übermorgen wird schrecklich. Ich wünschte, ich hätte wieder eine Freundin wie Emma.
    Danach tat mir der Daumen weh. Was hier in vier Zeilen passt, dauerte beim Morsen fast eine halbe Stunde.
    Mama antwortete lange nicht. Erst dachte ich schon, sie sei eingeschlafen, aber es war noch viel, viel schlimmer.
    Sie schrieb: Es tut mir leid. Ich bin auch nicht da. Rom, Topmodels darf man nicht warten lassen.
    Sicher hängte sie noch ein HDGDL an – das heißt Hab dich ganz doll lieb  –, aber da war ich schon in meinem Zimmer und schob die Kommode vor die Tür. Ich musste jetzt einfach allein sein.
    Ich wurde endlich neun und keinen Menschen interessierte es! Acht zu sein, ist schrecklich langweilig. Aber neun! Das ist eine magische Zahl, sagt Emma. Kein Wunder, sie ist ja auch schon seit dreiundzwanzig Tagen neun. Ach, Emma …
    Ich hörte, wie Papa besorgt nach mir rief und an meine Zimmertür klopfte, doch ich antwortete nicht. Als das Klopfen aufhörte, schnappte ich mir mein Handy. Papa zahlt die Rechnungen. Ich darf nur nicht in Neuseeland anrufen. Diesmal hatte ich aber kein schlechtes Gewissen, als ich die Ländervorwahl 0064 wählte. Emma war gleich nach dem zweiten Klingeln dran. Die Schlafmütze war gerade erst aufgewacht, dabei war es dort schon zehn Uhr.
    „Wer stört?“, maulte sie in unserem Grundschulenglisch in den Hörer. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich anrief.
    „Neunmal darfst du raten!“, knurrte ich auf Deutsch zurück.
    Da heiterte sich Emmas Laune schlagartig auf. „Amanda, du Wundertüte!“, jubelte sie in den Hörer. „Bei euch muss es doch ungefähr vier Uhr morgens sein!“

    Ich schüttelte den Kopf, obwohl sie das ja nicht sehen konnte. „Nein, Mitternacht.“
    „Buhu! Geisterstunde!“, riefen wir beide gleichzeitig.
    Mein Herz wurde leicht und schwer zugleich. Leicht vor Freude. Und schwer weil, weil … weil es so eine Freundin eben nur einmal auf der Welt gibt – am Ende der Welt.
    Ich schüttete Emma mein Herz aus. Erzählte ihr bis ins kleinste Detail von meiner bescheuerten Zimmernachbarin Jill. Von Justin, der mir ständig ein Bein stellt. Und von meinen Eltern, die immer Zeit haben, außer wenn ich sie brauche.
    „Verflixte Nixe!“, seufzte Emma nach meinem langen Bericht. „Um Justins Gehirn auf Erbsengröße zu kriegen, müsste man es aufpumpen. Geh ihm aus dem Weg!“
    Ich nickte. Außerdem nickte ich fast ein. Bei uns war es ja schon fast zwei Uhr nachts.
    „Aber eine Person hat an deinen Geburtstag gedacht“, flüsterte Emma geheimnisvoll ins Telefon. „Erinnerst du dich an die coole Jeans mit den rosafarbenen Flicken?“
    Sofort war ich wieder hellwach. „Die von dem Foto, das du mir gemailt hast? Wie sollte ich die vergessen! So was Übelstgeniales gibt’s in Deutschland nicht zu kaufen.“

    Emma kicherte. „Eben! Und rate mal, wer sie bald tragen wird? Neuseelands Post funktioniert nämlich bestens.“
    „Du meinst, im Lindenhof liegt schon ein Paket für mich?“
    Obwohl ich Emma nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie bis über beide Ohren grinste. Sie hatte es geschafft. Meine gute Laune war zurück.

Wie ich den Sonntag verbrachte? Gähnend in meinem Zimmer, wie sonst? Mit acht Jahren steckt man es eben nicht so leicht weg, wenn man bis zwei Uhr morgens telefoniert.
    Mein Vater ahnte
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