Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
im Nacken. Ich habe damit angefangen, einfach ein paar Zitate zusammenzustellen, und ehe ich mich versah, war es außer Kontrolle geraten. Ich hätte nie damit gerechnet, dass das irgendwelche Konsequenzen hätte.«
    »Hat’s aber«, sagte Jack Nestor mit einem grausamen Lachen. »Und eine davon war, dass Lance Hopper vorhatte zu untersuchen, was da passiert war.«
    »Und da haben Sie ihn engagiert.« Rune nickte in Richtung Nestor.
    »In Kampfgebieten hängen Söldner und Journalisten ’ne Menge miteinander rum. Ist eigentlich kein großer Unterschied zwischen den beiden Gruppen, wenn man’s recht überlegt. Lee und ich, wir haben da drüben einige Zeit miteinander verbracht, nach illegalen Bars gesucht – die beschissenen Kameltreiber dürfen nicht mal saufen – und zusammen rumgehangen. Ich geh dann nach Sri Lanka und komm zurück nach Kalifornien, wo ich ’n paar krumme Sachen gemacht hab, für die ich ’ne Weile in Obispo gelandet bin. Als ich rauskam, hat Lee mich angerufen und zu ’nem Gespräch in die Stadt einfliegen lassen. Der Rest ist Geschichte …«
    Maisel schaute gar nicht gut aus. Er war blass und schwitzte. Unter seinem grau melierten Bart konnte man seine aufeinander gepressten Lippen sehen. Sie fragte sich, was ihn am meisten störte: dass er fast dabei erwischt worden war, dass er gegen die journalistische Ethik verstoßen hatte, oder dass er mehrere Menschen hatte ermorden lassen müssen, um es zu vertuschen.
    »Und was ist mit Randy?«, fragte Rune.
    »Boggs?« Nestor schnaubte. »Dieser Loser? Den haben wir vorgeschoben. Der wusste überhaupt nichts von dem Auftrag. Der könnte nicht mal einen umbringen, wenn’s ihm selber ans Leder ginge. Er hatte seinen Job in Maine verloren und mich angerufen, weil er nach Arbeit auf ’nem Fischerboot in Florida suchte. Ich hab mich in New York mit ihm verabredet. Ich hab irgend ’nen Scheiß mit ’nem Kreditkartendeal erfunden. Lee und ich wollten es so arrangieren, dass es aussah, als hätte er Hopper gekillt, und dann wollte ich ihn alle machen und die Knarre liegen lassen. Dann wären zwar ein paar Fragen offen geblieben, aber im Grunde hätte es ’nen Täter gegeben und ’n Opfer, und damit wären die Cops zufrieden gewesen. Aber der Wichser rennt prompt in ’nen Streifenwagen. Na ja, er hat ja nicht gewusst, dass wir vorhatten, Hopper umzubringen, und da hat er den Aufrechten gespielt und mich nicht reingerissen.«
    Nestor fuhr fort. »Alles ging glatt, aber dann les ich in der Zeitung, dass du vorhast, ihn rauszukriegen. Also komm ich in die Stadt und red mit Lee. Wir versuchen, die Story abzuwürgen, und in der Zwischenzeit sorg ich dafür, dass mein Chicanokumpel, der zufällig grade in Harrison einsitzt, versucht, Boggs kaltzumachen, aber das klappt nicht. Dann kriegst du ihn frei, und alles geht drunter und drüber. Er hat sein Geld geholt und ist abgehauen.«
    Eine Schockwelle überkam sie wie ein Fieberschauer. Randy war also unschuldig – so unschuldig, wie er eben sein konnte, nachdem er sich mit Leuten wie diesen eingelassen hatte. Sie schluckte. »Bitte lassen Sie mich gehen. Ich sag kein Wort. Hopper ist mir egal. Nur lassen Sie mich gehen, bitte. Ich werd alles für mich behalten.«
    Maisel schaute zu Nestor, der auf eine belustigt verzweifelte Weise verneinend den Kopf schüttelte. »Unmöglich, Lee. Wir können ihr nicht trauen.«
    »Rune, Rune …«, sagte Maisel.
    Sie presste die Zähne aufeinander und empfand eine stürmische, sengende Wut. Oh, was hätte sie ihm nicht gerne gesagt … Aber die Worte wollten nicht heraus, und sie wusste, selbst wenn sie die Kraft und die Ruhe gefunden hätte, sie zu ordnen, hätte er sie nicht verstanden.
    Nestor rührte sich. Sie verstand. Das hier war seine Show. Er hatte gesehen, dass Lee schwach wurde, und wusste, dass es an der Zeit war, dass ein Profi das Kommando übernahm, bevor Fehler gemacht wurden.
    »Jack«, sagte Maisel, »ich glaube nicht …«
    Der Killer hob die Hand wie ein geduldiger Schullehrer.
    »Schon gut, Lee. Ich erledige das.«
    »Nein, bitte«, sagte Rune, »ich verspreche, ich sag kein Wort.« Ihre Augen bohrten sich in die von Maisel. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann schaute er weg und setzte sich auf seinen Stuhl.
    Nestor stand auf. Zog eine Pistole aus der Tasche.
    »Die Räume sind doch schalldicht, oder?«
    Maisel, den Blick von Rune abgewandt, nickte.
    Der Mörder schaute sich um und sah eine dicke, verstaubte Rolle: drei Meter breites
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher