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Titel: Hardware
Autoren: Walter Jon Williams
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rief dann einen Drittmann an, den er kannte. Der Rest - wie der Dodger sagen würde - ist Geschichte.
     Cowboy war sechzehn, als er mit dem Fliegen anfing. In seinen rissigen alten Lederstiefeln schaute er schon aus einer Höhe von fast einem Meter neunzig auf die Welt herab, und bald darauf aus noch viel größerer Höhe; da war er ein Atmosphärenjock, der seine Kondensstreifen von einer Küste zur anderen zog, während er die Post zustellte. Die Post - das war alles, was man ihm in die Maschine lud. Die Orbitalen und die Zolltypen im Mittelwesten waren nur eine andere Art von Texanern - jemand, der stehlen will, was einen am Leben erhält, und nichts ersetzt, sondern nur eine Wüste zurückläßt. Als die Luftverteidigung entlang der Linie zu stark wurde, wechselten die Jocks zu Panzern - und die Post kam trotzdem noch durch. Das neue System hatte seine Reize, aber wenn es nach Cowboy gegangen wäre, hätte er den Himmel nie verlassen.
     Jetzt ist Cowboy fünfundzwanzig und wird langsam ein bißchen alt für diesen Job. Der Zeitpunkt rückt näher, wo selbst aufgerüstete Nerven nachzulassen beginnen. Er hält es für unter seiner Würde, Kopfgeräte zu benutzen; an seinem Schädel sind fünf Buchsen angebracht, damit er die Peripherie direkt ans Gehirn anschließen und Millisekunden sparen kann, wenn es darauf ankommt. Die meisten Leute tragen das Haar lang, um die Buchsen zu verbergen, weil sie Angst haben, Steckerköpfe oder Schlimmeres genannt zu werden, aber Cowboy hält auch das für unter seiner Würde; sein blondes Haar ist kurzgeschnitten, und seine schwarzen Keramikbuchsen sind mit Silberdraht und türkisfarbenen Chips geschmückt. Hier im Westen, wo die Leute eine Ahnung haben, was solche Dinge bedeuten, bringt man ihm so etwas wie Ehrfurcht entgegen.
     Seine Nerven sind bis zum Äußersten aufgerüstet, und er hat Kikuyu-Augen mit allen erhältlichen Optionen. Er verfügt über ein Haus in Santa Fe und eine Ranch in Montana, die sein Onkel für ihn verwaltet, und ihm gehört der Familienbesitz in New Mexico, für den er Steuern bezahlt, als ob er etwas wert wäre. Er besitzt den Maserati, ein Privatflugzeug - einen "Geschäftsjet" - , ein Aktien-Portefeuille und Gold in Geheimverstecken.
     Zu seinem Besitz gehört auch dieser Ort, diese kleine Wiese in den Bergen von Colorado; ein weiteres Geheimversteck, diesmal für Erinnerungen, die nicht weichen wollen. Und etwas hat seinerseits von ihm Besitz ergriffen: eine ungreifbare, aber wachsende Unzufriedenheit, die ihn hierhergeführt hat.
     Er parkt bei dem großen, getarnten Hangar aus Beton und geht aus dem Interface, bevor das Triebwerk ein letztesmal aufwimmert. In der Stille kann er den Klang einer Steelguitar von irgendwo aus dem Hangar und ein Rascheln im Gras hören, die erste richtungslose Regung der nachmittäglichen Thermik. Er geht zum Hangar, wickelt einen Stecker vorn Schloß, steckt ihn sich in den Kopf und gibt ihm den Code.
     Hinter der schweren Metalltür steht eine Wurlitzer, funkelndes Chrom und hell schillerndes Plastik, und bläst einen alten Woody Guthrie-Song in den riesigen, kathedralenartigen Raum. Über ihr ragen die samtschwarzen Umrisse von drei Deltas auf, abgerundete Formen, die im trüben Licht nur undeutlich zu sehen sind, jedoch einen Eindruck von wuchtiger Kraft und beängstigender Geschwindigkeit vermitteln. Jetzt sind sie veraltet, und Cowboy hat sie für wenig mehr als den Preis ihrer Triebwerke gekauft, als die Face-Reiter anfingen, Panzer zu benutzen.
     Warren steht in einer Lichtpfütze an seiner Werkbank und bastelt an einem Stück von einer Treibstoffpumpe herum. Über sein gefurchtes Gesicht flackert der blaue Widerschein der Videobilder, die Cowboys Erscheinen wachgerufen hat - er hat überall Sicherheitskameras und kümmert sich mit derselben methodischen Sorgfalt um sie, mit der er die Deltas flugfähig erhält.
     Zur Zeit des Steinbrocken-Krieges war er Leiter des Bodenpersonals in Vandenberg gewesen, und er hatte seine Pflicht in dem Wissen getan, daß er für seine Sorgfalt nichts zu erwarten hatte, als im Nacken für den Bruchteil einer Sekunde den Überdruck eines Nickel-Eisen-Geschosses zu spüren, das durch die Atmosphäre herunterkam, und dann das Ende... Aber er tat das, wozu er ausgebildet war, und er brachte seine Kutterjocks in die Luft, um für die Erde gegen die Orbitalen zu kämpfen; er wünschte ihnen von ganzem Herzen Glück und hoffte, daß ein paar von ihnen vielleicht "Der hier ist
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