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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte
Autoren: Jim Butcher
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einschließt, bei der Übersetzung von einer in eine andere Sprache Fehler zu begehen.“
    „Jetzt hör endlich auf, mich zum Denken anzuregen“, sagte Murphy. „Ich tue hier gerade mein Bestes zu glauben.“
    Ich grinste. „Siehst du? Genau deshalb bin ich nicht religiös. Ich könnte nie lange genug die Klappe halten, um mit all meinen Brüdern und Schwestern gut auszukommen.“
    „Ich war immer der Meinung, es läge daran, dass du niemals eine Religion für voll nehmen könntest, die dich freiwillig aufnehmen würde.“
    „Das auch“, gab ich zu.
    Während dieses Gesprächs sah keiner von uns beiden zu der Leiche im Wohnzimmer zurück. Eine peinliche Stille senkte sich über uns. Die Dielen knarzten.
    „Mord“, sagte Murphy schließlich und starrte die Wand an. „Vielleicht jemand auf einem Kreuzzug.“
    „Mord“, sagte ich. „Aber es ist zu früh, um Schlussfolgerungen anzustellen. Warum hast du mich gerufen?“
    „Dieser Altar“, sagte sie. „Die Unstimmigkeiten das Opfer betreffend.“
    „Niemand wird einen magischen Schriftzug an der Wand als Beweisstück akzeptieren.“
    „Das ist mir bewusst“, antwortete sie. „Offiziell wird sie als Selbstmörderin in die Akten eingehen.“
    „Was bedeutet, dass sich der Ball in meiner Hälfte befindet“, schlussfolgerte ich.
    „Ich habe mit Stallings gesprochen“, meinte Murphy. „Ich nehme ab morgen ein paar Tage Urlaub. Ich bin dabei.“
    „Cool.“ Ich runzelte die Stirn, als sich mein Magen plötzlich ein klein wenig verkrampfte. „Das ist nicht der einzige Selbstmord, habe ich recht?“
    „Im Augenblick bin ich noch im Dienst“, erklärte Murphy. „Darüber darf ich nicht mit dir reden. Ich bin ja nicht Butters.“
    „Verstanden“, antwortete ich.
    Ohne Vorwarnung regte sich Murphy plötzlich und fuhr so schnell herum, dass ihr mein Blick kaum folgen konnte. Sie vollführte mit ihrem Bein in Knöchelhöhe einen Bogen hinter sich, wie einen Sense, die durch Gras schnitt.
    Ich hörte einen dumpfen Aufprall, danach das Geräusch von etwas Schwerem, das zu Boden donnerte. Murphy hechtete mit geschlossenen Augen auf etwas, das ich nicht sehen konnte, ihre Hände bewegten sich in einigen hektischen, kleinen Kreisen, dann schnappten sie zu. Murphy grunzte, versteifte ihre Arme und verdrehte leicht ihre Schultern.
    Eine junge Frauenstimme keuchte schmerzerfüllt auf, und von einem Augenblick auf den nächsten erschien unter Murphy ein Mädchen. Murphy hatte sie bäuchlings auf den Boden genagelt, wobei sie einen ihrer Arme hinter ihrem Rücken in einem schmerzhaften Hebel hielt.
    Das Mädchen stand an der Schwelle zur Frau. Es trug Kampfstiefel, schwarze Hosen im Army-Look und ein enges T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln. Sie war groß, gut einen Kopf größer als Murphy, und gebaut wie eine Amazone. Ihr wasserstoffblondes Haar war zu einer kurzen Stachelfrisur gestutzt. Eine Tätowierung an ihrem Hals verschwand unter ihrem Shirt und setzte sich auf dem sichtbaren Teil ihres nun entblößten Bauches fort, nur um dann erneut unter ihrer Kampfhose zu verschwinden. Sie trug mehrere Ohrringe, einen Nasenring, einen Ring durch die Augenbraue und einen Silberstecker durch diesen Fleck unter der Unterlippe. An der Hand, die Murphy hinter ihrem Rücken verdreht hielt, baumelte ein Armband mit schwarzen Glasperlen.
    „Harry?“, stieß Murphy in einem Tonfall hervor, der keine Zweifel offen ließ, dass ich um eine Erklärung nicht herumkommen würde, auch wenn sie sich noch so gesittet und geduldig gab.
    Ich seufzte. „Murph. Du erinnerst dich an meinen Lehrling, Molly Carpenter?“
    Murphy beugte sich leicht zur Seite, um das Profil des Mädchens genauer unter die Lupe zu nehmen. „Klar“, bestätigte sie. „Ich habe sie bloß ohne ihr rosa-blaues Haar nicht sofort erkannt. Außerdem war sie das letzte Mal nicht unsichtbar.“ Sie warf mir einen fragenden Blick zu, um zu erfahren, ob sie Molly gestatten sollte, aufzustehen.
    Ich zwinkerte Murphy zu und hockte mich neben dem Mädchen auf den Teppich. Ich schenkte Molly meinen exquisitesten finsteren Gesichtsausdruck. „Ich habe dir eigentlich aufgetragen, in der Wohnung zu warten und ein wenig deine Konzentration zu üben.“
    „Ah, komm schon“, sagte Molly. „Das ist völlig unmöglich und tierisch langweilig.“
    „Übung macht den Meister, Kleine.“
    „Ich habe mir doch schon den Arsch abgeübt!“, protestierte Molly. „Ich kann mindestens fünfzig Mal so viel wie letztes
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