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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte
Autoren: Jim Butcher
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Konzentration ließ ich die Hand sinken. „Irgendetwas ist da“, sagte ich. „Aber es ist schon zu schwach, als dass ich es ohne meinen Magierblick ausmachen könnte, und der hängt mir langsam wirklich zum Hals raus.“
    „Was heißt das denn jetzt wieder?“, fragte mich Murphy.
    „Das heißt, ich brauche ein paar Sachen. Bin gleich wieder da.“ Ich ging zu meinem Auto, wo ich meinen Angelkasten verstaut hatte. Den schnappte ich mir nun, um mich erneut auf den Weg hinauf ins Schlafzimmer der toten Frau zu machen.
    „Das ist mal was Neues“, sagte Murphy.
    Ich stellte den Kasten auf den Boden und öffnete ihn. „Ich habe meinem Lehrling Thaumaturgie beigebracht. Um der Sicherheit willen verziehen wir uns immer irgendwohin aufs Land.“ Ich kramte im Kasten, bis ich schließlich eine Plastikröhre voller feinster Metallspäne hervorzog. „In den ersten paar Wochen habe ich den ganzen Kram einfach in ein paar Einkaufstüten geworfen, aber schließlich musste ich feststellen, dass es im Endeffekt einfacher war, ein etwas dauerhafteres mobiles Magieset zusammenzustellen.“
    „Was ist das denn?“, fragte Murphy.
    „Kupferspäne“, sagte ich. „Die leiten Energie. Wenn wir hier irgendein Muster haben, kann ich es vielleicht ausmachen.“
    „Ah. Du nimmst sozusagen Fingerabdrücke“, sagte sie.
    „Das könnte man sagen“, bestätigte ich. Ich zog ein Kreidestück aus der Tasche meines Staubmantels und zeichnete einen schwachen Kreidekreis auf den Teppich. Als ich den Kreis vollendete, schloss ich ihn mit einer Willensanstrengung. Ich konnte fühlen, wie er zum Leben erwachte, eine unsichtbare Wand aus purer Macht, die zufällige Energien, die in der Luft herum waberten, von mir abhalten und mir dabei helfen sollte, meine Magie zu bündeln. Dies war ein Zauberspruch, der einiges an Fingerspitzengefühl erforderte, zumindest in meinem Fall, und wenn ich ihn ohne einen Kreis versucht hätte, hätte ich genauso gut probieren können, ein Streichholz in einem Wirbelsturm zu entfachen.
    Ich schloss die Augen, konzentrierte mich und ließ ein oder zwei Unzen Kupferspäne auf meine rechte Handfläche rieseln. Mit meinem Willen zwang ich einen Hauch von Energie in die Späne. Gerade genug, um sie magisch aufzuladen, so dass die matten Energieströme an der Wand sie magnetisch anzogen. Als ich fertig war, murmelte ich: „Illumina Magnus . “ Dann brach ich den Kreis, indem ich ihn mit dem Fuß verwischte. Das setzte den Zauber frei, und ich schleuderte die Metallspäne in die Luft vor mir.
    Sie glitzerten in einem kleinen, blau-weißen Funkenregen auf und knisterten hörbar, als sie auf die Wand prallten und dort kleben blieben. Der Geruch von Ozon erfüllte die Luft.
    Ich beugte mich vor und blies sanft auf die Wand, um widerspenstige Späne zu beseitigen, die von selbst haften geblieben waren. Dann trat ich zurück.
    Die Kupferspäne hatten deutlich Umrisse angenommen – um genau zu sein, handelte es sich um Buchstaben:
    EXODUS 22:17
    Murphy runzelte die Stirn und starrte sie an. „Ein Bibelvers?“
    „Ja.“
    „Den kenne ich nicht“, gab sie zu. „Du?“
    Ich nickte. „Das ist einer der wenigen, die in meinem Kopf haften geblieben sind: ‚Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.’“

2. Kapitel
    A lso Mord“, sagte Murphy.
    Ich grunzte. „Sieht so aus.“
    „Der Mörder wollte, dass du das herausfindest.“ Sie kam zu mir herüber und blieb an meiner Seite stehen, um die Wand nachdenklich anzustarren. „Ein Cop hätte das nie und nimmer bemerkt.“
    „Ja“, sagte ich. Die leere Wohnung knarrte, als das Gebäude in seinen Fundamenten arbeitete, heimelige Geräusche, die dem Opfer vertraut gewesen wären.
    Murphys Tonfall wurde leichter. „Also, womit haben wir es hier zu tun? Irgendeiner Art von durchgeknalltem religiösen Fanatiker? Einem Fan der Hexenverbrennungen von Salem? Der wiederauferstandenen Inquisition?“
    „Würden die Magie benutzen, um eine Botschaft zu hinterlassen?“, gab ich zu bedenken.
    „Spinner können auch Heuchler sein.“ Sie runzelte die Stirn. „Aber wie ist die Nachricht überhaupt dahin gekommen? War dafür ein Magieanwender vonnöten?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nachdem sie Janine umgelegt hatten, mussten sie eigentlich nur den Finger in ihren Kelch tauchen und mit dem Wasser auf die Wand schreiben. Das Wasser ist zwar getrocknet, aber Spuren sind zurückgeblieben.“
    „Von Wasser?“
    „Gesegnetes Wasser aus dem Kelch auf ihrem Schrein“,
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