Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Grundstück denn haben?“, fragte sie dann.
    „Nicht allzu groß“, sagte ich vage, da ich diese Information nicht aus Martin herausbekommen hatte.
    „Ich könnte ein paar Besichtigungstermine für morgen einrichten“, sagte Mrs. Bishop. Sie klang reserviert. „Wenn Sie mir noch sagen könnten – wollen Sie das Land bewirtschaften? Wenn ich wüsste, was Sie vorhaben, könnte ich die Grundstücke so auswählen … dass sie besser passen.“ Sie versuchte angestrengt, nicht neugierig zu klingen.
    Ich schloss die Augen und atmete tief durch, froh, dass sie mich nicht sehen konnte.
    „Ich vertrete eine kleine, aber wachsende religiöse Gemeinschaft“, sagte ich. „Wir suchen nach einer Immobilie, die wir selbst renovieren und nach unseren Wünschen umbauen können. Wir werden ein paar Felder bestellen, aber vorwiegend wollen wir ungestört sein.“
    „Nun“, sagte Mrs. Bishop, „Sie sind aber keine Moonies, oder? Oder Druvidianer?“
    „Meine Güte, nein“, sagte ich ernsthaft. „Wir sind christliche Pazifisten. Wir trinken und rauchen nicht. Wir kleiden uns nicht fremdartig und bitten nicht an Straßenecken um Spenden oder predigen in Geschäften oder so.“
    Mühsam stimmte Mrs. Bishop in mein helles Lachen ein. Die Maklerin beschrieb mir genau, wo ihr Büro lag, schlug ein paar Restaurants fürs Abendessen vor („falls Ihnen das gestattet ist“) und sagte, sie werde mich am Morgen erwarten.
    Ich entdeckte den Getränkeautomaten, kaufte mir eine Cola und sah mir die Nachrichten an, während ich an einem Bourbon-Cola nippte, den ich mir mit der zweiten Hälfte meiner Flasche vom Flug bereitet hatte. Ich war froh, dass Mrs. Bishop nicht hier war, um dieses Verhalten eines angeblichen Mitgliedes eines religiösen Kultes zu beobachten.
    Nach einer Weile fuhr ich umher und starrte im schwindenden Licht auf die Stadt, die Martin so gut kannte, weil er hier aufgewachsen war. Ich kam mir in dieser kleinen Stadt, in der mich niemand kannte, seltsam fremd vor. Ich fuhr an dem hässlichen Backsteingebäude der High School vorbei, wo er Football gespielt hatte. Durch einen leichten Sprühregen erspähte ich an diesem grauen Frühlingsabend die Häuser, in denen Martins Freunde und Bekannte, die Mädchen, mit denen er ausgegangen war, die Jungs, mit denen er einen trinken gegangen war, gewohnt haben mussten. Einige von ihnen, vielleicht die meisten, lebten sicher noch in dieser Stadt … vielleicht Männer, mit denen er nach Vietnam gegangen war. Vermutlich sprachen sie so selten darüber wie er.
    Ich kam mir vor, als belausche ich Martins Leben.
    Wie immer hatte ich ein Buch in der Tasche (an jenem Abend war es die Taschenbuchausgabe von Liza Codys Jäger-Latein) und las während des Abendessens im Diner, das Mrs. Bishop empfohlen hatte. Die Speisekarte war ein wenig fremdartig – sie enthielt nichts von den typischen Speisen der Südstaaten-Diner. Aber das Chili war gut, und ich ließ nur ungern die Hälfte davon übrig. Jetzt, wo ich über dreißig war, schienen Schwerkraft und Kalorien einen stärkeren Einfluss auf mich zu haben. Wenn man einen Meter neunundvierzig misst, können ein paar überzählige Kalorien schon nach viel aussehen.
    Niemand störte mich, und die Kellnerin war freundlich, also verbrachte ich dort eine angenehme Zeit. Ich nahm den leichten Regen als Zeichen dafür, dass ich an diesem Abend nicht laufen oder joggen sollte, obwohl ich brav meinen Trainingsanzug und Laufschuhe mitgebracht hatte. Um mein Gewissen zu beruhigen, machte ich ein paar Dehnungsübungen und ein wenig Gymnastik, als ich wieder auf meinem Zimmer war. Die Übungen linderten das angespannte Gefühl, das ich seit dem Flug und der langen Autofahrt hatte. Ich rief bei Amina an, die mir erzählte, Martin habe tatsächlich vor nicht einmal dreißig Minuten eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen.
    Ich grinste einfältig, da niemand da war, der mich sehen konnte, und rief ihn zurück. Sobald ich seine Stimme hörte, vermisste ich ihn schmerzhaft. Ich stellte mir sein akribisch gepflegtes, dichtes weißes Haar vor, die schwarzen, geschwungenen Brauen und die hellen, braunen Augen, die muskulösen Arme und den Brustkorb. Er sei auf der Arbeit, hatte er Aminas Anrufbeantworter gesagt, also konnte ich mir vorstellen, wie er hinter seinem riesigen Schreibtisch saß, der mit Papieren überhäuft war, die dennoch ordentlich in getrennte Stapel aufgeteilt da lagen. Er würde ein strahlend weißes Hemd tragen, aber die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher