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Haut

Haut

Titel: Haut
Autoren: Mo Hayder
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Woher kommt dann dieser verdammte Geruch?«
    »Von Ihrem Bananenbrot?«
    Sie ging in die Dekontaminationskammer, wo die Anzüge zum Trocknen hingen - gespenstisch, wie eine Reihe von Leuten, die nebeneinanderstanden - und schnupperte. Sie ging zurück in den Korridor und schnupperte wieder. Der Geruch war unverkennbar. Sie lief zu der Mülltonne, mit der sie die verseuchten Anzüge vom Einsatzort weggeschafft hatten, steckte den Kopf hinein und holte tief Luft. Wellard erschien neben ihr; er begleitete sie und sah zu, wie sie in den Tonnen nach den Plastiksäcken stöberte, in denen sie die gebrauchten Stiefelsocken und Handschuhe verstaut hatten.
    »Das ist es nicht.« Er verschränkte die Arme. »Ich hab's schon kontrolliert. Die Reinigung hat sie abgeholt.«
    Sie richtete sich auf. »Ich kapituliere. Woher kommt es?«
    »Keine Ahnung.«
    Seufzend nahm sie eine grüne Schürze vom Haken und band sie sich um. »Und ich hatte vorgehabt, joggen zu gehen.«
    »Sie sollten nicht joggen gehen. Nicht nach der Sache gestern.«
    »Na, ich gehe ja auch nicht, oder? Ich habe gesagt, ich hatte es vor.« Sie zog die Nitrilhandschuhe an, pumpte Luft in die Sprühdose. »Stattdessen werde ich diese Anzüge reinigen. Noch einmal. Ich mache Ihre Arbeit.«
    »Uuuh. Zickig?«
    »Nicht zickig, Wellard. Hormonal gesteuert. Ich bin eine Frau. Ich habe Eierstöcke. Mein Benehmen ist hormonal gesteuert.« Sie ging zum Lagerraum und holte ein paar Sachen heraus. Einen Druckluftzylinder, einen Schlauch. »Kommen Sie her.«
    Er sah den Luftschlauch an. »Du lieber Himmel, Boss. Ich hab's nicht so gemeint.«
    »Geben Sie mir Ihre Hand.«
    »Machen Sie es wenigstens kurz.«
    »Stecken Sie den« - sie klatschte ihm den Schlauch auf die flache Hand - »auf das Ventil. So ist es richtig. Braver Junge. Und während ich jetzt noch einmal alles dekontaminiere, gehen Sie durch das Gebäude und riechen an den Abflüssen. Wenn irgendwas stinkt, spülen Sie es mit Wasser durch. Wenn etwas verstopft ist, nehmen Sie das da.«
    »Druckluft? Für die Abflüsse? Sarge, wir haben hier irgendwo einen Hausmeister, da bin ich ganz sicher. Das ist ein netter Mann. Der hat sicher Spiralen für so was. Die sind besser als Druckluft.«
    »Wellard?«
    »Ja?«
    »Machen Sie es einfach, ja?«
    Die Arctic-Monkeys-CD lag im Player. Flea schaltete ihn ein, drehte die Lautstärke hoch und stürzte sich in die Arbeit. Sie schrubbte und sprühte, spülte Wasser in den Abfluss. Die Nabelschnur, die gestern gerissen war, steckte in einem gelben Nylonbeutel, der an der Wand lehnte und darauf wartete, dass das Labor der Sicherheitsabteilung ihn abholte. Das konnte Monate dauern. Das Labor würde die Leitung einer Reihe von Tests unterziehen, um herauszufinden, was da schiefgegangen war und wie sie es geschafft hatte, einfach so ein Loch in beide Kabel zu scheuern. Für einen Augenblick blieb sie davor stehen.
    Es war unerklärlich. Sie hatte immer gedacht, diese Schläuche seien so ziemlich bombensicher, und fühlte sich unbehaglich und ziemlich dämlich, weil sie ihre Ausrüstung nicht kontrolliert hatte. Es war so knapp gewesen. Langsam kam es ihr so vor, als hätte sie eine Pechsträhne. Da war die Sache von gestern und die vom Dienstag, wo sie mit den Leuten von der MCIU in eine höllische Festnahmeaktion, die Operation Norwegen betreffend, geraten war, die das Teammitglied, das sich jetzt im Sonderurlaub befand, beinahe nicht überstanden hätte. Gar nicht zu reden von dem Tag davor, als sie wieder einmal gezwungen gewesen war, Thom zu decken, der eines Nachts sturzbetrunken zurückgekommen war - am Steuer ihres Wagens und verfolgt von einem Streifenwagen. Weil sie immer wieder auf ihren Bruder hereinfiel, hatte sie ihn gerettet;
    sie hatte dem pedantischen Streifenpolizisten geschworen, sie habe den Wagen gefahren, und sogar einen Alkoholtest gemacht. Thom war zum hundertsten Mal um Haaresbreite davongekommen. Sie fragte sich, ob er jemals würde auf eigenen Füßen stehen können. Und wie lange würde sie es noch schaffen, ihn durchzuziehen?
    Sie kramte die weißen Gummistiefel hervor, die das Team bei Leichenbergungen trug, und krempelte sie von innen nach außen, um nachzusehen, ob vielleicht Körperflüssigkeiten in das saugfähige Innere gesickert waren. Als sie beim letzten Paar angekommen war, erschien Wellard in der Tür. Sie wischte sich über die Stirn und ließ die Stiefel resigniert fallen.
    »Ich gebe auf. Ich habe alles versucht. Als Nächstes muss ich alle
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