Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Happy Family

Happy Family

Titel: Happy Family
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
nur kacken», meinte Jacqueline.
    Das fand ich auch. Aber selbst dieses Herumgefliege war super im Vergleich zu dem, was als Nächstes kam: Die verfreakten Fledermäuse verwandelten sich in zweieinhalb Meter große Vampire in schwarzen Anzügen und mit schwarzen Sonnenbrillen. Es waren Typen, die so wirkten, als könnten sie ihren Gegner auf 1234 verschiedene Arten töten, ohne dass der Gegner überhaupt mitbekam, dass er selbst Gegner hatte.
    «Das dürfte Draculas Leibgarde sein», schluckte Mama.
    Der größte Typ der Garde trat auf uns zu. Er nahm die Sonnenbrille ab und sah uns aus seinen tiefroten Augen böse an, mit einem Blick, der sagte: Mit mir ist nicht gut Kirschen essen. Auch nicht Bananen. Noch nicht mal ein McDonald’s-Spar-Menü. Das Einzige, was mit mir gut zu essen ist, ist Menschenblut.
    Mit leiser, aber bedrohlich tiefer und durchdringender Stimme erklärte er Mama: «Normalerweise würden wir jeden sofort töten, der es wagt, auf Draculas Gemächer zuzugehen, aber du bist die Braut des Fürsten, daher werden wir von euch nur alle Nicht-Vampire töten.»
    «Nur?», fragte Max entsetzt. «Was ist denn daran ‹nur›?»
    Die Vampire jaulten mordlüstern auf. Das klang so fies, dass ich mich fast nach dem Messer des Koch-Dämons zurücksehnte.
    «Ich kipp das Weihwasser auf sie», flüsterte Mama uns zu.
    Aber das durfte sie doch nicht! Mama musste das Weihwasser für Dracula aufbewahren. Sie sollte es nicht verschwenden, um uns zu retten. Selbst wenn das bedeuten würde, dass ich nie mit einem Jungen die volle Distanz gehen würde, weil mir so etwas total Beknacktes wie der Tod dazwischenkäme.
    Mama wollte gerade den Krug auf die Leibgarde kippen, da hielt ich sie am Arm zurück.
    Au Mann, ich konnte mich nicht ausstehen, wenn ich selbstlos war!
    Es war purer Selbstmord, mich gegen die Garde zu stellen. Ich konnte ja schlecht zwölf Vampiren gleichzeitig in die Augen schauen, um sie zu hypnotisieren, und das waren auch Typen, die sich wohl kaum von einem Froschregen oder Stechmücken beeindrucken lassen würden. Selbst eine Viehpest würde denen nichts anhaben können. Ich hatte also nur noch eine Wahl: den fürchterlichen Fluch der Mumie!
    Dumm daran war nur, dass der Fluch wohl ebenfalls so gut wie ein Selbstmord war. Immo hatte mir erzählt, dass der Fluch den Opfern zwar den sofortigen Tod bringt, aber blöderweise konnte auch die Mumie selbst dabei abkratzen. Das lag wohl an einer Art mystischer Rückkoppelung.
    Wie man den Fluch abließ, war allerdings simpel: Man musste nur sagen «Ich verfluche euch». Ich gab dem Ganzen aber noch meinen eigenen Dreh und rief: «Ich verfluche euch, Arschgeigen!»
    Die Vampire brachen sofort auf dem Boden zusammen.
    Und ich brach mit.
    Jacqueline murmelte anerkennend: «Mama und Tochter sind sich wirklich ähnlich. Opfern sich für die anderen auf!»
    Jacqueline hatte recht: Mama und ich waren uns anscheinend wirklich ähnlich, nicht nur in bekloppten Dingen wie unserem flachbrüstigen Körperbau oder darin, dass wir uns vom anderen ständig so reizen ließen, bis wir explodierten. Ich hatte auch noch die Selbstlosigkeit von Mama. Vielleicht war es also doch nicht so mistig, so zu sein wie sie. Aber das würde ich ihr gegenüber natürlich niemals zugeben, das wäre dann doch eine ganze Spur zu schleimig. Abgesehen davon war ich gerade viel zu sehr damit beschäftigt abzukratzen.

[zur Inhaltsübersicht]
EMMA
    Die Vampire lagen als Skelette auf dem Boden vor uns, und von den blanken Knochen stieg Rauch auf. Der Fluch der Mumie machte keine halben Sachen.
    Fee lag ohnmächtig daneben, aber sie atmete noch. Langsam. Flach. Sie schien zu überleben. Gerade mal so. Aber würde sie auch wieder aufwachen?
    Ich starrte sie an, krank vor Sorge, unsicher, wie ich ihr helfen konnte, bis Jacqueline etwas sehr Unangenehmes sagte: «Noch eine Minute.»
    Gleich darauf sagte sie etwas noch Unangenehmeres: «Noch 59 Sekunden …»
    Ich wusste, dass ich mich von Fee losreißen musste, wenn ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein sollte. Ich konnte es aber nicht.
    «58 …»
    «Schon gut!», keifte ich, ließ aber nicht von Fee ab.
    «57!»
    «Ich hab gesagt: SCHON GUT !»
    «Da ist aber jemand gestresst.»
    Ich bat Frank, unsere Tochter vom Boden zu heben und zu tragen. Er nahm sie zärtlich in seine riesigen Arme. Fast wie früher, als sie noch kleiner gewesen war. Frank war im Herzen immer ein guter Vater gewesen. Diese blöde Arbeit. Mit den ganzen Überstunden war sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher