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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Autoren: Edmund Crispin
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sie aus dem Fenster geschaut hätte, hätte sie auf diese Entfernung nicht erkennen können, was ihr Vater tat. Und wir wissen, daß es nicht seine Gewohnheit war, ein vierblättriges Kleeblatt im Knopfloch zu tragen. Als sie uns dann traf und erzählte, daß er eins trug, war das ihr alles entscheidender Fehler, verstehen Sie? Wenn sie wußte, daß er eins trug, mußte sie in der Kathedrale gewesen sein. Und wenn sie in der Kathedrale war, mußte sie ihn sterben gesehen haben – oder etwa nicht?«

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Nachwort
    Robert Bruce Montgomery (1921 – 1978) war im Hauptberuf ein sehr erfolgreicher Komponist von U- und E-Musik und unter seinem Pseudonym Edmund Crispin der letzte Ritter des Golden Age, ein verfeinerter Spätling, ein frühvollendeter und (relativ) frühverstorbener Hanno Buddenbrook der Detektivliteratur. Wie alle Großen des Genres kannte er selbstverständlich alle ernstzunehmenden Vorgänger und Mitbewerber, war er doch auch jahrzehntelang als kompetenter Kritiker der Kriminalliteratur tätig.
    Den Realismus, wie ihn die amerikanische Schule angeblich vertrat und wie ihn Raymond Chandler 1945 in »Die simple Kunst des Mordens« polemisch propagierte, lehnte er als Kritiker wie als Praktiker ab; er liebte nach seinem eigenen Bekenntnis am Kriminalroman im allgemeinen und am Detektivroman im besonderen vor allem das Phantasievolle und das kunstvoll Künstliche.
    Als Autor wie als Kritiker wußte er, daß der Detektivroman eine Variationsgattung ist, die ihren Reiz auf engem Raum innerhalb klarer Regeln entfaltet, darin dem Schachspiel vergleichbar. Der Verfasser von Detektivromanen studiert die Bücher der Kollegen, wie der Schachgroßmeister die berühmten Partien nachspielt und sich daran freut, auf neue Eröffnungs- oder Endspielvarianten zu treffen. Was liegt da näher, als das Spiel auch als Spiel preiszugeben, in dem beispielsweise der Detektiv weiß, daß er in die Annalen eines gewissen Edmund Crispin eingehen wird, während ebendieser Crispin seinerseits in Fußnoten die Sprüche seines Helden kritisch kommentiert?
    John Dickson Carr hatte 1935 genüßlich die Fiktion als Fiktion preisgegeben und seinen Detektiv Dr. Fell erklären lassen, er und seine Mitstreiter seien doch bloß Figuren in einem Detektivroman und der Leser wisse das (»Der verschlossene Raum«). Niemand ist ihm in diesem Bekenntnis begeisterter gefolgt als Crispin, versichert doch dessen Detektiv Professor Fen immer wieder, der einzige Literaturwissenschaftler zu sein, der es in der gesamten Geschichte des Genres zum Detektiv gebracht habe. Vorbild ist Crispins unmittelbarster Vorgänger, der Anglist John Innes Mackintosh Stewart (1906 – 1994), der 1936 als Michael Innes mit einem Krimi debütiert hatte (»Zuviel Licht im Dunkel«) und der später in der Tat einen Ruf nach Oxford erhielt, wo Gervase Fen immer schon lehrt. Im vorliegenden Buch wird indirekt auf ihn Bezug genommen: Als der Fall zu komplex für die lokale Polizei zu werden droht, soll der beste Mann von Scotland Yard kommen, Inspector Appleby – Michael Innes’ Seriendetektiv. Fen beschwert sich zu Recht: »Was wollen die denn mit Appleby, wenn ich hier bin?« Im Klartext: Wieso soll Innes’ Detektiv kommen, wenn der von Crispin schon da ist?
    Unser Autor freut sich schlicht an diesen Dingen, auch im völlig freien Spiel: Im Studierzimmer eines Theologen sitzt ein Rabe auf einer Marmorbüste, und die Besucher erkennen sofort Poes Raben aus dem gleichnamigen Gedicht und aus seiner »Philosophy of Composition« darin, sein Besitzer aber nicht. Zudem heißt dessen Frau »Lenore«, und der im Weltlichen wenig bis kaum belesene Geistliche kennt wiederum Bürgers gleichnamige, auch im Englischen sehr populäre Gespensterballade nicht.
    In seiner Grundstruktur ist dieser zweite Roman Crispins jedoch eine einzige Huldigung an John Dickson Carr, der die schaurigen Orte als Schauplätze gleichermaßen liebte wie die verschlossenen Räume als Tatorte (»Tod im Hexenwinkel«, »Der Tote im Tower«, »Die Schädelburg«). Schauplatz ist eine fiktive Kleinstadt an Englands Südküste, die zugleich Bischofssitz mit einer bedeutenden gotischen Kathedrale ist. Einst war sie berühmt, später berüchtigt für ihre Hexenverfolgungen, die hier mehr als ein Menschenalter länger dauerten als im übrigen England und bis ins 18. Jahrhundert, das Jahrhundert des Lichts und der Aufklärung, reichten. Außerdem wurden die Hexen hier verbrannt und nicht gehängt, und
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