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Heaven (German Edition)

Heaven (German Edition)

Titel: Heaven (German Edition)
Autoren: Alexandra Adornetto
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betrachten.»
    «Wir wollen einfach nur zusammen sein», sagte Xavier. «Das ist alles.»
    Seine Erklärung schien dem Zorn meiner Schwester nur noch Zunder zu geben. «Ins Auto mit euch!», brüllte sie mit einer Grobheit, die uns fast umwarf. Dann drehte sie uns den Rücken zu und lehnte sich mit vor Wut bebenden Schultern an die Beifahrertür.
    «Wir machen ja schon», sagte ich mit fester Stimme in dem Versuch, ein Mindestmaß an Ruhe in die eskalierende Situation zu bringen. «Aber wir wollen wissen, wo es hingeht.»
    «Ihr müsst Venus Cove verlassen. Und zwar sofort. Wir haben keine Zeit zu verlieren», sagte Gabriel. «Alles Weitere erklären wir euch auf dem Weg.»
    Ich bemerkte auf einmal, dass die Adern an Gabriels Hals pulsierten. Ivy rieb sich die Hände und blickte nervös die Straße entlang. Hatte ich irgendetwas verpasst? Ich konnte nachvollziehen, dass sie erzürnt über unsere überstürzte Hochzeit waren, aber das konnte unmöglich alles sein. Wenn ich meine Geschwister nicht so gut gekannt hätte, hätte ich vermutet, dass sie Angst hatten.
    «Gabriel, was ist los?» Leicht panisch berührte ich ihn an der Schulter.
    Er sah mich mit einem Blick an, den ich noch nie an ihm gesehen hatte. Es war ein Blick der Niederlage. «Ihr seid hier nicht mehr sicher.»
    «Was?» Xavier legte mir instinktiv den Arm um die Schultern. «Warum nicht?»
    «Ich weiß, dass wir Schwierigkeiten gemacht haben», sagte ich. «Und ich werde mir nie vergeben, was mit Pater Mel geschehen ist. Aber trotzdem verstehe ich das alles nicht. Das Ganze geht doch nur uns beide an. Wir wollten nur verheiratet sein, sonst nichts. Was ist daran so falsch?»
    «Das weiß der Himmel», sagte Ivy und sah mich zum ersten Mal wieder ruhig mit ihren Gewitteraugen an.
    «Das ist nicht fair», protestierte ich und spürte, wie mir die Tränen kamen. Tief erschüttert, dass unser Glück schon so schnell zerschlagen wurde, setzte ich mich auf die Rückbank.
    Auf dem Fahrersitz drehte sich Gabriel zu uns um und sah Xavier ernst an. «Jetzt hört mir mal gut zu!»
    Xavier erbleichte und schluckte heftig.
    «Ihr müsst nicht einfach nur weg hier», sagte Gabriel. «Ihr müsst fliehen. Und zwar sofort .»
    Mein Bruder raste in so halsbrecherischem Tempo aus der Stadt in Richtung Berge, dass sich Ivy auf die Unterlippe biss und das Armaturenbrett umklammerte. Obwohl meine Geschwister versprochen hatten, uns alles zu erklären, sprach keiner von ihnen ein Wort. Xavier und ich hielten uns aneinander fest und versuchten, uns nicht das Schlimmste auszumalen. So hatte ich mir unsere Flitterwochen nicht vorgestellt. Ich hoffte nur, dass Xavier nicht alles bereute.
    Ich verrenkte mir halb den Hals, um zu sehen, wie meine geliebte Stadt in der Heckscheibe immer kleiner wurde. Das letzte, was ich sah, war die Spitze des Glockenturms der Bryce Hamilton, die über der hügeligen Landschaft herausragte, bevor mein Bruder scharf links auf eine schäbige Schotterpiste einbog und Venus Cove aus meinem Blickfeld verschwand. Der einzige Ort, der für mich je Heimat gewesen war. Wann würde ich ihn wiedersehen? Würde ich überhaupt je zurückkehren? Die Vorstellung verursachte mir Schwindel.
    Auf einmal wurde mir klar, warum Gabriel so darauf aus war, dass wir die Straße hinter uns ließen. Er wollte, dass wir absolut nicht mehr zu sehen waren. Doch selbst jetzt wurde er nicht wirklich langsamer, und so rumpelten wir über den Feldweg, dass die Kieselsteine unter den Reifen hervorspritzten und niedrige Äste gegen die Türen des Jeeps kratzten. Hatten sich selbst die Bäume gegen uns verschworen? Die Wolken ballten sich zu seltsamen Formationen zusammen. Eine große dichte Wolke dehnte sich, bis sie aussah wie eine Hand, die sich uns entgegenstreckte, mit spitzem Zeigefinger, der direkt auf uns wies. Sekunden später verschwand der Finger wieder im wirbelnden Wolkenmeer. Ob ich mir das eingebildet hatte oder nicht, es war ein Symbol für eine Verurteilung. Zweifellos würde man meine Ehe mit Xavier als einen Akt der Rebellion betrachten, als Verrat am Königreich, strafbar durch Gesetze, die ich nicht verstand, weil ich noch zu jung war. Davon abgesehen war das Menschliche in mir inzwischen so stark geworden, dass jedes himmlische Gesetz mir fremd erschienen wäre. Durch Xavier hatte sich meine Loyalität verlagert; ich fühlte mich mit meiner ursprünglichen Heimat nicht mehr verbunden.
    Wir erreichten höhere Gefilde, die Luft, die durch das Autofenster
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