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Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Titel: Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)
Autoren: Paul Bokowski
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Klasse bis zum Abitur.
    Outfit des Abends: Weiße Sportsocken, rotes Adidas-Turn-höschen, ein Feinrippunterhemd von C&A.
    Vermutung des Abends: Im Gegensatz zu mir werden meine Klamotten am Ende des Abends Sex gehabt haben.
    21.44 Uhr
    Man hat mich zu einem Tippspiel genötigt. Mitmachen soll jeder, der heute Abend Dienst hat. Zu diesem Zweck schreibt man einfach seinen Namen auf einen Zettel und setzt eine Uhrzeit dahinter. Anschließend werfen alle Beteiligten einen Fünf-Euro-Schein in die sogenannte »Sperma-Kasse«. Wenn der erste Gast des Abends ejakuliert hat, ist das Spiel vorbei. Wer am nächsten an der richtigen Uhrzeit dran ist, hat gewonnen und bekommt am Ende des Abends den kompletten Pott ausgezahlt. Ganz einfach eigentlich.
    22.00 Uhr
    Der Einlass beginnt. Eine kleine Gruppe von sechs Männern betritt den Laden. Routiniert entblättern sie sich, stopfen ihre Klamotten in einen weißen Plastiksack und bekommen von Nils eine Nummer auf den Oberarm geschrieben. Über diese Nummer können sie bei uns an der Bar Getränke bestellen. Wenn sie am Ende des Abends wieder gehen, wird abgerechnet. Auch ganz einfach eigentlich.
    Das erste Lied des Abends: Michael Holm: »Barfuß im Regen«
    Damit die Gäste auf dem Klo nicht irgendwann barfuß in der eigenen Pisse stehen, dürfen sie ihre Schuhe anbehalten. (Aus irgendeinem Grund sehen nackte Männer immer etwas albern aus, besonders, wenn sie dabei festes Schuhwerk tragen.)
    22.30 Uhr
    Die Atmosphäre ist entspannt, erotisiert, aber noch unsexuell. Immer wieder wandern geschwungene Blicke kurz und beiläufig durch den Raum und verharren nur einen winzigen Moment irgendwo in Hüfthöhe. Das stille Szenario wird untermalt von Roland Kaiser: »Manchmal möchte ich schon mit dir«.
    22.51 Uhr
    Immer wieder, wenn die Eingangstür aufschwingt, drehen sich die Köpfe kollektiv wie bei einer kleinen Horde Erdmännchen in Richtung Einlass. Nils und Martin stehen vor einem Teufelsberg aus weißen Plastiksäcken und schreiben beharrlich Nummern auf halbmuskulöse Oberarme.
    Anzahl der Gäste: 49. Erektionen: 4.
    23.20 Uhr
    Soeben wurde der Ackerkeller von zwei Heteropärchen Mitte 30 betreten. Laut Rainer sind die Heteros immer die Ersten, die ficken. Die würden auch nur Cola oder Tee bestellen.
    23.23 Uhr
    Ich mache zwei Cola light, eine Apfelsaftschorle und einen Grünen Tee »Liebe und Geborgenheit«.
    Severine: »Jetzt geht die Party richtig los«
    23.41 Uhr
    Nils und Martin schichten beharrlich weiße Säcke übereinander. Kurzzeitig ging das Gerücht. man hätte den Penis von Volker Beck gesehen. Wohlgemerkt: Den Penis von Volker Beck, nicht Volker Beck selbst.
    Anzahl der Gäste: 76. Erektionen: 12,5.
    23.49 Uhr
    Ich habe das Gerücht in die Welt gesetzt, man hätte den Penis von Claudia Roth gesehen.
    Mitternacht
    Rainer behauptet, auf der Toilette angespritzt worden zu sein. Der Verdacht konnte nicht bestätigt werden.
    Michael Holm: » Spermaflecken Tränen lügen nicht«
    0.29 Uhr
    Die Stimmung wandelt sich. An der Bar steht ein muskulöser Mittdreißiger und unterhält sich mit Franz aus Karlsruhe über die sexuellen Vorzüge einer Hausratsversicherung. Dass ihm dabei ein bäriger Kerl um die 1,60 Meter den Hintern leckt, ist schon lange nicht mehr ungewöhnlich.
    Klaus & Klaus: »Da steht ein Pferd auf’m Flur«
    0.39 Uhr
    In der Tür steht ein Ehepaar aus Villingen-Schwenningen. Fassungslos starren sie in die nackte Menge. Erst nach ein paar Sekunden kommen sie wieder zur Besinnung und fragen Martin nach dem Weg zum Nordbahnhof.
    0.45 Uhr
    Ich bin zum Gläsersammeln auf der Tanzfläche unterwegs. Es ist kein Durchkommen mehr. Nacktes Fleisch hüpft und wabert zu Klängen von Joy Fleming und Wolfgang Petry.
    0.51 Uhr
    Das Ehepaar aus Villingen-Schwenningen ist wieder da. Er heißt Jürgen und ist so alt wie mein Vater, sie heißt Inge und findet das alles »fürchterlich aufregend«.
    1.15 Uhr
    Nils und Martin stehen vor der Zugspitze aus Plastiksäcken und wundern sich, dass noch niemand abgespritzt hat. Wie soll man bei Musik von Klaus und Klaus auch abspritzen?, frage ich mich. Ich sehe den Wald vor lauter Pimmeln nicht.
    Anzahl der Gäste: 119. Erektionen: Überall.
    1.22 Uhr
    Jürgen aus Villingen-Schwenningen ist der erste Ejakulator des Abends. Das wissen wir von Inge. Sie trägt sein »Selbstgebrautes« stolz auf ihrem Busen durch die Menge.
    Rex Gildo: »Fiesta Mexicana«
    Wenige Minuten später:
    Nachdem Jürgen und Inge den Bann der Keuschheit
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