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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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uns ernst in die Augen.
    «Es ist unsere Entscheidung», sagte Xavier. «Natürlich wünschten wir, dass sie hier sein könnten … aber sie würden es nicht verstehen.»
    Pater Mel nickte, während er der Bedeutung von Xaviers Worten nachspürte.
    «Unser Entschluss ist nicht die Schnapsidee zweier Teenager», mischte ich mich ein. Ich befürchtete, dass es mehr brauchte, ihn zu überzeugen. «Sie haben keine Vorstellung, was wir schon alles gemeinsam durchgestanden haben. Wir können keinen einzigen Tag mehr warten, bis wir auch in den Augen des Herrn zusammengehören. Bitte.»
    Pater Mel schien die Dringlichkeit meiner Bitte durchaus zu erkennen, doch eine leise Stimme in seinem Kopf schien ihn zur Vorsicht zu mahnen.
    «Es ist Gottes Wille», sagte ich da und sah, wie sich seine Augen weiteten. «Er hat uns nicht ohne Grund zusammengeführt. Sie wissen besser als jeder andere, dass Er für jeden Einzelnen einen Plan hat, und dies ist der unsere. Es liegt nicht in unserer Hand, Ihn zu hinterfragen. Alles, was wir wollen, ist, anzunehmen, was Er zwischen uns geschaffen hat.»
    Damit war der Handel besiegelt. Pater Mel konnte unmöglich etwas verweigern, was eine direkte Anweisung von oben zu sein schien. Mit einer Handbewegung zeigte er sein Einverständnis an.
    «Also gut. Ihr sollt nicht länger warten müssen.»
    Er winkte jemanden heran, der bisher in der Dunkelheit verborgen gewesen war. «Ich habe mir erlaubt, Mrs. Alvarez als Trauzeugin hinzuzubitten.»
    Wir drehten uns um und sahen eine Frau, die still am Rande einer Kirchenbank gebetet hatte. Als sie aufstand und auf den Altar zukam, erkannte ich in ihr die Haushälterin des Paters. Sie wischte angebliche Falten aus ihrer Kittelschürze – ganz offensichtlich war es sehr aufregend für sie, eine kleine Rolle in etwas zu spielen, was ihr wie eine wildromantische Eskapade erscheinen musste. Als sie sprach, klang sie sogar leicht atemlos.
    «Du bist Bernadettes Sohn, oder?», fragte sie mit starkem spanischen Akzent. Xavier nickte und senkte den Blick, als ob er mit Kritik oder Tadel rechnete. Doch Mrs. Alvarez drückte ihm nur den Arm. «Keine Sorge, bald werden sich alle für dich freuen.»
    «Sollen wir anfangen?», fragte Pater Mel.
    «Bitte … un momento .» Mrs. Alvarez schüttelte den Kopf und warf mir einen unglücklichen Blick zu, bevor sie mit einer gemurmelten Entschuldigung aus der Kirche lief. Verwirrt warteten wir, bis sie wiederkam und mir einen Strauß aus Gänseblümchen überreichte, die sie hastig im Pfarrgarten gepflückt hatte.
    «Vielen Dank.» Ich lächelte sie dankbar an. In unserer Hektik hatten Xavier und ich auf solche Details nicht geachtet. Wir trugen auch beide noch die Kleidung unserer Abschlussfeier.
    «Gern geschehen.» In ihrem Blick stand Erleichterung.
    Die Sonne, die durch die bunten Kirchenfenster hineinströmte, tauchte Xavier in Gold. Selbst in seiner alten Trainingshose hätte er umwerfend ausgesehen. Aus den Augenwinkeln sah ich meine eigene Flut aus kastanienbraunem Haar, das von Kupfer und Bronze durchzogen schien. Es war, als würde ich von innen leuchten. Ein kleiner Teil von mir wollte darin ein Zeichen sehen, dass unser Bund in den Augen des Himmels Gnade gefunden hatte. Immerhin hatte die Erde aufgehört zu beben, und auch an der Decke waren keinerlei Schäden zu sehen. Vielleicht, ganz vielleicht, musste unsere Liebe sogar der Himmel akzeptieren.
    Als ich Xavier ansah, merkte ich, dass sich etwas in mir verändert hatte. Meine Gefühle, diese irrsinnig intensive Liebe, übermannten mich nicht wie gewohnt so, dass ich glaubte platzen zu müssen. Stattdessen verspürte ich einen tiefen Frieden, als ob alles in meinem Universum seinen Platz gefunden hätte. Obwohl ich Xaviers Gesicht so gut kannte wie mein eigenes, war es trotzdem immer wieder so, als würde ich ihn das erste Mal ansehen. Seine Züge hatten so viel Tiefe, waren so vielschichtig: seine Lippen, die sich zu einem schiefen Lächeln verzogen, seine breiten Wangenknochen und die beinahe mandelförmigen Augen, die so türkis waren wie das Meer an seinen flachsten Stellen. Einzelne Sonnenstrahlen tanzten über sein honigfarbenes Haar und ließen es leuchten wie poliertes Messing. Sein weißes Hemd und die Krawatte, die er für die Abschlussfeier angezogen hatte, waren wie gemacht für die Festlichkeit des Augenblicks. Xavier griff nach seiner Krawatte und zog sie ein letztes Mal in Form. War er nervös? Ich konnte es nicht sagen.
    «Ich muss heute
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