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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes
Autoren: Maggie Shayne
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ein heißes Bad ein und war allein. Und sie war traurig darüber, immer so allein zu sein.
    Ihr Ehemann war ständig auf Geschäftsreise, und er musste sie für ziemlich dumm halten, wenn er dachte, sie wüsste nicht, dass da mehr lief als nur Geschäfte. Sie spürte heiße Tränen über ihre Wangen laufen und sah in den Spiegel.
    Das Gesicht einer schönen Frau blickte ihr entgegen. Goldblondes Haar, seelenvolle, traurige Augen. “Er liebt mich nicht mehr”, flüsterte Sharon Miller durch Kileys Mund. “Er berührt mich nie. Irgendetwas stimmt nicht. In seinen Augen ist eine Kälte, die früher nicht da war.”
    Beim Geräusch eines Wagens, der draußen in die Einfahrt einbog, drehte sie sich um. Phil kam heute früh nach Hause. Er rechnete damit, dass sie schlief – nicht damit, dass sie noch wach war und weinte. Doch sie musste ihn zur Rede stellen, jetzt, heute Nacht, bevor der Mut sie wieder verließ.
    In Pantoffeln und Nachthemd ging sie nach unten. Doch – er kam nicht ins Haus. Warum kam er nicht herein?
    Sie trat ans Fenster, um nachzusehen, ob sein Auto noch da war, und bemerkte, dass die Tür zur Kellerluke offen stand. “Was macht er da unten?”, fragte sie sich.
    Sharon wandte sich vom Fenster ab und ging in den Keller. Im Boden fiel ihr eine Falltür auf, von deren Existenz sie bislang keine Ahnung gehabt hatte. Oh Gott, und jetzt hörte sie das Schreien einer Frau. Von weit weg.
    Sharons Herz klopfte heftig. Irgendwo in ihrem Inneren flehte Kiley sie an, nicht da hinunterzugehen. Sie wusste, dass sie Kiley und nicht Sharon war, und sie wusste, dass sie gerade im Albtraum eines anderen Menschen gefangen war. Doch es gelang ihr weder aufzuwachen noch in den Traum einzugreifen.
    Sie drehte sich um und ging den Tunnel entlang, der in den Raum des Grauens mündete, wo die junge Frau vor langer Zeit gestorben war. Und dann sah Kiley etwas Entsetzliches durch Sharons Augen – oder war es Sharon, die es durch Kileys Augen noch einmal sah? Es waren Frauen, schöne, junge Frauen, die man an die Wand gekettet hatte. Sie waren dreckig, und das Haar hing ihnen strähnig ins Gesicht. Sie waren nackt. Eine hing ganz schlaff in den Ketten. Sie war tot oder dem Tod sehr nahe, doch die anderen lebten und hatten panische Angst. Und ihr Ehemann, der Mann, den sie geliebt hatte, zwang sein neuestes Opfer gerade, sich niederzuknien. Dann befestigte er Ketten an ihren Handgelenken. Als sie wimmernd um Gnade flehte, schlug er sie. “Oh Gott, was ist das?”
    Jack – nein, nicht Jack – Phil fuhr herum und entdeckte sie.
    “Hilf mir”, flehte das Mädchen, das er gerade angekettet hatte. “Bitte, hol Hilfe!”
    Sharon drehte sich um und wollte losrennen, doch Phil war schneller. Er erwischte sie und schleuderte sie auf den Boden.
    Sie hatte Angst. Oh Gott, sie hatte noch niemals solche Angst gehabt. Und sie konnte nicht glauben, dass das
ihr
Mann war.
    Er beugte sich über sie und nahm ihr Gesicht in seine Hände. “Du musst mich verstehen, Sharon. Ich habe gewisse Bedürfnisse. Schmutzige, geheime Bedürfnisse. Du bist eine viel zu gute Frau für mich. Ich könnte dich niemals so behandeln, wie ich es mit diesen dreckigen Schlampen tue.”
    “Philip, sie sind noch so jung. Es sind fast noch Kinder!”
    “Es sind Nutten. Ich habe sie in der Stadt gesehen und hierher gebracht, damit ich meine Bedürfnisse an ihnen befriedigen kann. Keiner vermisst sie, Sharon. Ich kann mit ihnen machen, was ich will.”
    “Du … bringst sie um?”
    “Sie halten nicht allzu lang durch, diese Huren. Kränkeln rum und schwächeln schnell. Irgendwann sterben sie dann von allein, oder ich lasse Gnade walten und erlöse sie von ihrem Elend.”
    Sie legte eine Hand auf ihren Magen, krümmte sich zusammen und versuchte, ihren Brechreiz zu unterdrücken. Als sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte, richtete sie sich auf. “Wie … v-viele?” Jetzt liefen ihr Tränen über das Gesicht, und sie konnte trotz der Lampen, die er überall an den Wänden angebrachte hatte – es waren Kabellampen, wie man sie auf Baustellen verwendete –, kaum noch etwas sehen.
    Nun lächelte er. “Oh, viele. Unzählige.” Er holte tief Luft und seufzte. “Komm schon, meine Liebe. Ich versichere dir, dass dir so etwas Unerfreuliches nicht passieren wird.”
    Er legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie zitterte. Was würde er jetzt mit ihr tun?
    “Ich … verrate dein Geheimnis niemandem, Schatz. Ja, mir wäre es lieber, wenn es so wäre. Ich
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