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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Sein Gesicht wurde rot vor Wut, als Daniels sich zu einem perfekten Lächeln zwang, den Schal vom Hals und provozierend über ihren Körper zog.
    Es war eine riskante Strategie, aber sie funktionierte.
    Die Hand, die die Waffe hielt, begann zu zittern.
    Daniels befeuchtete ihre Lippen und rutschte auf dem Bett rückwärts. Er kletterte auch darauf, ohne sie aus den Augen zu lassen, und sein Lächeln schwand, als sie begann, die Kontrolle zu übernehmen.
    Der Toyota kam draußen vor dem Bungalow mit quietschenden Reifen zum Stehen. Gormley und Jo sprangen genau in dem Moment heraus, als die hellblaue Statuette durch das Fenster flog und das Sondereinsatzkommando alarmierte. Forster, im Haus, war verblüfft. Er schien nicht zu begreifen, was geschah. Er stürzte sich auf Daniels.
    »Du verdammte Hure!«, schrie er.
    Sie gingen zwischen den beiden Betten zu Boden. Daniels hörte das Kommando: »Los! Los! Los!«, und das Geräusch von rennenden Füßen. Draußen brach die Hölle los. Gormley und Jo sahen hilflos mit an, wie das Sondereinsatzkommando vorstürmte und ein Schuss durch die Nachtluft gellte. Nachdem sie durch Fenster und Türen gebrochen waren, sechs automatische Waffen im Anschlag, hörten sie einen Schrei, der ihnen einen heiligen Schrecken einjagte.
    »Schuss gefallen! Mann am Boden!«
    »Schuss gefallen! Mann am Boden!« Daniels hörte es auch, gefolgt von betäubender Stille. Und jetzt fand sie sich von einem dicken schwarzen Nebel umgeben. Nein, nicht Nebel … Dunst der Lakelands. Eindeutig Dunst. Er hing in der Luft und verhüllte die oberen Serpentinen. Jo war so klar zu sehen, als stünde sie direkt neben ihr. Sie waren nach einem Wandertag auf dem Weg zurück ins Hotel. Jos Gesicht war gebräunt und glücklich, ihr Haar wehte in der warmen Brise.
    Daniels musste das Bewusstsein verloren haben, denn jetzt war es dunkel, und die warme Brise hatte sich in einen scharfen, kalten Wind verwandelt. Jo und Gormley hielten ihr jeder eine Hand, und ein Krankenwagen stand bereit.
    »Du wirst wieder gesund«, Gormleys Stimme bebte. »Es ist nur ein Kratzer.«
    Es fühlte sich nicht gerade wie ein Kratzer an. Der Schmerz in Daniels’ Schulter war qualvoll, und sie verstand überhaupt nichts mehr. Sie war sicher, einen Schuss gehört zu haben, bevor das Sondereinsatzkommando im Haus war, unmittelbar gefolgt von einem weiteren Schuss, als der erste bewaffnete Officer hereingestürmt war. Jetzt erhellten blaue Blitze den nächtlichen Himmel, und jemand, den sie nicht kannte, lud sie auf eine Bahre, seine Stimme war leise und beruhigend.
    Sie sah zu Gormley auf, als Jo ihre Hand losließ.
    »Forster?«, fragte sie.
    Gormley fuhr langsam mit den Fingern über seinen Hals. »Du hast gesagt, du würdest ihn dafür bezahlen lassen, und jetzt hast du’s getan. Du hast dein Versprechen gegenüber den Opfern gehalten, Kate. Allen, auch Sarah Short.«
    Daniels merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Gormley kam ihr zur Hilfe, machte einen schlechten Witz und versuchte ein Lächeln, merkte aber nicht, dass eine Ader, die an seiner Schläfe pulsierte, ihn verriet. Er trat zurück, als die Sanitäter die Bahre in den Krankenwagen hoben, dann kletterte er hinter ihr hinein und reichte Jo die Hand, damit sie es ihm nachtat.
    »Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt«, sagte Jo, den Tränen nah.
    Daniels gelang ein kleines Lächeln. »Mir geht’s gut.« Und an den besorgten Gormley gewandt fügte sie hinzu: »Meine Güte, Hank, jetzt hör mal auf, hier so rumzuhampeln, sonst denke ich wirklich noch, du wärst mein Dad.«
    »Wie fühlt es sich an, kein Held mehr zu sein?«, fragte er.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Jo.
    »Na ja …« Gormley zeigte auf eine zweite Bahre, auf der ein Leichensack herausgefahren wurde. »Er ist jetzt das Opfer. Nicht, dass das uns hier irgendwas ausmacht, aber es würde mich nicht überraschen, wenn die von der Dienstaufsicht schon ein Ermittlungsverfahren in Gang gesetzt hätten.«
    Daniels lächelte sie beide an. »Das ist es, was ich an dem Job so liebe«, sagte sie.

100
    Kate Daniels erholte sich vollständig. Noch spät am selben Abend verließ sie das Royal-Victoria-Krankenhaus, auf eigene Verantwortung gegen den Ratschlag der Ärzte. Ihre Verletzung war nicht lebensgefährlich. Sie war verwundet, und ihr tat alles weh, aber sie war am Leben. Anders als Father Simon, Sarah Short, Alan Stephens, Jennifer Tait, Jamil Malik, Dorothy
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