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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee
Autoren: Bastei Lübbe
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Anna macht sich jedenfalls große Sorgen, weil die Firma die Brausebonbons aus dem Sortiment genommen hat.«
    »Schlechte Nachrichten. Und sonst?«
    »Ich habe einen Heiratsantrag bekommen!«
    »Du hast WAS?«
    »Von einem Prinzen.«
    Jonah richtete sich auf.
    »Der Brief ist auf Englisch. Vielleicht kannst du beim Übersetzen helfen?«, fragte Jette unschuldig. »Zum Beispiel ›falcon‹, ›bat‹ oder ›lawsuit‹ …?«
    »›Bat‹ heißt Fledermaus«, brummte Jonah unwirsch.
    »Und die anderen Wörter?«, fragte sie. Er zuckte mit den Schultern. Jette stand auf. »Dann gehe ich mal ins Internetcafé«, sagte sie. »Da krieg ich das sicher raus.« Fröhlich pfeifend, mit einigen falschen Tönen dabei, entfernte sie sich.
    Der Platz neben Jonah wirkte auf einmal verwaist. Nur der Stapel mit der Post musste noch da liegen. Was es mit diesem Heiratsantrag wohl auf sich hatte? Jonah nahm wahllos ein paar Briefe und Postkarten in die Hand. Welches wohl der Brief von Dukie war, von dem Jette erzählt hatte? Er hätte ihn gern selbst gelesen. Aber er war ja blind. Das war einfach so ungerecht. Wütend zerknüllte er die Post und warf sie zurück auf das Handtuch. Dann legte er sich auf den Rücken und wartete.
    Jette brauchte lange. Endlich hörte er aus der Ferne ihre Stimme. Sie schien mit jemandem zu scherzen. Eine Männerstimme rief ihr auf Deutsch zu: »Schneewittchen, pass auf, dass der Apfel nicht vergiftet ist!« Dann ihr Lachen. »Keine Sorge!«, antwortete sie mit vollem Mund. Sie kam näher, war jetzt so nah, dass Jonah hören konnte, wie sie in einen Apfel biss. Dann das leise Knirschen des Sandes unter ihren nackten Füßen. Ein kühler Schatten fiel auf sein Gesicht. Sie kniete neben ihm. Apfelatem.
    »Wer ist da?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Der Teufel«, antwortete sie in der gleichen Tonlage.
    »Was bringst du mit?«
    »Furchtbare Strafen.« Ihre Stimme klang verführerisch.
    »Welche?«
    Anstatt einer Antwort legte sie einen Apfel auf seinen Bauch.
    »Was noch?«
    Sie küsste ihn und knabberte sanft an seiner Lippe.
    »Aufhören«, sagte er, als der Biss zu fest wurde. »Was noch?«
    »Einen mächtigen Rivalen«, sagte sie theatralisch.
    Sein Gesicht verdüsterte sich, doch Jette lachte.
    »Ich habe den Brief übersetzt. Und stell dir vor, er ist tatsächlich von einem arabischen Scheich! Ich les ihn dir vor.« Sie raschelte mit dem Papier und holte tief Luft.
    Sehr geehrter Herr Lindner!
    Ich möchte für meinen Sohn respektvoll um die Hand Ihrer wunderschönen Tochter Jette anhalten. Mein Sohn hat Ihre Tochter im Juni aus der Ferne beim Zelten an einem See gesehen. Er hat sich ihr natürlich in keinster Weise unziemlich genähert. Dafür verbürge ich mich. Mein Sohn war mit seinem Falken unterwegs. Er hat beobachtet, wie Ihre Tochter von einer Vampirfledermaus gebissen wurde, die ein fremder Mann auf sie angesetzt hatte. Um die Ehre Ihrer Tochter wiederherzustellen, befahl mein Sohn seinem Falken, die Fledermaus zu töten. Dies geschah noch vor Ort.
    Der Besitzer der Fledermaus trug allerdings eine Pistole bei sich und erschoss daraufhin den von meinem Sohn sehr geliebten Falken. Es handelte sich hierbei um ein sehr wertvolles und einzigartiges Tier. Mein Sohn hat sehr viel in den Falken investiert. Das Tier war sogar in der Lage, in hellen Nächten zu jagen. Mein Sohn verfolgte den Täter noch in der Nacht. Besonnen, wie er war, stellte er allerdingsnur die Identität des Täters fest. Der Mann heißt Wim Tanner.
    Die folgenden Ereignisse konnte mein Sohn nur aus der Ferne verfolgen, da er bei mehreren internationalen Pferderennen anwesend sein musste. Zwei Diener, die mein Sohn in Deutschland zurückgelassen hatte, erstatteten ihm Bericht. So musste mein Sohn erfahren, dass der Mann mit dem Namen Wim Tanner einige Tage später Ihre Tochter entführte und sie an immer neuen Orten versteckte. Mein Sohn, der von seinen Pflichten unabkömmlich war, verlangte schriftlich von dem Entführer, Ihre Tochter sofort freizulassen. Um unser Königshaus zu diesem Zeitpunkt in keinen Skandal zu verwickeln, schickte er das Schreiben anonym. Auch bat er seine Bediensteten, zunächst nicht einzugreifen, da mein Sohn Ihre schöne Tochter selbst retten wollte. Vergangene Woche nun hätte es sein dichter Terminplan erlaubt, nach Deutschland zu reisen. Mit Freude erreichte ihn dann aber die Nachricht, dass Sie Ihre Tochter bereits wieder in Ihre Arme schließen konnten.
    Mein Sohn ist Ihrer Tochter in tiefer
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