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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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sie endgültig zu Hause und trat geduckt durch eine zartblaue Stofftür. Das Innere ihres Zeltes war schlicht. Es wurde durch aufgehängte Stoffwände in vier Räume unterteilt – zwei Schlafzimmer, eine Kombination aus Wohnzimmer und Küche sowie einen kleinen Arbeitsraum.
    Ihr Vater war bereits da, er hatte die Stiefel ausgezogen, und seine Füße ruhten auf einer bestickten Ottomane, die Rachel für ihn angefertigt hatte. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine langen Arme ruhten schlaff an den Seiten.
    »Die anderen Kinder sind schon vor über einer Stunde zurückgekommen«, sagte Frank lächelnd.
    »Ich wollte, dass meine Bäume perfekt werden.«
    »Deine Arbeit ist immer hervorragend.« Die Stimme ihres Vaters klang warm, wenn auch müde. »Ich habe Abendessen aufgesetzt.«
    Rachel ging zu der winzigen Küchenecke und lud mit einem Schöpflöffel Gemüsesuppe in eine glatte Metallschale. Sie hatte die Bohnen und Möhren am Morgen klein geschnitten, bevor sie sich auf den Weg zum Wäldchen gemacht hatte. »Ich muss noch lernen.«
    »Du wirst schon bestehen«, sagte Frank. »Hast du irgendetwas darüber gehört, wann der Rat vorhat, in dieser Saison mit dem Auspflanzen anzufangen?«
    »Es wird bald sein. Das muss es. Gabriel wird nach den Prüfungen weggehen, und ich nehme an, wir werden hierbleiben und uns um das Wäldchen kümmern. Gabe hat uns heute Nachmittag einen Haufen neuer Sachen hochgeladen, also sollte ich besser noch lernen.«
    »Du solltest ihn lieber Gabriel nennen«, sagte Frank.
    »Ja, Daddy.«
    »Und du solltest zusehen, dass du genügend Schlaf bekommst.«
    »Ich weiß. Aber vor dem Schlafengehen werde ich noch die neuen Sachen lesen, die er uns geschickt hat.« Rachel ließ das Armbandgerät aufschnappen, das sie erhalten hatte, als sie von Gabriel für den Pflanzungsunterricht ausgewählt worden war. Sie veranlasste das Gerät, ein Datenfenster vor ihr entstehen zu lassen. Zahlen und Beschreibungen flössen durch die Luft. Als die Daten Rachel vor den Augen verschwammen und keinen Sinn mehr ergaben, ließ sie sich, tief in ein Nest aus Decken und Kissen gekuschelt, in den Schlaf sinken.
    Als Apollo aufging, wurde sie wach. Ihr Vater war bereits aus dem Haus gegangen. Rachel sah nochmals ihre Notizen durch, bis sie Ursula von draußen rufen hörte.
    »Komme schon!«
    Rachel packte ein paar Möhren und ein dickes Stück Brot als Mittagessen ein und grinste, als sie ihre gertenschlanke Freundin ungeduldig auf dem Weg auf und ab hüpfen sah. Ursula war sogar noch dünner als Rachel, sie war hellhäutig und hellhaarig und hatte Sommersprossen und blaue Augen. Im leichten morgendlichen Regen bekamen die Mädchen nasses Haar, sodass es ihnen am Kopf klebte und in Strähnen herunterhing. Sie zitterten an der kühlen Luft. Ursula hielt sie mit ihrer Besorgnis vom Fliegen ab; stattdessen liefen sie den Weg hinauf, damit sie einander unterwegs noch Fachvokabeln abfragen konnten, und zwar so lange, bis Rachel sie am liebsten angeschrien hätte. Hätte irgendjemand anders als Ursula einen derartigen Redeschwall auf sie losgelassen, hätte Rachel dem ein Ende gemacht oder wäre vorausgelaufen, doch Ursula kaschierte ihre Unsicherheit mit Lärm. Ursula war ihre Freundin, solange sie zurückdenken konnte, das einzige andere Mädchen in ihrem Alter in der näheren Umgebung ihrer beiden Zelte. Sie hatten gemeinsam laufen gelernt und sich später gegenseitig geholfen fliegen zu lernen.
    Auf halbem Wege die Anhöhe hinauf flogen zwei Schatten über sie hinweg. Rachel stieß Ursula an. »Hey, sieh mal, da sind ›Eisig‹ und ›Schweigsam‹.« Sie hörten das Klingen, als die metallenen Armreifen, die sich der kahl geschorene Andrew aus Kabeln selbst hergestellt hatte, beim Fliegen gegen seine Schwingen schlugen. Harry flog ruhig und gekonnt und hielt mit Andrew Schritt, ohne ihm tatsächlich zu folgen. Ursula verzog das Gesicht und machte Anstalten, sich zu ducken.
    »Hey«, sagte Rachel. »Die werden heute nichts nach uns werfen. Selbst Andrew ist nicht so dumm, dass er es riskieren würde, Gabe an einem Prüfungstag sauer zu machen.«
    »Hör auf, ihn Gabe zu nennen! Man könnte denken, Ihr wärt Freunde!«
    »Naja, also –«
    »Keiner der Ratsangehörigen ist mit irgendeinem Mondgeborenen befreundet. Mein Bruder Rieh sagt, sie nutzen uns nur aus.«
    »Ach wo«, meinte Rachel. »Sicher, sie haben einen Plan, und sicher, wir sind ein Teil davon. Aber sie bringen uns bei, wie wir werden können, was
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