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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen
Autoren: Judith McNaught
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freundlich und so zuverlässig sein wie die Leute von Havenhurst.
    Aus diesem Grund hatte sie auch mit Freude und ohne einen Gedanken an eventuelle Probleme reagiert, als Robert eines Tages überraschend aus London kam, sie von dem Blumenbeet fortzog, das sie gerade bearbeitete, und sie mit strahlendem Lächeln darüber informierte, daß sie noch in diesem Jahr in die Londoner Gesellschaft eingeführt werden sollte.
    „Es ist schon alles arrangiert“, sagte er. „Lady Jamison hat sich in freundlichem Angedenken an unsere Mutter bereit erklärt, für dich zu bürgen. Das Ganze wird ein ziemliches Vermögen kosten, aber das dürfte es auch wert sein.“
    „Noch nie zuvor hast du von Geld geredet“, stellte Elizabeth erstaunt fest. „Wir befinden uns doch nicht etwa in finanziellen Schwierigkeiten, Robert?“
    „Jetzt nicht mehr“, log er. „Die Investitionen in dein Debüt werden sich tausendmal bezahlt machen.“
    „Wie denn das?“ Elizabeth wurde immer verwirrter. Lachend zog Robert sie vor den Spiegel, in dem sie sich nur kurz betrachtete, bevor sie ebenfalls lachte. „Du hättest mir doch einfach nur zu sagen brauchen, daß ich einen Schmutzfleck auf der Wange habe.“ Mit den Fingerspitzen rieb sie ihn gleich fort.
    Robert lachte noch immer. „Elizabeth, ist das wirklich alles, was du in diesem Spiegel siehst - einen Schmutzfleck auf deiner Wange?“
    „Natürlich sehe ich das ganze Gesicht.“
    „Elizabeth, dieses Gesicht ist jetzt unser Vermögen!“ erklärte Robert voller Begeisterung. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, hätte mir Bertie Krandell gestern nicht erzählt, welches großartige Angebot seine Schwester vor kurzem von Lord Cheverley erhalten hat.“
    „Wovon redest du denn nur?“
    „Von deiner Verheiratung!“ antwortete er vergnügt grinsend. „Du bist doppelt so schön wie Berties Schwester. Bei deinem Gesicht und mit Havenhurst als Mitgift wirst du eine Partie machen, von der ganz England sprechen wird. Die Ehe wird dir Schmuck, Gewänder und herrliche Häuser eintragen, und mir wird sie Verbindungen schaffen, die mehr als Geld wert sind.“
    Er zwinkerte Elizabeth zu. „Und sollte ich trotzdem hin und wieder ein bißchen knapp bei Kasse sein“, scherzte er, „dann wirst du mir doch sicherlich ein paar tausend Pfund aus deinem Nadelgeld zustecken.“
    „Also sind wir tatsächlich in finanzieller Bedrängnis, ja?“ fragte Elizabeth besorgt.
    „So kann man es nennen.“ Robert seufzte. „Man kann auch sagen, wir sind bankrott.“
    „Wie ist denn das nur möglich?“ Obwohl sie es langsam mit der Angst zu tun bekam, ließ sie das ihrer Stimme nicht anhören.
    Verlegenheit rötete Roberts Gesicht. „Erstens hat dein Vater uns einen Haufen Schulden hinterlassen, meistens Spielschulden, und ich habe ihnen noch einige hinzugefügt. Während der letzten Jahre habe ich uns seine und meine Gläubiger vom Leib gehalten, aber jetzt werden sie unangenehm.“
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Hinzu kommt, daß Havenhursts Erhalt Unsummen kostet. Die Erträge gleichen die Ausgaben nicht annähernd aus. Schon jetzt ist so gut wie alles verpfändet, und bald werden wir in London unser Gesicht völlig verloren haben. Das wäre aber nicht das Schlimmste. Havenhurst gehört dir, nicht mir, und wenn es dir nicht gelingt, dich vorteilhaft zu verheiraten, wird Havenhurst bald endgültig unter den Hammer kommen.“ Elizabeth versuchte die Fassung zu bewahren. „Du sagtest eben, die Londoner Saison koste ein Vermögen, und das haben wir doch offensichtlich nicht“, bemerkte sie sachlich.
    „Die Gläubiger werden sich zurückhalten, sobald sie sehen, daß du mit einem Mann von Rang und Namen verlobt bist, und es wird nicht schwierig sein, für dich einen solchen Mann zu finden.“
    Für Elizabeth hörte sich ein solcher Plan fürchterlich berechnend und kalt an, doch Robert schüttelte den Kopf, und diesmal war er derjenige, der praktischer dachte. „Du bist eine Frau, meine Liebe“, sagte er, „und du mußt heiraten. Das weißt du. Alle Frauen müssen das tun. Wenn du jedoch auf Havenhurst versteckt bleibst, wirst du keinen annehmbaren Ehemann finden.“
    Er nickte ihr aufmunternd zu. „Natürlich sollst du nicht den Erstbesten nehmen, Elizabeth. Ich werde dir jemanden auswählen, zu dem du Zuneigung entwickeln kannst, und außerdem werde ich eine lange Verlobungszeit aushandeln“, versprach er aufrichtig.
    Elizabeths Einwände wehrte er ab, bevor sie ausgesprochen waren.
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