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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen
Autoren: Michael Connelly
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Fahrt nicht wirklich wert.«
    »Sie kennen also in Monterey Park niemanden?«
    »Nein, nicht näher.«
    Bosch hatte Lau umkreist, ihm allgemeine Fragen gestellt und versucht, ihn festzunageln. Jetzt war es Zeit, ihn weiter einzukreisen.
    »Wo ist Ihre Pistole, Mr. Lau?«
    Lau setzte die Füße auf den Boden. Er sah zu Chu und dann wieder zu Bosch.
    »Ach, wegen meiner Pistole sind Sie hier?«
    »Sie haben vor sechs Jahren eine Glock Modell neunzehn gekauft und angemeldet. Können Sie uns sagen, wo sie ist?«
    »Klar, natürlich. Sie ist in einer verschließbaren Kassette in meinem Nachttisch. Wo sie immer ist.«
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Ach, jetzt verstehe ich, lassen Sie mich mal raten. Dieser Vollarsch aus Wohnung acht hat mich damit nach der Schießerei am Strand auf der Terrasse gesehen und Anzeige erstattet?«
    »Nein, Henry, es hat niemand Anzeige erstattet. Aber heißt das, Sie haben die Pistole nach der Schießerei am Strand mit nach draußen auf die Terrasse genommen?«
    »Ja. Ich habe da draußen Schüsse gehört und einen Schrei. Ich war auf meinem Grund und Boden und somit berechtigt, mich zu verteidigen.«
    Bosch nickte Chu zu. Chu öffnete die Schiebetür und ging auf die Terrasse hinaus. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte er sein Handy heraus, um wegen der Schießerei am Strand anzurufen.
    »Also, wenn jemand behauptet hat, ich hätte damit geschossen, stimmt das einfach nicht«, fuhr Lau fort.
    Bosch sah ihn eine Weile schweigend an. Er gewann mehr und mehr den Eindruck, dass sie schon die ganze Zeit aneinander vorbeiredeten, weil er über einen wichtigen Punkt ihres Gesprächs nicht im Bilde war.
    »Meines Wissens hat das auch niemand behauptet«, sagte er schließlich.
    »Also, bitte, worum geht es hier dann eigentlich?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Um Ihre Pistole. Können Sie sie uns zeigen, Henry?«
    »Sicher, ich gehe sie schnell holen.«
    Er stemmte sich aus seinem Sessel hoch und ging zur Treppe.
    »Langsam, langsam, Henry«, sagte Bosch. »Wir kommen mit.«
    Lau schaute von der Treppe zurück.
    »Wie Sie möchten. Aber bringen wir das hier endlich hinter uns.«
    Bosch drehte sich zur Terrasse. Chu kam gerade wieder nach drinnen. Sie folgten Lau die Treppe hinauf und dann einen Gang hinunter, der in den hinteren Teil der Wohnung führte. Auf beiden Seiten des Flurs hingen gerahmte Fotos, Filmplakate und Diplome. Sie gingen durch eine offene Tür in ein Schlafzimmer, das als Arbeitszimmer diente, und von dort ins eigentliche Schlafzimmer, einen großen dreieinhalb Meter hohen Raum mit einem Panoramafenster auf den Strand hinaus.
    »Ich habe bei der Pacific Division angerufen«, sagte Chu zu Bosch. »Die Schießerei war in der Nacht zum Ersten. Sie haben bereits zwei Verdächtige festgenommen.«
    Bosch blätterte in Gedanken in seinem Kalender zurück. Der erste war der Dienstag, eine Woche vor John Lis Ermordung gewesen.
    Lau setzte sich neben einem Nachttisch mit zwei Schubläden auf das ungemachte Bett. Er öffnete die untere und nahm eine Metallkassette mit einem Griff am Deckel heraus.
    »Ganz vorsichtig jetzt«, sagte Bosch.
    Lau stellte die Kassette aufs Bett und stand mit erhobenen Händen auf.
    »Ich wollte doch gar nichts tun, Mann. Sie haben selbst gesagt, ich soll sie Ihnen zeigen.«
    »Sind Sie einverstanden, wenn mein Partner die Kassette öffnet?«, fragte Bosch.
    »Klar, meinetwegen.«
    »Detective.«
    Bosch fischte ein Paar Gummihandschuhe aus seiner Jackentasche und reichte sie Chu. Dann stellte er sich neben Lau, damit er notfalls in Reichweite wäre.
    »Warum haben Sie die Pistole gekauft, Henry?«
    »Weil ich damals in einer richtig üblen Gegend gewohnt habe, in der es nur so von schrägen Vögeln gewimmelt hat. Aber wirklich komisch. Da habe ich jetzt eine Million für diese Wohnung gezahlt, und sie sind immer noch da, gleich da vorn am Strand, und ballern rum.«
    Chu streifte sich den zweiten Handschuh über und sah Lau an.
    »Erteilen Sie uns die Erlaubnis, diese Kassette zu öffnen?«
    »Klar, nur zu. Ich weiß zwar nicht, was das Ganze soll, aber machen Sie ruhig. Öffnen Sie sie. Der Schlüssel hängt an einem kleinen Haken an der Rückseite des Nachttischs.«
    Chu fasste hinter den Nachttisch und fand den Schlüssel. Dann schloss er die Kassette damit auf. Auf ein paar gefalteten Papieren und Umschlägen lagen ein schwarzer Filzbeutel sowie ein Pass und eine Schachtel mit Munition. Vorsichtig hob Chu den Beutel heraus, öffnete
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