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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock
Autoren: Richard Auer
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einfällt?«,
fragte die Kommissarin von der Einsatzzentrale.
    »Ist aber sehr bekannt, das Weißbier. Die Gutmann-Brauerei –«
    »Es brennt aber nicht in der Brauerei. Hast du was zum Schreiben?«
    »Ja.« Morgenstern fand irgendwo im Flur einen Kugelschreiber und ein
Stück Papier.
    »Es handelt sich um eine Mühle im Anlautertal. Die Schwarzmühle,
zwischen Emsing und Altdorf.«
    »Schwarzmühle im Anlautertal«, wiederholte Morgenstern.
    »Die Feuerwehren der ganzen Umgebung sind schon im Einsatz. Die
Kollegen von der Polizeiinspektion Eichstätt auch. Und den Toten haben sie
direkt neben der Mühle gefunden. Mit einer klaffenden Wunde am Kopf. Anscheinend
ist es der Besitzer.«
    »Wer kommt sonst noch?«
    »Peter Hecht aus Schrobenhausen. Ich habe ihn eben angerufen. Er ist
schon unterwegs und holt dich bei dir zu Hause ab. Du brauchst also nicht
selbst zu fahren.«
    »Der Spargel«, sagte Morgenstern. »Wenigstens eine gute Nachricht.«
    Als er sich ächzend und leise vor sich hin maulend anzog, wachte
Fiona endgültig auf.
    »Wo musst du denn hin?«, fragte sie und richtete sich im Bett auf.
    »Ans Ende der Welt. Im Anlautertal brennt eine alte Mühle. Und der
Müller ist tot oder wer auch immer da wohnt.«
    Fiona war von einem Moment auf den anderen auf den Beinen. »Im
Anlautertal? Eine Mühle? Das wird doch nicht die Schwarzmühle sein?«
    Morgensterns Antwort dauerte ein Weilchen, weil er gerade in sein
Sweatshirt schlüpfte. »Schwarzmühle? Doch, so heißt sie. Sag bloß, du kennst
die?«
    Fiona, im gestreiften Pyjama, war bereits in der Tür und eilte Richtung
Küche. »Aber klar«, rief sie. »Die Mühle steht am Dienstag auf dem Programm.
Bei der Woche des offenen Jurahauses. Da wollte ich mit dir hin. Die muss
wunderschön sein.«
    Als Morgenstern in die Küche kam, hatte Fiona das kleine Programmheft
der Denkmalschutzwoche bereits auf den Tisch gelegt und suchte nach der Seite
mit der Schwarzmühle.
    Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigte ein quadratisches zweistöckiges Haus
mit Legschieferdach und Fensterläden.
    Murmelnd las Fiona vor: »Die Schwarzmühle (Markt Titting) wurde
erstmals im Jahr 1382 erwähnt. Nach Jahrzehnten des Niedergangs wurde die Mühle
im Jahr 1998 von Dr. Rupert Ledermann erworben und seither sorgfältig
saniert. Öffnungszeit am Dienstag von siebzehn bis zwanzig Uhr.«
    Bedrückt schaute sie auf das Foto. »Bist du dir sicher, dass das
diese Mühle ist?«
    Morgenstern kramte nach seinem Notizzettel. »Schwarzmühle im
Anlautertal«, las er vor. »Da wird es kaum noch eine zweite geben. Und jetzt
brauche ich dringend einen Kaffee.«
    »Läuft schon durch.« Fiona deutete auf die Maschine. »Ich mache so
viel, dass du dir auch noch einen in der Thermoskanne mitnehmen kannst. Wird
bestimmt ein langer Tag für dich.«
    »Gute Frau«, sagte Morgenstern dankbar. »Aber glaub ja nicht, dass
ich deswegen bei dieser Hauskaufgeschichte einknicke.«
    Fiona lächelte.
    Gemeinsam gingen sie noch einmal die Ankündigung im Programmheft
durch. »1998 von Dr. Rupert Ledermann erworben«, las Morgenstern laut vor.
»Vermutlich ist das der Tote.« Die Kopfwunde fiel ihm ein, und ein Frösteln
überkam ihn. Er schob seine Kaffeetasse zur Seite und atmete tief durch.
Draußen hupte ein Auto. Hecht stand mit einem dunkelblauen Dienst-Audi unten auf
der Straße.
    »Der muss gefahren sein wie ein Henker«, sagte Morgenstern zu Fiona.
    Das Wort »Henker« blieb wie ein dunkles Omen im Raum stehen, als
Morgenstern mit seiner Thermoskanne zu Hecht hinunterhetzte.
    Draußen war es inzwischen hell geworden. Er setzte sich auf den
Beifahrersitz, und sie fuhren los. Nach Norden, an die Grenze zwischen
Oberbayern und Mittelfranken.
    Vom Altmühltal aus schlängelte sich die schmale Straße die Jurahöhe
hinauf, von dort ging es durch die Dörfer Preith, Pollenfeld, Wachenzell und
dann an Steinbrüchen vorbei und durch dichte Wälder hinab ins Anlautertal.
Morgenstern schaltete das Radio an. Auf Bayern 3 herrschte beste Laune.
Ein fast hysterisch fröhlicher Moderator kündigte einen sommerlichen Sonntag
an, dessen angeblicher Höhepunkt die große Bayern-3-Party irgendwo im
Fichtelgebirge werde.
    Schweigend steuerte Hecht den Wagen durchs Anlautertal. Mittlerweile
sahen sie die Rauchwolke, die in der Ferne in den Himmel ragte und einen
seltsamen Kontrast zu dem malerischen Tälchen bildete, das von
Trockenrasenhängen mit vereinzelt hingesprenkelten Wacholderbüschen geprägt
war. In der Mitte des Tals
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