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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt
Autoren: Karin Slaughter
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Quetschungen. Zwei Mal war Evelyn Mitchell gezwungen worden, sich zwischen ihrer Familie mit Bill Mitchell und dem Sohn, den sie mit Hector Ortiz hatte, zu entscheiden. Beide Male hatte sie dieselbe Entscheidung getroffen. Wobei Caleb es ihr beim letzten Mal ziemlich einfach gemacht hatte.
    Sie sagte: » Er war ein junger Mann mit sehr großen Problemen. Ich wusste nicht, wie ich daran etwas hätte ändern können. Er war so wütend.«
    » Sie müssen nicht darüber reden.«
    Ein raues Kichern kam aus ihrer Kehle. » Kein Mensch will, dass ich über ihn rede. Ich glaube, es wäre ihnen lieber, wenn er einfach verschwinden würde.« Sie deutete auf den Becher mit Wasser auf dem Nachtkästchen. » Könnten Sie…«
    Will nahm den Becher und drehte den Strohhalm so, dass sie trinken konnte. Sie konnte den Kopf nicht heben. Behutsam schob Will ihr die Hand unter den Hinterkopf und stützte sie.
    Sie trank fast eine ganze Minute, bevor sie den Strohhalm losließ. » Danke.«
    Will setzte sich wieder. Er starrte den Blumenstrauß auf dem Tisch ihm gegenüber an. An der weißen Schleife hing eine Visitenkarte. Er erkannte das Logo des Atlanta Police Department.
    Evelyn sagte: » Hector war ein GI .« Geheimer Informant. » Er bespitzelte seinen Cousin. Sie waren in dieser Gang, und es hatte als etwas Kleines angefangen, als Vorwand, um Autos aufzubrechen und Brieftaschen zu klauen, damit sie Videospiele spielen konnten, doch dann wurde es ziemlich schnell ziemlich gemein.«
    » Los Texicanos.«
    Sie nickte langsam. » Hector wollte raus. Er redete und redete, und ich hörte ihm zu, weil es gut für meine Karriere war.« Sie bewegte die gesunde Hand durch die Luft. » Und eines führte zum anderen.« Sie schloss die Augen. » Ich war mit einem Versicherungsvertreter verheiratet. Er war ein netter Mann und ein sehr guter Vater, aber…« Ihr Atem ging stoßweise. Sie seufzte. » Sie wissen, wie es ist, wenn man draußen auf der Straße böse Jungs jagt und einem das Herz hämmert und man sich fühlt, als hätte man die ganze bockende Welt zwischen den Beinen, und dann kommt man nach Hause und– was– kocht das Abendessen, bügelt die Hemden und badet die Kinder?«
    » Waren Sie in Hector verliebt?«
    » Nein.« Ihre Antwort klang sehr bestimmt. » Nie. Und das Komische ist, wie sehr ich Bill liebte, merkte ich erst, als ich ihn so verletzt hatte, dass ich kurz davor war, ihn zu verlieren.«
    » Aber er blieb bei Ihnen.«
    » Zu seinen Bedingungen«, sagte sie. » Ich wurde an den Verhandlungen nicht mehr beteiligt. Er traf sich mit Hector, und sie kamen zu einem Gentleman’s Agreement.«
    » Das Bankkonto.«
    Sie hob den Blick zur Decke. Langsam schlossen sich ihre Augen. Er dachte schon, sie wäre eingeschlafen, doch dann sprach sie wieder. » Sandra und Paul hatten Schulden, weil sie ihre Familie zu Hause unterstützten. Sie hätten sich kein Kind leisten können, auch wenn sie eines hätten kriegen können. Ein Teil des Gelds auf dem Konto stammte von Hector. Ein anderer Teil von mir. Zehn Prozent meines monatlichen Gehaltsschecks gingen an Caleb. Es war wie den Zehnten bezahlen, zwar nicht für die Kirche– aber dennoch als Buße.« Ihr Mundwinkel hob sich leicht, die Andeutung eines Lächelns. » Ich nehme allerdings an, dass Sandra jede Woche eine Menge von diesem Geld der Kirche gab. Sie waren sehr religiös. Katholisch, aber das störte mich nicht so sehr wie Bill. Ich dachte eher, sie würden Caleb eine solide moralische Grundlage vermitteln.« Ein Geräusch wie Lachen kam aus ihrem Mund. » So viel dazu.«
    » Caleb fand heraus, dass Sie seine leibliche Mutter waren, als Sandra krank wurde?«
    Sie schaute Will an. » Ich bekam einen Anruf von ihr. Sie klang, als wollte sie mich warnen, doch zu der Zeit ergab das absolut keinen Sinn, deshalb ignorierte ich es. Als erwachsenen Mann sah ich ihn das erste Mal bei ihrer Beerdigung.« Bei der Erinnerung schüttelte sie den Kopf. » O Gott, er sah aus wie Zeke in diesem Alter. Hübscher, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, und zorniger. Und das war das Problem.« Ihr Kopf bewegte sich hin und her. » Ich erkannte einfach nicht, wie zornig er war, bis es zu spät war. Ich hatte keine Ahnung.«
    » Haben Sie bei der Beerdigung mit Caleb gesprochen?«
    » Ich versuchte, ein Gespräch anzufangen, aber er ließ mich einfach stehen. Ein paar Wochen später putzte ich das Haus und stellte fest, dass ein paar Sachen nicht an ihrem Platz standen. Mein Büro war durchsucht
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