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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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leblosem Körper und kniete neben ihm nieder. Die Augen des Priesters waren geöffnet und wirkten matt und glasig.
    Hinter dem Altar drängte sich Mrs. Alvarez atemlos hervor und starrte uns voller Angst an. Sie verharrte im Gang und umklammerte mit zitternden Händen das edelsteinbesetzte Kreuz, das sie um den Hals trug.
    « Santo cielo! Gott erbarme sich unser!», winselte sie, bevor sie wie blind aus der Kirche stolperte.
    «Warten Sie!», rief ich ihr nach. «Mrs. Alvarez, bitte!» Aber sie drehte sich nicht mehr um. Zu stark war ihr Drang, dem, was sie gerade erlebt hatte, so weit wie möglich zu entfliehen.
    Als sie fort war, sah mich Xavier mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
    «Beth, was haben wir getan?», flüsterte er. «Wir haben jemanden getötet.»
    «Nein, das stimmt nicht.» Ich kniete mich neben ihn und nahm seine Hand. «Xavier, hör zu. Es ist nicht unsere Schuld.»
    «Sie haben ihn aus Rache getötet», murmelte Xavier und wendete den Kopf zur Seite, damit ich seine Trauer nicht sah. «Weil er uns getraut hat. Wenn er uns nicht geholfen hätte, wäre er noch am Leben.»
    «Das konnten wir nicht wissen.» Ich zog sein Kinn zu mir und zwang ihn, mich anzusehen. «Wir haben ihn nicht getötet.»
    Ich glitt mit der Hand über Pater Mels Augenlider und schloss sie für immer. Wut stieg in meiner Brust auf, Wut über diese Ungerechtigkeit, auch wenn ich wusste, dass ich damit niemandem weiterhelfen würde. Ich riss mich zusammen und sprach ein stilles Gebet für Pater Mel, dass seine Seele Frieden fände. Xavier starrte immer noch schweigend vor sich hin.
    «Nur sein irdisches Leben ist beendet», erklärte ich ihm. «Er hat jetzt seinen Frieden – das weißt du doch?»
    Xavier nickte und versuchte, die Tränen wegzublinzeln, die an seinen langen Wimpern hängen geblieben waren. In diesem Moment hielt mit quietschenden Bremsen ein Auto vor der Kirche. Die Türen wurden aufgerissen und zugeschlagen, und gleich darauf knirschten Schritte über den Kiesweg.
    Als Ivy und Gabriel in die Kirche stürmten, hatte sie im Bruchteil einer Sekunde erfasst, was sich abgespielt hatte. Sie hasteten so schnell den Gang entlang, dass wir sie erst deutlich sehen konnten, als sie direkt vor uns standen. Gabriel fuhr sich verzweifelt durch das sandfarbene Haar, und sein schönes Gesicht zeigte nur eins: Schmerz. Ivys goldfarbene Haare waren zerzaust, und ihre Miene stand auf Sturm.
    «Was in Gottes Namen habt ihr getan?», sagte sie in einem Ton, den ich noch nie an ihr gehört hatte. Ihre Stimme war um Oktaven dunkler als sonst und schien aus den tiefsten Tiefen ihrer Brust zu kommen. Gabriel öffnete und schloss nur den Mund, ohne etwas zu sagen.
    «Wir sind zu spät», sagte er schließlich. Seine Augen wanderten von unseren Eheringen zu dem Toten am Boden. Er zwinkerte nicht einmal, als ob es ihn wenig überraschte, das erste Opfer unserer verhängnisvollen Liebe zu sehen.
    «Was für ein Hohn.» Ivy schüttelte fassungslos den Kopf. «Diese Auflehnung wird man nicht einfach so hinnehmen.» Ihre sonst so kühlen grauen Augen hatten einen ungewöhnlichen, bernsteinfarbenen Ton angenommen, und ich glaubte sogar, kleine Flammen in ihrer Iris wahrzunehmen.
    «Dazu später.» Gabriel wies in Richtung Ausgang. «Jetzt müssen wir hier weg.»
    Die beiden packten uns an der Schulter und zerrten uns beinahe den Gang entlang. Wir waren zu benommen, um uns zu wehren. Draußen vor der Kirche stand der schwarze Jeep. Ivy riss die Türen mit so viel Wucht auf, dass das ganze Auto nach rechts schlingerte. «Einsteigen», befahl sie. «Jetzt.»
    «Nein», widersprach ich und riss mich los. «Ich bin es leid, dass uns jeder sagt, was wir zu tun haben.»
    «Bethany, ich wünschte, du wärst vorher zu mir gekommen», sagte Gabriel mit tiefer Enttäuschung in der Stimme. «Ich hätte dir geholfen, die richtige Entscheidung zu treffen.»
    «Dies war die richtige Entscheidung, Gabriel», sagte ich fest.
    «Du hast gegen die Gesetze des Himmels verstoßen und den vorzeitigen Tod eines Dieners Gottes verursacht», sagte meine Schwester mit zusammengebissenen Zähnen. «Und du spürst keine Reue?»
    «Wir wussten nicht, dass so etwas geschehen würde.»
    «Natürlich nicht», sagte sie, und ich begriff plötzlich, wie es aussah, wenn jemand mit den Augen Pfeile auf andere abfeuerte. «Aber erwartest du von uns, dass wir für dich einstehen, egal, was du tust?»
    «Nein, aber ich wünschte, ihr könntet die Dinge aus unserer Perspektive
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