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Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
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zeigte ihr den Knauf einer Pistole in seinem Hosenbund.
    Sie entspannte sich. Er hatte Recht. Sie konnte nirgendwohin, selbst wenn sie die Kraft aufgebracht hätte, an Maisel vorbeizukommen. Maisel schloss die Tür und lehnte sich dagegen.
    Ihr Verstand raste und versuchte, die Vermutungen auf den Punkt zu bringen. »Sie waren es?«, flüsterte sie.
    Maisel seufzte und nickte.
    »Als ich Sie zu Hause angerufen hab«, sagte Rune, »da haben Sie nur so getan, als würden Sie Eustice und Krueger und die Cops anrufen, stimmt’s?«
    »Das stimmt, Rune. Es kommen keine Cops.«
    »Das haben Sie nur gemacht, um mich hierher zu kriegen. Damit Sie mich umbringen können.«
    Maisel gab keine Antwort.
    »Sie Schwein«, zischte Rune.
    Jack trug ein gestreiftes Hemd mit kurzen Ärmeln über seinem riesigen Bierbauch, eine graue, sackartige Hose und eine Art runder, abgetretener brauner Arbeitsschuhe. Er musterte sie von oben bis unten, dann griff er nach einer Tasse Kaffee und trank geräuschvoll daraus.
    »Tut mir Leid, Rune, tut mir wirklich Leid.« Maisel schenkte ihr ein grimmiges Lächeln, aber die Enttäuschung und der Ekel in seinem Gesicht überlagerten es. Langsam stieß er die Luft aus seinen runden Backen aus. Rune konnte sehen, dass er litt.
    Gut, dachte sie.
    Maisel stürzte seinen Drink in einem Schluck hinunter. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Ich habe versucht, das alles aufzuhalten, ohne Ihnen wehzutun.«
    »Ja«, sagte Jack. »Er hat Recht. Wir haben versucht, Boggs im Knast umzubringen. Das hätte alles …«
    » Sie haben versucht …« Rune schaute Maisel an; er wich ihrem Blick aus.
    »Wir haben gezahlt, damit ’n Kumpel von mir Boggs in Harrison kaltmacht. Und als du ihn dann rausgekriegt hast, hab ich’s selber versucht. Aber der Mann wollte einfach nicht abkratzen.«
    »Es war gar nicht Piper? Aber sie hat doch alles getan, um die Story zu verhindern.«
    »Ja, klar«, sagte Maisel. »Die Story wäre schlecht für ihr Image gewesen – sie wollte nicht, dass die Klagen wegen Diskriminierung ans Licht kommen. Sie wollte nicht, dass die Gerichte ihre Schlachten für sie ausfechten sollten. Aber nur weil sie nicht wollte, dass die Story gesendet wird, hätte sie sie nicht auf diese Weise verhindert.«
    »Sie haben mich ermuntert weiterzumachen.«
    »Es waren Gerüchte aufgekommen, an dem Mord an Hopper sei mehr dran, als dass Randy Boggs auf eigene Faust gehandelt hätte. Wir brauchten Sie, um die Beweise zu finden, die Zeugen. Wir wussten, dass wir Sie unter Kontrolle hatten.«
    »Wieso haben Sie’s gemacht?«, wollte Rune von Maisel wissen.
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Für mich spielt’s eine Rolle, verflucht noch mal!«, fauchte sie.
    »Beirut« sagte Nestor.
    »Halt’s Maul!«, blaffte Maisel.
    »Die Story, bei der diese Leute umgekommen sind?«
    »Genau.«
    »Das braucht sie nicht zu wissen«, murmelte Maisel.
    »Wieso nicht?«, meinte Nestor. »Du hast’s vermasselt, Lee. Das kannst du ruhig zugeben.« Zu Rune sagte er: »Weißt du, Lees großer Coup vor ein paar Jahren? Sein beschissener großer Preis?«
    Sie erinnerte sich an seinen Pulitzerpreis. Sie nickte.
    »Na ja, das war alles Schwindel. Er hat die Interviews erfunden, und er hat die Namen der Einheimischen erfunden. Wer versteht schon diese ganzen Kameltreibernamen? Er hat gesagt, die hätten Maschinengewehre und Handgranaten und Raketen. Er hat alle übers Ohr gehauen.«
    »Jack …«, sagte Maisel wütend.
    Aber Nestor sprach weiter. »Das einzige Problem war, dass die US-Army die Story geglaubt hat, und als sie in das Dorf kamen, waren sie bis an die Zähne bewaffnet. Irgend so ’n Araberjunge hat dann ’ne Salve auf ’nen Hund oder ’n Kaninchen oder was weiß ich, was die da drüben so haben, abgefeuert, und die ganze Kompanie mit ihren zittrigen Fingern am Abzug hat losgeballert. Als der Rauch dann verflogen war, lagen da ’n Haufen toter Kameltreiber und ’n paar von unseren eigenen Jungs. Alles eigener Beschuss. Und alles mit freundlicher Genehmigung unseres Mr. Nachrichtenhelden hier.«
    »Sie haben die ganze Story erfunden?«, fragte sie.
    »Das war keine große Sache«, sagte Maisel verbittert. » Eigentlich nicht, meine ich. Ich dachte nicht mal daran, dass sie irgendjemandem auffällt. Sie müssen verstehen – man steht unter einem riesengroßen Druck, Berichte zu bringen. Es gibt so viel Zeit auszufüllen und so wenig handfeste Nachrichten. Und ständig sitzt einem die beschissene Konkurrenz
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