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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde
Autoren: Woody Guthriie
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ländlichen Texas-Oklahoma-Dialekt in realistischer Prosa einzufangen. Irgendwie schaffte er es, die Volkskunst des »Outsiders« mit der hohen Kunst des »Insiders« zu verbinden. Dies Land ist mein Land , 1976 verfilmt, ist ein beeindruckender erster Versuch eines von urwüchsigem Radikalismus inspirierten Amateurs. Guthries große Leistung war es, dass seine Stimme, sein Markenzeichen sui generis , auch in seiner Prosa gedieh.
    Ein weiteres Buch, Seeds of Man , über eine Silbermine am Big Bend Nationalpark in Texas, war, obwohl in Teilen fiktionalisiert, weitgehend eine Denkschrift. Dieses Buch hat eine Authentizität, die adelt – daran hat sich bis heute nichts geändert. Sein nächstes Prosaprojekt – Haus aus Erde  – empfand Guthrie als tief empfundene Hymne auf die Armen. (Nur einen Monat, nachdem er »This Land Is Your Land« geschrieben hatte, spielte er bei der inzwischen legendären Benefizveranstaltung des John-Steinbeck-Komitees für Wanderarbeiter und unterhielt sein Publikum mit Geschichten über die harten Zeiten in der Staubschüssel.)
    In Haus aus Erde wollte Guthrie erkunden, ob Ortschaften wie Pampa mehr sein konnten als Geisterstädte voller Steppenläufer und ob arme Pächterfamilien in West-Texas dauerhaft Wurzeln schlagen konnten. Er wollte Themen wie die Überweidung und die ökologische Bedrohung, die aus der Zerstörung natürlicher Lebensräume entsteht, behandeln. Er betonte die Notwendigkeit des Klassenkampfs im ländlichen Texas, eines Aufstands der neunundneunzig Prozent mistgabelschwingenden Farmarbeiter gegen das eine Prozent Kapitalisten. Seine Einstellung war sozialistisch (Steine allen Großgrundbesitzern! Bankrott allen Holzhändlern! Fluch den Immobilienmaden, die die Armen aussaugen!). Kompromisslos erklärt er den Farmer zum Liebling Gottes.
    Guthries Texte – und für Haus aus Erde gilt das ganz besonders – sind so faszinierend, weil wir wissen, dass der Autor alle Entbehrungen, die er schildert, am eigenen Leib erfahren hat. Dennoch sind seine Texte nicht rein autobiographisch. Guthrie schildert den Wesenskern armer Leute, ohne wie James Agee oder Jacob Riis auf sie herabzusehen. Sein grimmiger Realismus basiert auf der Gemeinschaft und drückt Einssein mit den Beschriebenen aus. Die Hamlins, so will es scheinen, haben mehr mit den Pionieren des Oregon Trail gemeinsam als mit einem modernen Paar, das im Internet-Zeitalter in Amarillo auf Feldbetten schläft. Dinge wie Kuhglocken, Ölöfen, flackernde Lampen und Regale aus Apfelsinenkisten gehören einer vergangenen Ära an, als die Elektrizität das ländliche Amerika noch nicht erreicht hatte. Während die Atmosphäre von Haus aus Erde den Roman klar in der Weltwirtschaftskrise verortet, sind die Grundthemen, über die Guthrie nachdenkt – Elend, Sorgen, Kummer, Spaß und Einsamkeit –, so alt wie die Menschheit selbst. Guthrie will die Leser daran erinnern, dass sie nur Staubkörner sind auf dem langen Weg, den die Menschheit seit ihren Anfängen zurückgelegt hat.
    Die Hamlins führen in einer baufälligen Holzhütte ein schweres Leben, sind aber von äußerster (und stets gefährdeter) Vitalität. Gleich zu Beginn erfährt der Leser, dass ihr Zuhause seine Aufgabe, die Elemente fernzuhalten, nicht erfüllt. Also predigt Tike verzweifelt das idealistische Evangelium der Lehmhäuser. Auf der Farm geht das Leben seinen Gang, und der Leser wird Zeuge eines ausgedehnten deftigen Liebesakts. Dessen intime Beschreibung dient einem Zweck: Guthrie führt uns anhand des biologischen Geschehens Tikes und Ella Mays Einssein mit der Landschaft und der Farm und miteinander vor Augen. Aber das Land gehört nicht den Hamlins, sie können mit ihm nicht tun, was sie wollen, und das ersehnte Haus aus Lehmziegeln bleibt schmerzlich unerreichbar. Der Roman schildert das häusliche Zusammenspiel von Tike und Ella May. Trotz ihrer großen Energie und Verspieltheit plagt sie Unzufriedenheit. In den Schlussszenen, in denen Ella May niederkommt, erfahren wir mehr über die finanziellen Sorgen der beiden und wie Pächter während der Wirtschaftskrise in auswegloser Ungewissheit lebten, weil sie keine Besitzrechte hatten.
    4
    Als Alan Lomax das erste Kapitel von Haus aus Erde (»Trockenes Harz«) las, war er überwältigt und begeistert, weil Guthrie die Gefühle der Unterdrückten mit so viel Realismus, so viel Würde schilderte. Monatelang ermutigte er Guthrie, das Buch fertigzuschreiben, und sagte, er habe »erwogen, alles
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