Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Nur Alexander der Große selbst hatte es immer geschafft, den mächtigen Bogen zu spannen. Was hatte ihn auf den vermessenen Gedanken gebracht, er könne die Waffe eines Gottes benutzen? Doch Mercer weigerte sich zu kapitulieren. Er steigerte den Druck noch einmal und schloss die Lücke wieder. Dann holte er tief Luft und mobilisierte sämtliche Kraftreserven, bis die Sehnenschlinge die Spitze des Bogens berührte und schließlich in die Nut rutschte. Mercer entspannte sich - die Sehne hielt.
    Er staunte über die Ausgewogenheit der Waffe und auch darüber,
wie wunderbar sich der Griff in seine Hand schmiegte. Der Köcher für die Pfeile bestand in einer bronzenen Röhre. Ihr Tragegurt war schon vor Jahrtausenden zerfallen, daher behalf er sich mit dem Tragriemen des HK.
    Er legte einen Pfeil ein und versuchte, die Sehne zurückzuziehen, so dass seine Brust und die Schultern fast zu bersten drohten. Ganz gleich, wie heftig er auch an der Sehne zog, er schaffte es so gerade, den Bogen wenigstens zur Hälfte zu spannen.
    Da er keine Lust hatte, in der Grabkammer am Ende des Tunnels in die Enge getrieben zu werden, ging Mercer bis zum Ausgang. Im Diorama-Saal konnte er Flammenzungen durch die Nacht lecken sehen, als Poli und seine Männer auf die unsichtbaren Janitscharen schossen.
    Er bewegte sich leise am Rand der Kammer entlang, hielt sich von den Ölpfannen fern und blieb so gut es ging im Schatten. Ein langer Feuerstoß links von ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er konnte auf der anderen Seite dreier Skelett-Rekonstruktionen undeutlich einen Mann erkennen, der auf etwas schoss, das sich ein Stück entfernt in Höhe des Säulengangs befand. Mercer legte mit dem Bogen an und hielt inne, weil er nicht genau wusste, auf wen er da zielte. Es konnte schließlich auch Booker oder einer von Ahmads Männern sein.
    Der Schütze machte einen kleinen Schritt, so dass sein Gesicht für einen winzigen Moment im Licht lag. Mercer erkannte Mohammad bin Al-Salibi, und sein Hass nahm zu.
    Die drei zwischen Mercer und Al-Salibi aufragenden Ungeheuer aus der Mythologie machten den Schuss allerdings so gut wie unmöglich. Mercer müsste den Pfeil durch die Lücken in den Skeletten lenken, wenn er den Terroristenführer erwischen wollte, dabei hatte er seit dem Sommerferienlager,
als er dreizehn Jahre alt gewesen war, keinen einzigen Pfeil mehr abgeschossen.
    Er zog die Sehne zurück, und zwar weiter, als er es vorher geschafft hatte, bis die kleinen Federn am Ende des Pfeils seine Wange berührten. Salibi hatte seine Position jedoch verändert und versteckte sich jetzt hinter einem mächtigen Oberschenkel von etwas, das die Bewohner der antiken Welt wahrscheinlich für einen Zyklopen hielten. Mercer konnte durch das Gewirr ineinander verschlungener Knochen einen schmalen Streifen von Salibis Gesicht erkennen.
    Nachdem er sein Ziel um den Bruchteil eines Zentimeters verändert hatte, ließ er die Sehne los. Die neunzig Pfund Zug, die er auf die alte Waffe ausgeübt hatte, ließen den Pfeil singend durch die Luft gleiten. Er schoss durch die Lücke zwischen den Hüften und dem Schwanz der Hydra hindurch, passierte ihren Brustkorb in voller Länge und verließ ihn durch ein Loch in der Schulter, ehe er in das nächste Skelett eindrang. Auch hier erwies sich Mercers Zielgenauigkeit als geradezu perfekt. Der Pfeil berührte kaum den Zahn des schlangenähnlichen Wesens, als er durch sein offenes Maul flog. Und dann zischte er durch das Knochengerüst eines dritten Monsters.
    Salibi musste das Geräusch des Bogens gehört haben, denn er fuhr noch in der letzten Sekunde herum. Der Pfeil schnitt durch seine Wange, zerbrach, als er den Knochen traf, hatte jedoch noch genug Wucht, um sich in sein Gehirn zu bohren. Er war tot, ehe er auf dem Grund aufschlug.
    Mercer legte einen weiteren Pfeil auf und setzte die Jagd fort. Die Schüsse verstummten plötzlich - er duckte sich hinter eine Säule, wo er abwartete, was als Nächstes geschehen würde. Dann nahm er eine schattenhafte Bewegung in der Richtung von Alexanders Grabmal wahr, konnte jedoch mit
dem Pfeil nicht schnell genug zielen. Er setzte seinen Rundgang durch die Felsenkammer fort und strengte in dem ungleichmäßigen Licht der Ölpfannen seine Augen an, während er sich vergewisserte, dass - wer sich auch immer im dritten Raum aufhielt - nicht wieder zum Vorschein gekommen war.
    Eine Hand streckte sich aus und ergriff sein Fußgelenk. Er riss sich los und zückte den Bogen, um sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher