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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Autoren: J.K. Rowling
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Reise, etwa wie ich in Griechenland nur knapp den Chimäras entronnen war, oder von den Experimenten der ägyptischen Alchemisten. In seinen Briefen erzählte er mir wenig von seinem täglichen Leben, das, wie ich vermutete, für einen so exzellenten Zauberer frustrierend langweilig sein musste. Ganz in meine eigenen Erfahrungen vertieft, erfuhr ich gegen Ende meines Reisejahres mit Entsetzen, dass abermals ein Unglück die Dumbledores heimgesucht hatte: der Tod seiner Schwester Ariana.
    Obwohl Ariana lange Zeit kränklich gewesen war, hatte dieser Schicksalsschlag, so bald nach dem Verlust ihrer Mutter, größte Auswirkungen auf ihre beiden Brüder. Alle, die Albus besonders nahestanden – und ich zähle mich selbst zu diesen Glücklichen –, sind sich einig, dass Arianas Tod und Albus’ Gefühl, persönlich dafür verantwortlich zu sein (obwohl er natürlich schuldlos war), bleibende Spuren bei ihm hinterlassen haben.
    Ich kehrte nach Hause zurück und fand einen jungen Mann vor, der das Leid eines viel älteren Menschen durchlitten hatte. Albus war reservierter als zuvor und bei weitem nicht mehr so unbeschwert. Zu allem Unglück hatte der Verlust von Ariana nicht dazu geführt, dass Albus und Aberforth sich erneut näherkamen, sondern dass sie sich entfremdeten. (Mit der Zeit besserte sich dies – in späteren Jahren bauten sie wenn auch keine enge, so doch wieder eine freundschaftliche Beziehung zueinander auf.) Allerdings sprach er von da an selten über seine Eltern oder über Ariana, und seine Freunde lernten, sie nicht zu erwähnen.
    Andere Federn werden die Großtaten der nun folgenden Jahre beschreiben. Dumbledores zahllose Beiträge zum Reichtum des magischen Wissens, darunter seine Entdeckung der zwölf Anwendungen von Drachenblut, werden künftigen Generationen von Nutzen sein, wie auch die Weisheit, die er bei vielen Urteilssprüchen in seiner Zeit als Großmeister des Zaubergamots an den Tag gelegt hat. Noch heute heißt es, dass kein Zaubererduell jemals dem zwischen Dumbledore und Grindelwald im Jahr 1945 gleichkam. Die Augenzeugen haben von der Angst und von der Ehrfurcht geschrieben, die sie verspürten, als sie diese beiden außergewöhnlichen Zauberer beim Kampf beobachteten. Dumbledores Triumph und dessen Auswirkungen auf die Zaubererwelt gelten als Wendepunkt in der magischen Geschichte, von ähnlicher Bedeutung wie die Einführung des Internationalen Geheimhaltungsabkommens oder der Sturz Jenes, der nicht genannt werden darf.
    Albus Dumbledore war nie stolz oder eitel; er konnte in jedem etwas Wertvolles finden, wie unbedeutend oder erbärmlich er auch wirken mochte, und ich glaube, dass seine frühen Verluste ihm große Menschlichkeit und Einfühlungsgabe verliehen haben. Ich werde seine Freundschaft mehr vermissen, als ich sagen kann, aber mein Verlust ist nichts im Vergleich zu dem der Zaubererwelt. Dass er der anregendste und beliebteste aller Schulleiter von Hogwarts war, steht außer Frage. Er starb, wie er lebte: stets dem größeren Wohl verpflichtet und bis zu seiner letzten Stunde gerne bereit, einem kleinen Jungen mit Drachenpocken die Hand zu reichen, wie an dem Tag, als ich ihn kennen lernte.
    Harry hörte auf zu lesen, betrachtete aber weiter das Bild zu dem Nachruf. Dumbledore zeigte sein vertrautes, freundliches Lächeln, doch wie er da über die Halbmondgläser seiner Brille spähte, erweckte er sogar auf dem Zeitungspapier den Eindruck, als würde er Harry röntgen, dessen Trauer sich mit einem Gefühl von Demütigung vermischte.
    Er hatte geglaubt, Dumbledore ziemlich gut zu kennen, doch seit er diesen Nachruf gelesen hatte, musste er sich zwangsläufig eingestehen, dass er ihn fast gar nicht gekannt hatte. Nicht ein einziges Mal hatte er sich Gedanken über Dumbledores Kindheit oder Jugend gemacht; es war, als wäre er schon so auf die Welt gekommen, wie Harry ihn gekannt hatte, ehrwürdig und silberhaarig und alt. Sich Dumbledore als Teenager vorzustellen war einfach abstrus, gerade so, als wollte man sich eine dumme Hermine oder einen netten Knallrümpfigen Kröter vorstellen.
    Er hatte nie daran gedacht, Dumbledore über seine Vergangenheit zu befragen. Dabei wäre er sich zweifellos komisch vorgekommen, ja sogar aufdringlich, aber es war immerhin allgemein bekannt gewesen, dass Dumbledore jenes legendäre Duell mit Grindelwald ausgetragen hatte, und Harry war es nicht in den Sinn gekommen, Dumbledore danach zu fragen, wie es gewesen war, und auch nicht nach seinen
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