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Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen

Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen

Titel: Heilen und Kochen mit Hildegard von Bingen
Autoren: Petra Hirscher
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und hatte Gewicht.
    Einer ihrer bekanntesten Briefwechsel ist der mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa, den seine Zeitgenossen als Erneuerer des Reiches und als Verkörperung der ritterlichen Ideale bewunderten. Diesen Mächtigen ermahnte Hildegard unerschütterlich:
    »Möge der Heilige Geist dich also belehren, dass du gemäß seiner Gerechtigkeit lebst und wirkst.«
    Aus ihrem regen Schriftwechsel ergeben sich Reisen in verschiedene Städte wie Mainz, Würzburg, Köln, Trier und Metz. Trotz ihrer anfälligen Gesundheit absolviert sie sie mit viel Engagement und Hingabe,
    »vom göttlichen Geist nicht nur angetrieben, sondern genötigt«.
    Hildegard predigt öffentlich vor Klerus und Volk oder besucht ihre Korrespondenten.
Visionen und musikalisches Gotteslob
    Hildegards zweites theologisches Hauptwerk, das Buch der Lebensverdienste »Liber vitae meritorum«, entsteht zwischen 1158 und 1163. In diesem Lehrbuch der Ethik schildert sie am Beispiel von 35 Gegensatzpaaren aus Tugenden und Lastern den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse im Herzen des Menschen und überall in der Welt. Ihr drittes Visionswerk beginnt Hildegard etwa 1168 mit 70 Jahren – einem für die damalige Zeit schon biblischen Alter. Das »Liber divinorum operum« – das Buch vom Wirken Gottes – zeigt in zehn Visionen die Weltentstehung und -erhaltung und wie Gott als absoluter Herr der Schöpfung Weltall und Mensch mit seiner Liebe trägt. Hildegard notiert:
    »So wie der Künstler seine Formen hat, nach denen er seine Gefäße macht, so bildet Gott die Gestalt des Menschen nach dem Bauwerk des Weltgefüges, nach dem ganzen Kosmos.«
    Hildegard besitzt aber nicht nur eine schöpferische Fähigkeit für das Wort, sondern auch für Ton und Klang. Zwischen 1151 und 1158 komponiert sie über 70 geistliche Lieder, die »Symphonia«. Sie werden beim liturgischen Gotteslob im Kloster Rupertsberg gesungen, aber auch zur privaten Erbauung. Hildegard selbst bezeichnet sie als »Symphonia harmoniae caelestium revelationem« – frei übersetzt: musikalische Umsetzungen der Harmonie des Himmels. Ihr Singspiel »Ordovirtutum« – Spiel der Kräfte – wird 1152 zur Einweihung der neuen Abteikirche uraufgeführt.
Die »erste deutsche Ärztin«
    Mit ihren Kräutergärten und Apotheken waren Klöster im Mittelalter die Heilstätten schlechthin. Von einer Klostergeneration zur nächsten gaben Mönche und Nonnen ihr Heilwissen weiter, so dass Patienten von nah und fern kamen, in der Hoffnung, im Kloster werde ihnen geholfen. Speziell die Benediktinerklöster machten es sich zur Aufgabe, sich um erkrankte Mitbrüder und -schwestern ebenso wie um Hilfesuchende von außerhalb der Klöster zu kümmern. In dieser Tradition steht auch Hildegard, die sich intensiv der Naturkunde und der Heilkunde zuwendet.
    Sie befasst sich genau mit der sie umgebenden Natur und hält ihre Erkenntnisse schriftlich fest. Nach 1150 entsteht so die »Physica«, in der sie bestimmte Arznei- und Heilmittel beschreibt. In ihrer Heilkunde »Causae et curae« beschreibt sie Heil- und Behandlungsmethoden verschiedener Krankheiten. Hier kann sie viele persönliche Erfahrungen aus ihrer stets schwachen Gesundheit einbringen. Schon in ihrer 1181 von Theoderich von Echternach vollendeten Lebensbeschreibung heißt es: »Hildegard hatte beinahe von Kindheit an fast ständig an schmerzlichen Krankheiten zu leiden.«
    Ihre medizinischen Nachschlagewerke, ihre Intuition und das besondere Einfühlungsvermögen in die Sorgen und Nöte der Menschen brachten ihr den Ruf einer »ersten deutschen Ärztin«. In ihrem Bemühen um die Heilung des Menschen geht Hildegard mit ihren Maßnahmen ganzheitlich vor. Nicht nur das kranke Organ soll geheilt werden, sondern auch Leib und Seele. Sie beginnt und begleitet die Behandlung mit einer angemessenen Ernährungstherapie, die mit einem vernünftigen Lebensstil und einer ausgewogenen Lebensordnung einhergehen soll. Erst dann greift sie auf Arzneien zurück und als letztes Mittel auf die Chirurgie mit Schröpfen und Aderlass. Die ursprüngliche Harmonie von Gott, den Menschen und dem ganzen Kosmos, so wie sie bei der Erschaffung der Welt bestand, ist für sie der Heilszustand schlechthin.Durch den Sündenfall verliert der Mensch einige seiner göttlichen Widerstandskräfte. Krankheiten sind diesem Bild entsprechend Prüfungen des Himmels an den menschlichen Willen, ein würdiges Leben zu führen. Der Heilkunst kommt in Hildegards Weltsicht die Aufgabe zu, dem Menschen
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