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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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und ging die kurze Strecke zu seinem Wohnhaus zu Fuß. Dort lehnte ich mich ein Weilchen auf seine Klingel. Schweigen im Walde. Ich warf einen Blick auf die Uhr in der Eingangshalle, lehnte mich an die Wand neben der Haustür und wartete darauf, dass mein Bruder von der Arbeit nach Hause käme, und richtig: Schon wenige Minuten später bog sein Wagen auf den Parkplatz des Apartmenthauses ein.
    Nachdem wir seinen riesigen halben Panzer erfolgreich zu Schrott gefahren hatten, hatte Thomas ihn durch ein brandneues, lächerlich teures Auto ersetzt, einen Jaguar mit allen Schikanen, zahllosen Extras und sage und schreibe Goldbeschlägen im Innern. Natürlich in Schneeweiß, das verstand sich ja praktisch von selbst. Ich hielt mich bedeckt, lungerte im Dunkeln herum und wartete, bis Thomas bei der Tür ankam.
    Knapp eine Minute später tauchte er auf. Thomas war vielleicht ein bis drei Haarbreit unter einem Meter neunzig groß, trug eine nachtblaue Lederhose zu einem weißen Seidenhemd mit weiten Ärmeln und das (wahrscheinlich zur Hose passend gefärbte) nachtschwarze Haar fiel ihm in glänzenden Locken bis knapp über die Schulterblätter. Er hatte graue Augen, Zähne, die weißer waren als die Kutten des Klu-Klux-Klans und ein Gesicht, das jedem Modemagazin Ehre gemacht hätte. Dazu noch die passende Figur. Verglichen mit Thomas waren sämtliche Spartaner aus 300 nichts als Weicheier, und das schaffte er ganz ohne technische Hilfsmittel.
    Bei meinem Anblick zuckten seine schwarzen Brauen in die Höhe. „’arry!“, sagte er mit diesem lächerlich wohlgesetzten französischen Akzent, den er sich für die Öffentlichkeit zugelegt hatte. „Guten Abend, mon ami.“
    Ich nickte ihm zu. „Hallo. Wir müssen uns unterhalten.“
    Sein Lächeln schwand, als er sich meiner Körpersprache und meines Gesichtsausdrucks bewusst wurde. Er nickte. „Natürlich.“
    Ich folgte ihm in die Wohnung, die wie immer pikobello aufgeräumt und sauber war, die Möbel modern, teuer und absolut im Trend, wofür jede Menge gebürstetes Nickel den besten Beweis lieferte. Ich lehnte meinen Kampfstab neben die Eingangstür und ließ mich auf eins der Sofas fallen, das ich mir daraufhin erst mal genauer anschauen musste.
    „Wieviel hast du dafür gezahlt?“, fragte ich ihn.
    Er ließ den Akzent fallen. „Etwa so viel wie du für den Käfer.“
    Kopfschüttelnd suchte ich nach einer Möglichkeit, es mir auf dem Sitzmöbel bequem zu machen. „Bei der Kohle hätten sie dir ruhig ein paar Kissen mehr geben können. Ich habe schon auf Zäunen gesessen, die gemütlicher waren.“
    „Das liegt daran, dass dieses Sofa nicht zum Sitzen da ist“, erklärte Thomas gewichtig. „Man hat es, um zu beweisen, wie reich und modebewusst man ist.“
    „Ich habe eines meiner Sofas vom Flohmarkt. Hat mich dreißig Mäuse gekostet. Orange und grün kariert, und wenn man erst mal drauf sitzt, möchte man am liebsten einschlafen.“
    „Eine Couch, die zu dir passt.“ Thomas lachte. „Während meine zu mir passt.“ Er ging in die Küche. „Oder zumindest zu der Person, die ich darstelle. Ein Bierchen?“
    „Wenn du ein kaltes hast.“
    Er kam mit zwei dunkelbraunen, eisverkrusteten Flaschen zurück. Wir ließen die Kronkorken knallen, stießen mit den Flaschenhälsen an, und nach dem ersten Schluck ließ sich Thomas gegenüber der Couch auf einem Stuhl nieder.
    „So“, sagte er. „Was liegt an?“
    „Scherereien.“ Ich erzählte ihm von Morgan.
    Thomas starrte mich ernst an. „Leere Nacht, Harry. Ist bei dir im Kopf wer daheim? Morgan? Morgan!Was ist bloß los mit dir, Mann?“
    Ich zuckte die Achseln. „Ich glaube nicht, dass er es war.“
    „Wen schert das? Wenn du lichterloh in Flammen stündest, und Morgan käme auf der anderen Straßenseite vorbeispaziert, würde er doch nicht mal zu dir rüberkommen und auf dich pissen! Da kriegt er endlich mal das, was er verdient, na und? Warum solltest du auch nur einen Finger für ihn krummmachen?“
    „Weil ich nicht glaube, dass er es war!“, wiederholte ich stur. „Außerdem hast du die Sache nicht gründlich genug durchdacht.“
    Thomas fläzte sich auf dem Stuhl herum und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen, die Flasche an den Lippen. Ich tat es ihm nach und sah schweigend zu, wie er sich die ganze Sache durch den Kopf gehen ließ. Mit Thomas‘ Kopf von war alles in bester Ordnung.
    „Gut“, seufzte er endlich deutlich widerstrebend. „Ich könnte mir ein paar Gründe denken, weswegen du
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