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Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
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ein paar nähere Angaben machen, Miss?«
    »Könnten Sie uns ein paar Minuten lang allein lassen? Nur ihn und mich? Dann sag ich Ihnen alles.«
    Der Beamte nickte. Er ging zu den Arzthelfern, die gerade Nestors Leiche auf eine Trage wuchteten.
    »Ich hab gedacht, Sie seien abgehauen«, sagte Rune zornig zu Boggs.
    Unfähig, ihren Blick zu erwidern, starrte er zu Boden. »Ich bin nur für ein, zwei Tage runter nach Atlanta gefahren, um mein Geld abzuholen, und dann zurückgekommen. Das wollte ich die ganze Zeit – ich hab hier was Geschäftliches zu erledigen.«
    »Geschäftliches?«, fragte sie skeptisch.
    »Ich will ’nen Teil von meinem Geld der Familie von meinem Freund aus Harrison schenken. Er ist umgebracht worden, weil er mein Freund war. Außerdem hätt ich gar nicht abhauen können – Sie wissen doch, Mr. Megler hat gesagt, ich müsste in New York bleiben, bis der Fall abgeschlossen ist.«
    »Seit wann hätte es Ihnen je was bedeutet, sich ans Gesetz zu halten?«, war Rune ehrlich überrascht. »Wieso haben Sie mir nichts von Ihnen und Jack gesagt?«
    »Das war ’n neuer Anzug«, sagte er, seinen zerrissenen Ärmel musternd. Dann hob er den Kopf und starrte in die blitzenden Lichter auf den Streifenwagen. »Das war der Deal, den ich mit ihm gemacht hatte.«
    »Mit ihm?«, fragte Rune ungläubig. »Mit diesem Schwein?«
    »Ich bin so erzogen worden, dass man keinen verpetzt.«
    »Er hat Sie benutzt!«
    »Das weiß ich jetzt auch. Damals wusste ich das nicht. Nicht bis vor ein paar Tagen.«
    »Ist es Ihnen nicht irgendwie komisch vorgekommen, dass er Sie für diese Kreditkartensache mitgeschleppt hat, und dann wird zufällig jemand umgebracht?«
    »Damals hab ich mir nichts dabei gedacht. Und als ich dann angefangen hab, es ’n bisschen eigenartig zu finden, hat er mir das ganze Geld gegeben, damit ich die Schnauze halte. Ich brauchte ’nen Notgroschen. Hunderttausend Dollar – wo hätt ich sonst je so ’nen Haufen Geld herkriegen sollen? Nirgends, wo ich wüsste.«
    Rune schwirrte der Kopf von schmerzlichen Empfindungen. Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, angeschrien, ihn am Kragen gepackt und durchgeschüttelt.
    »Tut mir Leid«, sagte Randy Boggs.
    Sie antwortete nicht.
    »Ich hätt einfach abhauen können. Ich hab dran gedacht, nach Hawaii zu gehen, wenn alles mit dem Gericht geregelt ist, wissen Sie. Ich hätt einfach mein Geld nehmen und dort hingehen können.«
    »Hawaii?«, fragte sie, als hätte er ›Mars‹ gesagt.
    Er nickte. »Mir irgend ’nen Laden kaufen. Am Wochenende könnt ich am Strand sitzen und so Drinks trinken, die aussehen wie Ananas. Mit Schirmchen drin. Mögen Sie solche Drinks?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich wollte Ihnen was von dem Geld geben.«
    »Mir?«, sagte Rune. »Wieso?«
    »Ich bin dran schuld, dass Ihr Haus abgebrannt ist. Wie wär’s mit zehntausend?«
    »Ich will Ihr Geld nicht.«
    »Fünfzehn vielleicht?«
    »Nein, vergessen Sie’s.«
    »Ihr kleines Töchterchen vielleicht …«
    »Sie ist nicht mein kleines Töchterchen«, fauchte Rune.
    Einen Moment lang schwiegen beide. »Ich versuch nur, Ihnen zu sagen, dass es mir Leid tut«, sagte Boggs dann.
    »Ich wollte Ihnen helfen«, sagte Rune. »In erster Linie hab ich deshalb die Story gemacht. Alle haben mir gesagt, ich soll’s lassen. Alle haben mir gesagt, dass ich Sie vergessen soll, dass Sie einen Mann ermordet hätten und dass Sie verdient hätten, im Gefängnis zu sitzen.«
    »Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie das Geld nehmen würden«, sagte Boggs.
    »Geben Sie es Courtneys Mutter, Claire. Die braucht es nötiger als ich.«
    »Ich geb ihr was, klar. Aber Ihnen werd ich auch was geben. Wie wär das?«
    Rune schlug auf das Dach des Streifenwagens. Sie schüttelte den Kopf und lachte dann. Boggs schaute sich um und lächelte auch, obwohl er nicht wusste, was da so komisch war.
    »Verdammt, Randy«, sagte sie, »kein Wunder, dass Sie nie zu Geld gekommen sind – Sie verschenken alles.«
    »Also, sehr gut zusammengehalten hab ich’s nie. Das ist wahr.«
    Sie wandte sich ihm zu. »Ich muss meine Story noch machen«, sagte sie. »Ich muss Sie interviewen. Werden Sie mit mir reden? Und mir diesmal die ganze Geschichte erzählen?«
    »Wenn ich’s mache, verzeihen Sie mir dann?«
    »Das weiß ich wirklich noch nicht«, sagte sie.
    »Könnten wir irgendwann mal ’n Bier trinken gehen?«
    »Ich gehe nicht mit Schwerverbrechern aus.«
    »Ich hab ’n paar Sachen gemacht, die kriminell waren, das geb
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