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Hard News

Hard News

Titel: Hard News
Autoren: Jeffery Deaver
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ob er das Geld in ein Klamottengeschäft auf Hawaii investieren sollte. Den Kauf in dem Laden in Atlanta hatte er echt genossen. Er mochte den Geruch – er glaubte, es war Aftershave –, und er mochte sogar die Reihen von Kleidungsstücken auf den Chromstangen. Es gefiel ihm, wie die Männer, die dort arbeiteten, mit verschränkten Armen vor den blitzenden Tresen standen. Wenn nicht viel los war, konnte man sich draußen in dem immer warmen Wetter die Beine vertreten und eine Zigarette rauchen, während man unter Palmen auf dem Gehsteig spazieren ging. Er fragte sich, was es wohl kostete, auf Hawaii einen Klamottenladen zu eröffnen.
    Einen Laden kaufen. Das war eine Investition, auf die er stolz gewesen wäre. Nicht so eine von den anderen schwachsinnigen Ideen: wie Hummerzucht und den Verkauf von Wunder-Wasserfiltern und Immobilien ohne Anzahlung und computerisierte Schildermalerei, was er alles schon ausprobiert hatte.
    Aber andererseits sollte er sein Geld vielleicht in Aktien investieren anstatt in einen Laden. Er wurde ganz aufgeregt, wenn er sich vorstellte, in seinem braunen Anzug mit den Krokodillederschuhen zur Arbeit chauffiert zu werden und im Aufzug bis hinauf zu irgendeinem Penthousebüro auf der Wall Street zu fahren.
    Der Pilot sagte an, dass sie gleich landen würden, und er schaute wieder aus dem Fenster.
    Hörte die Worte seines Vaters:
    Hör mir zu, junger Mann, gibst du auch Acht? Wenn nicht, dann versohl ich dir deine vier Buchstaben. Komm her, mein Sohn, komm her. Denk immer dran: Arbeite nicht für andere. Nimm keine Hypothek aufs Haus auf. Lass dich mit Bargeld bezahlen, nicht mit Versprechungen …
    Obwohl sich der eigentliche Rat seines Vaters auch sehr viel schlichter zusammenfassen ließ. Er lautete: Werd nicht wie ich.
    Genau in diesem Augenblick machte das Flugzeug eine scharfe Kehre, und die Motoren wurden auf ein dumpfes Grollen gedrosselt. Randy Boggs schaltete die Leselampe aus und blickte, das Gesicht an die Scheibe gedrückt, hinaus in die Nacht. In der Ferne glaubte er einen Küstenstreifen zu erkennen, glaubte Wasser zu sehen. Eindeutig sah er die Landebahn, die sich ihm entgegenhob, als mache das Land einen Sprung, um ihn wie einen Liebhaber zu begrüßen und ihn in seinem neuen Leben willkommen zu heißen.
     
    Der Bruch war in fünf Minuten erledigt.
    Die Personalabteilung des Senders war menschenleer. Rune benutzte einen Brieföffner und die Spritze eines Feuerwehrschlauchs, um die Schlösser zweier Aktenschränke zu sprengen. Darin fand sie den prall gefüllten Ordner, nach dem sie gesucht hatte, überprüfte ihn kurz und spazierte mit ihm unter dem Arm wieder hinaus.
    In einem rund um die Uhr geöffneten Café weiter oben auf der Straße bestellte sie ein Abendessen: Griechischer Salat – extra Sardellen – und einen großen Apfelsaft. (Worauf sie sich an Courtney erinnerte und sich einsam fühlte. Sie bestellte den Saft wieder ab und bekam Kaffee – der, fand sie, wegen des Koffeins sowieso besser war.) Sie setzte sich an den Tresen, öffnete den gestohlenen Ordner und fing an zu lesen. Als sie den Salat zur Hälfte aufgegessen hatte, war ihr Appetit gestillt. Aber sie trank den ganzen Kaffee. Dann blickte sie blinzelnd auf, ging zum Telefon und ließ sich von der Auskunft Lee Maisels Nummer geben. Erst als sie die Ziffern eintippte, fiel ihr auf, dass es bereits nach Mitternacht war.
    Sie fragte sich, ob sie ihn wohl aus dem Schlaf wecken würde.
    So war es.
    Die Stimme des Produzenten krächzte. »Ja, hallo?«
    »Lee, hier ist Rune. Ich muss mit Ihnen reden. Es ist ein Notfall.«
    »Notfall? Was meinen Sie damit? Wie spät ist es?«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Alles okay bei Ihnen?«
    »Mir geht’s gut. Ich hab was über den Mord an Lance Hopper rausgefunden. Es war kein Zufall. Randy und Jack waren engagiert worden, um ihn umzubringen.«
    »Was reden Sie denn da?« Die Stimme klang jetzt schärfer; sein Verstand war angesprungen. Er war ein Journalist, der nach Fakten bohrte.
    »Es war ein Auftragsmord.«
    »Aber wer konnte den Tod von Lance wollen?«
    »Es war …« Jetzt krächzte auch Rune, und der Grund dafür war nicht, dass sie müde war. Sie wiederholte es flüsternd. »Es war Piper.«

31
    »Was?« Maisel räusperte sich.
    Rune hörte das Rascheln von Stoff. Sie stellte sich vor, wie der Produzent sich aufsetzte, die Füße auf den Boden stellte und nach Pantoffeln tastete.
    »Piper hat sie engagiert, um Lance umzubringen.«
    Wieder Pause. Er
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