Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament
Autoren: Serdar Somuncu
Vom Netzwerk:
rassistisch und rechts«. Rechte diffamieren ihn als »Kanaken, undeutsch und links«. Türken beschimpfen ihn als »einen sich bei den Deutschen einschleimenden Kuffar«, übereifrige Muslime (und auch Christen) verdammen ihn als »Ausgeburt des Teufels«.
    Verleger, Redakteure, Veranstalter und Videohoster, wie YouTube oder MyVideo, die Serdar Somuncu in vorauseilendem Gehorsam zensieren, machen deutlich, dass das Recht der flächendeckenden Diskriminierung als Mittel zum aufklärenden Zweck noch nicht auf allen Ebenen angekommen ist.
    So ist zwar Serdar Somuncu der wohl am meisten eingeladene und dabei am wenigsten gesendeste Künstler im deutschen Fernsehen, aber besonders staatliche Zensur schafft zusätzliche Nachfrage, die Ignoranz der Redakteure und Sender bleibt wirkungslos, da er weiterhin eine breite Öffentlichkeit erreicht.
    So wie der Hassias befinden sich alle, die Satire betreiben und sich der Stilmittel Ironie, Zynismus und Sarkasmus bedienen, im ständigen Spannungsfeld von missverstanden und bewundert werden, gelobt und verachtet werden, wobei es jedoch nicht die Aufgabe eines Künstlers sein kann – auf gar keinen Fall sein darf –, sich ständig zu erklären, weder den Bewunderern oder Verächtern noch den staatlichen Instanzen gegenüber, da sonst jede Kunst zu administrativer Tätigkeit verkäme, man deswegen als Kreativer in ständigem Rechtfertigungszwang lebte und dies den ersten Schritt darstellte, die künstlerische Freiheit aufzugeben, da man in Versuchung geriete, in vorauseilendem Gehorsam die »Schere im Kopf« zu betätigen, und letztendlich Selbstzensur betriebe. Kunst muss laut Somuncu kompromisslos, konsequent und extrem sein, denn sonst verfiele sie in Beliebigkeit.
    Auch der Hassismus ist wie das Leben es viel zu oft ist: dreckig, gemein, ungerecht, wechselhaft, launisch, erbarmungslos, unberechenbar, verlogen, bigott, verbittert und entfesselt und all dies noch bis in die Superlative gesteigert.
    Die Herausforderung, Dargestelltes vom Darstellenden zu unterscheiden, stellt sich insbesondere bei der Technik der »immanenten Dekonstruktion«, denn es wird nicht mehr nur von außen kritisiert und dargestellt, sondern der Hassias geht da hin, »wo es weh tut«: Unser Hassias greift aus der Mitte der Zielgruppe heraus Zustände an, indem er den »hassistischen Wolf im Proletentum-Schafpelz« spielt, wenn er mit Duktus und Verhalten der Zielgruppe in dieselbe eintaucht, von innen heraus Widersprüche aufdeckt und so zum Reflektieren oder zu entlarvenden, reflexhaften und unreflektierten Reaktionen anregt. Indem er provoziert und polarisiert und sich dadurch Angriffen aussetzt, opfert sich unser Hassias, Serdar Somuncu, in geradezu heldenhafter Manier für den Erhalt und den Ausbau der humanistischen Werte auf, denn die Zügellosigkeit, Ziellosigkeit und das Zerstörerisch-Rücksichtslose sollen im Endeffekt konstruktiv wirken, indem sie beim Rezipienten Reflexionen auslösen oder auch nur eben angesprochene entlarvende reflexartig unreflektierte Reaktionen provozieren und – so oder so – zu Diskussionen zwischen den Einzelnen und zum Nachdenken beim Individuum führen.
    Hassismus ist so als Essenz unserer nichtigen Existenzen, als Signatur und Signalfeuer unseres Wirkens in dieser Welt zu verstehen, nicht verzweifelt und zweifelnd, sondern anzweifelnd.
    Was dürfen wir vom Hassismus in Zukunft erwarten? Die absolute Weltherrschaft! Meines Erachtens ist es nicht die Frage ob, sondern wann und wie wir die Welt erobern und wann und wie wir alle Religionen, jedwede Ideologie und sämtliche menschliche Empfindlichkeiten und Befindlichkeiten überflüssig machen, da wir sie unter dem Dach unseres heiligen Tempels der Hatenight vereinigt haben.
    Weniger darf nicht unser Anspruch sein als Hassisten, denn dies wäre Verrat an der Idee des Hassismus, dem geheiligtem Hassias, dem künstlerischen Konzept und Serdar Somuncu, der sich dafür mit Leib und Leben einsetzt. Aufgrund der Auslegung des Hassismus und seines Anspruches »Hass ist unsere Leidenschaft, weil unser Hass dem Leid der Welt Abhilfe schafft« kann nur die absolute und uneingeschränkte Weltherrschaft das Ziel sein ... oder meinetwegen zunächst einmal Deutschland ... oder auch nur als mittelfristiges Mindestziel die Besetzung Helgolands durch die hassistisch-revolutionären Garden und die Umbenennung der Sprit-Insel in »Hassoland«, um dann von dort aus Deutschland und die Welt zu missionieren, denn schließlich werden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher