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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix
Autoren: J.K. Rowling
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Gewissheit.
    Vielleicht war es doch kein magisches Geräusch gewesen. Vielleicht wartete er nur so verzweifelt auf das kleinste Zeichen aus einer Welt, in die er gehörte, dass er bei ganz gewöhnlichen Geräuschen einfach überreagierte. Konnte er sicher sein, dass der Lärm nicht daher rührte, dass in einem Nachbarhaus etwas zu Bruch gegangen war?
    Harry hatte ein dumpfes, flaues Gefühl im Magen, und unversehens überfiel ihn wieder die Hoffnungslosigkeit, die ihn den ganzen Sommer über geplagt hatte.
    Morgen früh um fünf würde der Wecker ihn aus dem Schlaf reißen, damit er die Eule bezahlen konnte, die ihm den Tagespropheten brachte – aber hatte es noch einen Zweck, ihn weiter zu beziehen? Harry schaute dieser Tage nur kurz auf die Titelseite und warf ihn dann beiseite; wenn diese Trottel von der Zeitung endlich erkannt hatten, dass Voldemort zurück war, würde das Schlagzeilen machen, und nur solche Nachrichten scherten Harry.
    Zwar kamen, wenn er Glück hatte, auch Eulen mit Briefen von seinen besten Freunden Ron und Hermine, aber all seine Erwartungen, dass ihre Briefe Neuigkeiten für ihn enthalten würden, waren schon lange zunichte.
    Wir können nicht viel über Du-weißt-schon-was sagen, verstehst du … Man hat uns gesagt, dass wir nichts Wichtiges schreiben dürfen, falls unsere Briefe in die falschen Hände gelangen … Wir sind ziemlich beschäftigt, aber ich kann dir hier nichts Genaues schreiben … Es geht einiges ab, wir erzählen dir alles, wenn wir dich treffen …
    Aber wann würden sie ihn treffen? Niemand schien sich groß um einen festen Termin zu kümmern. Ich denke, wir besuchen dich ziemlich bald, hatte Hermine auf seine Geburtstagskarte geschrieben, aber wie bald war bald? Soviel Harry aus den vagen Hinweisen in ihren Briefen schließen konnte, waren Hermine und Ron am selben Ort, vermutlich im Haus von Rons Eltern. Er konnte es kaum ertragen, daran zu denken, wie die beiden im Fuchsbau ihren Spaß hatten, während er im Ligusterweg festsaß. Tatsächlich war er so sauer auf sie, dass er die beiden Schachteln mit Schokolade aus dem Honigtopf, die sie ihm zum Geburtstag geschickt hatten, ungeöffnet weggeworfen hatte. Später hatte er es bereut, nach dem welken Salat, den Tante Petunia am selben Abend noch zum Essen aufgetischt hatte.
    Womit waren Ron und Hermine eigentlich so beschäftigt? Und warum war er, Harry, nicht beschäftigt? Hatte er nicht bewiesen, dass er mit viel mehr fertig werden konnte als sie? Hatten sie alle vergessen, was er getan hatte? War es nicht er gewesen, der diesen Friedhof betreten und gesehen hatte, wie Cedric ermordet wurde, und der an diesen Grabstein gefesselt wurde und fast umgebracht worden wäre?
    Denk nicht drüber nach, ermahnte sich Harry streng und zum hundertsten Mal in diesem Sommer. Schlimm genug, dass er den Friedhof in seinen Alpträumen immer wieder besuchte, da brauchte er in seinen wachen Momenten nicht auch noch darüber nachzubrüten.
    Er bog um eine Ecke und war nun auf dem Magnolienring; auf halbem Weg die Straße entlang kam er an der schmalen Gasse vorbei, die an einer Garage entlangführte und in der er zum ersten Mal seinen Paten gesehen hatte. Sirius zumindest schien zu verstehen, wie Harry sich fühlte. Zugegeben, seine Briefe enthielten ebenso wenig handfeste Neuigkeiten wie die von Ron und Hermine, aber wenigstens schrieb er ihm zur Vorsicht mahnende und tröstende Worte statt quälender Andeutungen: Ich weiß, das muss frustrierend für dich sein … Halt die Ohren steif, dann wird schon alles gut gehen … Sei vorsichtig und tu nichts Unbesonnenes …
    Immerhin, dachte Harry, während er den Magnolienring überquerte, in die Magnolienstraße einbog und auf den nun schon im Dunkeln liegenden Park mit dem Spielplatz zuging, immerhin hatte er (im Wesentlichen) befolgt, was Sirius ihm geraten hatte. Zumindest hatte er der Versuchung widerstanden, den Koffer an seinen Besen zu binden und sich auf eigene Faust auf die Reise zum Fuchsbau zu machen. Im Grunde hatte er sich sehr gut verhalten, wenn er überlegte, wie enttäuscht und zornig er darüber war, so lange im Ligusterweg festzusitzen, wo er nichts weiter unternehmen konnte, als sich in Blumenbeeten zu verstecken, in der Hoffnung, einen Hinweis darauf zu erlauschen, was Lord Voldemort gerade machte. Dennoch wurmte es ihn, dass ihn ausgerechnet ein Mann vor Unbesonnenheiten warnte, der zwölf Jahre im Zauberergefängnis von Askaban gesessen hatte, der entkommen war,
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