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Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

Titel: Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)
Autoren: Deniz Selek
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der anderen Schüler untertauchen konnte.
    Mein Vater schaltete einen Gang runter, und wir bogen in einen Feldweg ein. Die Luft roch nach Moos, Tannennadeln und feuchtem Holz.
    Vor uns lag ein umgestürzter Baum, den wir auf dem holprigem Waldboden umfahren mussten. Wie mein Vater erhob ich mich und drückte meine Füße fest auf die Fußrasten, um die Erschütterung abzufangen.
    Kurz darauf hielten wir neben anderen Motorrädern vor der kleinen Gaststätte und stiegen ab. Tische und Bänke standen zwischen knorrigen Apfel- und Pflaumenbäumen im Garten, besetzt mit älteren und jüngeren Leuten. Einige kannte ich von früheren Besuchen.
    Otto kam mit einem Tablett voller Geschirr und Kuchen herausgeschlurft. Viele Gäste halfen ihm, denn Otto war sehr alt und ziemlich tattrig.
    Mein Vater hatte mir erzählt, dass er damals auf den Ausbau der Autobahn gehofft und sich mitten im Wald an der geplanten Trasse eine kleine Hütte gebaut hatte. Weil es dort keinen Strom gab, stellte er sich einen Motor mit Keilriemen hinters Haus, der ihm seinen Spitznamen einbrachte. Die Autobahn wurde nie fertiggestellt, und aus der Raststätte machte Otto einfach ein Waldcafé.
    Seine Frau Inge backte aus dem Gartenobst immer noch legendär leckeren Kuchen. Aber auch sie war nicht mehr die Jüngste, und so fanden wir nun manchmal Erbsen oder Reiskörner darin, oder sie hatte den Zucker mit Salz verwechselt. Diese kleinen Überraschungen gehörten bei Keilriemen-Otto einfach dazu, und die beiden Alten konnten genauso darüber lachen wie die meisten Gäste.
    »Was nimmst du?« Mein Vater hängte seine Jacke über den Stuhl und setzte sich mir gegenüber. »Kakao und Kuchen?«
    Er war für ein paar Tage mit Freunden in Frankreich gewesen, und seine blauen Augen strahlten aus dem gebräunten Gesicht.
    Lou sagt immer, mein Vater sieht total gut aus. Ich kann das nicht hören, obwohl sie wahrscheinlich recht hat. Aber er ist mein Vater, und ich will nicht drüber nachdenken, ob er gut aussieht. Wenn ich mir vorstelle, dass Lou ihn toll findet, kriege ich Gänsehaut.
    Schnell sagte ich: »Kann ich Milch mit einem Schuss Kaffee haben? Und Apfelkuchen, bitte.« Auch ich pellte mich aus der warmen Jacke.
    »Ja, sicher.« Mein Vater gab Otto unsere Bestellung auf, und der alte Mann schlurfte wieder ins Gasthaus.
    »Na, was gibt’s Neues, Jannah?«
    »Ich hab eine Zwei in Physik geschrieben«, sagte ich stolz.
    »Ach komm, aber nicht alleine, oder?«
    »Aber fast!«, grinste ich. »Bis auf eine Aufgabe, die habe ich von Samuel abgeschrieben.«
    »Klasse!«, schmunzelte mein Vater erfreut. »Und wie läuft’s zu Hause? Was macht Suzan?«
    Unsicher sah ich ihn an. Wusste er etwa noch nichts von Sepp? Er guckte so harmlos, dass ich nicht der Überbringer der schlechten Nachricht sein wollte.
    »Och, nichts Besonderes«, sagte ich. »Alles wie immer.«
    »Ja?«, sagte er. »Ist deine Mutter immer noch froh, dass ich weg bin, oder vermisst sie mich?«
    »Weiß nicht.«
    Otto kam mit Apfelkuchen, Kaffee und Milch an unseren Tisch. Mein Vater nahm ihm die Teller und Tassen aus der Hand. »Lass mal, ich mach das.«
    »Danke, Gero«, lächelte Otto. »Weißt ja, wie’s is, kann nich mehr so wie früher!«
    »Macht doch nichts, Otto!«, lächelte mein Vater. »Ist schon in Ordnung.«
    Mit der Gabel zerteilte ich vorsichtshalber meinen Apfelkuchen und untersuchte ihn nach Fremdkörpern. Aber abgesehen von einem einsamen Apfelkern fand ich diesmal nichts.
    »Kommst du eigentlich zum Schulfest am Samstag?«
    »Kommt drauf an, wann es losgeht«, grinste mein Vater. »Ich bin nämlich von Freitag auf Samstag in Berlin. Marten feiert seinen Geburtstag.«
    » Der Marten?« Der Freund meines Vaters war Fotograf und lud jedes Jahr eine Schar Models zu seinem Geburtstag ein. Ein ewiges Streitthema zwischen meinen Eltern, weil meine Mutter nie glaubte, dass ihn die vielen hübschen Frauen nicht interessierten. Zumal er immer allein fuhr.
    »Na klar«, sagte mein Vater. »Ich kenne doch nur den Marten!«
    »Also, los geht es um zwölf«, sagte ich. »Aber unser Auftritt ist erst um fünf Uhr. Schaffst du das?«
    »Irgendwie bestimmt«, sagte er. »Ich kann mich ja im Zug ausruhen.«
    »Nicht, dass du meinen Auftritt verschläfst!«, drohte ich. »Wir haben ein halbes Jahr dafür geprobt. Wenn du nicht kommst, bin ich sauer!«
    »Aber nein, Janni«, schmeichelte mein Vater. »Ich werde pünktlich in der ersten Reihe stehen und am lautesten nach Zugabe brüllen!«
    »O
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