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Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)

Titel: Heidi Klum - Chamäleongesicht. Biographie (German Edition)
Autoren: Berndt Rieger
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Anfang an vor allem durch ihre Natürlichkeit und ihren Humor punktet und Menschen lieber mit Charme als mit Leistungen für sich einnimmt. Später, als Geschäftsfrau, wird sie gerne erzählen, dass sie in Verhandlungen auch ihre Weiblichkeit und ihre Verführungskraft als Frau einsetzt. Und auch bei ihren Auftritten, vor allem im amerikanischen Fernsehen, merkt man, dass sie lieber herzlich mit dem Publikum lacht als auf die Qualität der Produkte zu verweisen, die sie zu der Gelegenheit anbietet.
    Um ihre Schönheit hat sie nie großes Aufhebens gemacht. Dadurch ist es ihr immer wieder gelungen, Frauen, die ihr begegnet sind, in Freundinnen zu verwandeln. Sie ist lieber Kumpel als Anführerin, lieber Normalo als ein Star. Diese Charaktereigenschaft erklärt, warum Heidis beste Freundin immer noch die ist, die ihr als Schülerin dazu geraten hat, an einem Modelwettbewerb teilzunehmen. Und sie erklärt auch, wie es Heidi gelungen ist, in einer Umgebung wie dem Unterwäscheunternehmen Victoria's Secret , das die weltweit größten Schönheiten für seine Shows bucht, als der Engel aufzusteigen, der die größten Flügel von allen Engeln hat. Doch dass Heidi selbst kein Aufhebens um ihr Aussehen macht, soll nicht dazu führen, dass man das Offensichtliche verschweigt. Es reicht nämlich, wenn man sich heute auf YouTube das Video der damaligen Talkshow von Thomas Gottschalk ansieht, in dem Heidi zum „Model 92“ gekürt wird, und man erkennt sogleich eine atemberaubende Schönheit, die ihre Konkurrentinnen optisch sichtbar aussticht. Die 18jährige Heidi ist jedenfalls ein Schwan, mit dem sich heutige Teilnehmerinnen von Germany's Next Topmodel nicht messen können. Zwar sieht sie noch nicht so aus wie später, zwar kann man, wie so oft, gar nicht sicher sagen, ob dieses selbstbewusste und zugleich scheue Wesen, das Gottschalk zurückhaltend aber doch klar und mit fester Stimme Auskunft gibt, überhaupt Heidi Klum ist, zumindest jene Heidi Klum, die wir heute zu kennen glauben. Aber dies junge Frau mit dem wachen Blick und dem sichtbaren Wunsch, in dem Wettbewerb alles zu geben und dabei nirgendwo anzuecken, ist in jedem Fall ein unglaublicher „Hingucker“, bei dem man sich nicht vorstellen kann, jemand würde es überhaupt wagen, hier an Begriffe wie „Pickelgesicht“ überhaupt zu denken. Es ist auch interessant, dass sich in dem noch mädchenhaften, weichen Antlitz dieser frühen Heidi Charaktereigenschaften, die sie später groß machen werden, viel deutlicher abzeichnen als das später der Fall sein wird. Man spürt den starken Willen dieser jungen Frau, sich über Konkurrentinnen hinwegzusetzen, die alle größer und manche auch schöner sind als sie. Es ist eine Kämpferin und Siegerin, die hier vor uns steht,  und trotz aller Zurückhaltung eine, die anderen ihren Willen aufzwingen kann. Die Haare sind noch dunkel, aber auch das Gesicht hat etwas Ernstes und Empfindsames, das man schwer mit der späteren lustigen, oberflächlich wirkenden Heidi in Verbindung bringen kann.
    Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es viele Mädchen in der Integrierten Gesamtschule Paffrath gegeben hat, die sich von Seiten ihres Aussehens mit Heidi messen konnten. Aber auch die Stärke ihrer Persönlichkeit ist schon beim Teenager greifbar und lässt es fragwürdig erscheinen, dass sie sich nach dem Abitur, das in ihrer Schule ja nur etwa ein Drittel der Schüler schafft, einer Designerkarriere verschreiben möchte. Auf diese junge Frau wartet doch etwas Größeres, das erkennt man unabhängig davon, dass Heidi bei „Model 92“ ja auch im Mittelpunkt des Interesses steht und zugleich auch einen Höhepunkt erlebt, den sie vergleichbar im ganzen Leben nicht mehr erleben würde: Die Erfahrung, sich unter Tausenden von Konkurrentinnen im direkten Wettbewerb durchzusetzen und dabei die von allen anerkannte Nummer 1 zu werden. Denn tatsächlich ist dieser erste und einzige Gewinn der Beginn einer langen Karriere, in der Schmähungen und Kritik jeden erkämpften Erfolg verkleinern oder in sein Gegenteil verwandeln werden.
    Kehren wir zu dem Satz zurück: „Ich war ein Spätzünder, aber ich hatte durchaus hin und wieder einen Freund und auch sonst ein ziemlich normales Leben.“ Dem Satz liest man auch eine indirekte Botschaft ab, die sich immer in Heidis Interviews einschleichen wird. Sie wird von Anfang an Erfolg oder Misserfolg, das Streben nach und das Erreichen eines Ziels immer wieder an der Frage festmachen, ob sie in einer
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