Heartbreak-Family – Als meine heimliche Liebe bei uns einzog (German Edition)

und Merrie feierte. Weil wir nicht mehr in unserer alten Wohnung, sondern im Magnolienweg wohnten. Weil Lou von Jarush getrennt war, weil Ken zwar eine andere mochte, aber trotzdem neben mir saß. Weil meine Mutter den kleinen Croc erwartete, weil mein Vater eine Freundin hatte und nichts mehr so war wie früher. Weil so vieles geschehen war, womit ich nie gerechnet hätte.
    Am meisten wunderte ich mich darüber, wie zufrieden ich mit all den Veränderungen war, die innerhalb so kurzer Zeit mein Leben auf den Kopf gestellt hatten. Ich stand auf und ging zur Balkontür, um dem Schneetreiben zuzusehen. Der gesamte Garten war bereits weiß bedeckt. Büsche, Sträucher und Beete, Pavillon, Fisch und Wasserbecken waren nahezu verschwunden. Auf den Ästen der Bäume lag zentimeterdicker Schnee. Jemand hatte neben der Tanne ein großes Windlicht angezündet, das seinen sanft flackernden Schein auf die glitzernden Zweige warf.
    In dieses märchenhafte Bild wurde auf einmal eine überirdische Melodie gegossen. Eine meisterhaft gespielte Trompete erklang. Stille Nacht, heilige Nacht. So schön, dass es schmerzte, so rein und betörend, dass sich Sehnsucht hinter meinen Augen staute.
    Bei den ersten Tönen waren auch die anderen aufgestanden. Sepp öffnete die Balkontür und trat in Hausschuhen nach draußen. Meine Mutter und Merrie stellten sich neben ihn. Nur Ken blieb bei mir.
    Ich schloss die Augen, und Professor Pfisters Trompete trug unsere Herzen weit, weit fort. Über den Garten hinweg, über alle Häuser, Städte und Länder hinweg, über alle Berge, Flüsse und Ozeane, in den unendlichen Schneehimmel hinein.
    Und Ken flüsterte mir einen Satz ins Ohr, der mich die ganze Nacht und noch viele weitere wachhalten sollte: »Vielleicht kriegst du ja von mir auch irgendwann einen Schokokuss?«
    ENDE

Glossar
    Abla  große Schwester
    Allah as¸kına  um Gottes willen, im Sinne von: Das darf doch nicht wahr sein!
    Allah kahretsin!  Mist, verdammter Mist!
    Anne Mutter, Mama
    Annem  mein Mütterchen, sagen türkische Mütter gern zu ihren Kindern
    Boncuk  blaues Glasauge, wird als Schmuckstück und Glücksbringer gegen den bösen Blick getragen
    Canım  mein Herz
    Dede  Großvater
    Günaydın  guten Morgen
    Güzelim  meine Schöne
    Hadi  mach schon, auf geht’s
    Hayatım  mein Leben
    Kızım  mein Mädchen
    Merhaba  guten Tag
    Muhallebi  türkischer Milchpudding
    Nasılsınız  Wie geht es euch?
    Shetani  afrikanisch: Teufel, böser Geist
    Vallah  bei Gott!, im Sinne von »wirklich«
    Vay be!  Herrje!
    Yas¸a!  Möget ihr lange leben! So viel wie: Toll!

Über Deniz Selek
    Deniz Selek wurde in Hannover geboren und verbrachte ihre Kindheit in Istanbul. Schon früh begann sie Geschichten zu schreiben, die sie selbst illustrierte. Sie studierte Germanistik, Pädagogik und Innenarchitektur, verkaufte neben Schuhen auch eigene Kunstwerke, arbeitete als Texterin, Redakteurin und Illustratorin, bis sie sich ganz dem Schreiben von Büchern widmete. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Berlin.
    Im Kinder- und Jugendbuchprogramm der S. Fischer Verlage ist von ihr bereits der Roman ›Zimtküsse‹ erschienen.

    Weitere Informationen zum Kinder- und Jugendprogramm der S. Fischer Verlage, auch zu E-Book-Ausgaben, findet man bei www.fischerverlage.de.

Impressum
    Erschienen bei FISCHER E-Books
     
    © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2013
    Covergestaltung: Geviert – Büro für Kommunikationsdesign, München
    Coverabbildung: Geviert (unter Verwendung von Motiven von Shutterstock und Archiv Geviert)
    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
    Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
    ISBN 978-3-10-401446-3



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