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Hannah, Mari

Hannah, Mari

Titel: Hannah, Mari
Autoren: Sein Zorn komme uber uns
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Vorschlaghammer.
    »Oh, mein Gott! Es sind nicht Sie, die er beobachtet, es ist Kate!«
    Daniels schnellte vor, als die Waffe ihren Rücken berührte. Ihr ganzer Körper spannte sich. Forster stand direkt hinter ihr, lebensgroß, dicht genug, um sie mit bloßen Händen zu töten. Er sagte nur vier Worte: »Wurde aber auch Zeit.«
    Sie erstarrte.
    Seine Worte hallten in ihrem Kopf, verwirrten sie, versetzten sie zurück an Jos Krankenbett: Wurde aber auch Zeit. Jo hatte nach ihrem Unfall exakt dieselben Worte gebraucht. Nur dass Daniels dieses Mal vollkommen anders reagierte. Dieses Mal konnte sie es sich nicht erlauben, emotional zu werden, nicht, wenn sie hier lebend herauskommen wollte. Forsters unheimliches Lachen brachte sie unsanft in die Gegenwart zurück.
    »Willst du wissen, warum sie noch am Leben sind?«, flüsterte er.
    Daniels bekam eine Gänsehaut. Sie konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren, sogar noch, nachdem er aufgehört hatte zu reden. Sie wollte sich umdrehen, wollte das Weiße in seinen Augen sehen.
    Oder etwa nicht?
    War selige Unwissenheit nicht die bessere Option?
    Besser nicht zu wissen, was kam.
    Warum erschoss er sie nicht jetzt?
    Brachte es hinter sich.
    Daniels schluckte und blieb stumm.
    »Weil ich es so beschlossen habe, deswegen!« Forster strich über ihre Wange. »Ich wette, die scheißen sich vor Angst in die Hosen, dass ich eines Tages an ihre Tür klopfen könnte. Du bist die Einzige, die mich zu verstehen scheint, Katie.«
    Daniels’ Funkgerät lag vor ihr auf dem Bett. Sie kehrte ihm immer noch den Rücken zu und rührte sich nicht, weil sie wusste, dass sie erledigt war, wenn sie auch nur einen Hauch von Angst zeigte. Forsters Stimme erinnerte sie an seine schmuddelige Wohnung, diesen widerlichen, fleckigen Sessel, die Schere, die er für seine makabre Ausgabe von Lebendiger Glaube benutzt hatte. Sie krümmte sich, als er Druck auf ihre Schulter ausübte und sie nach unten auf das Bett zwang.
    »Steigen Sie ein!«, brüllte Gormley.
    Jo war hysterisch, sie zitterte so heftig, dass er dachte, sie habe irgendeine Art von Anfall. Wieder und wieder sagte sie, dass sie zu spät kommen würden. Forster war ein Tier. Nicht auszudenken, was er Kate antun würde.
    Gormley fuhr sie an: »Steigen Sie in das verdammte Auto!«
    Daniels stürzte sich auf das Funkgerät, doch sie kam zu spät. Forster hatte es schon entdeckt, versetzte ihr einen Schlag seitlich gegen den Kopf und bekam das Gerät als Erster in die Finger. Er holte weit aus und schleuderte es krachend auf den Boden. Hilflos sah sie zu, wie er es mit dem Fuß außer Reichweite kickte. Er packte sie an der Kehle, drehte sie herum, so dass sie ihn ansehen musste. Es war das erste Mal, dass sie ihn wirklich von Nahem sah. Oder doch nicht? Ein Déjà-vu-Gefühl beschlich sie. Irgendetwas an ihm kam ihr seltsam bekannt vor. Und dann wurde es ihr klar. Sie hatten in der Dunkelheit vor St Camillus miteinander gesprochen. Er hatte sich bei ihr entschuldigt, weil er ihr in den Weg gekommen war.
    Er hatte sie beobachtet.
    Sie konzentrierte sich auf einen Schweißtropfen, der über seine Stirn kroch. Er lief an seiner Augenbraue entlang, über seine Wange hinab und tropfte auf seinen Mantel. Ihr Telefon begann zu klingeln, und sie hörte auf, sich zu winden.
    »Du hast es mir versaut, Kate. Warum hast du das getan, wo doch alles nach Plan lief? Dir ist doch klar, dass ich dich jetzt bestrafen muss, oder?«
    »Ich habe mich vorhin geirrt.« Daniels funkelte ihn wütend an. »Ihre Eltern hatten Recht, Sie zu verstoßen. Sie haben alles verdient, was Sie bekommen haben. Sie geben mir jetzt besser die Waffe. Ich erspar uns das ganze Theater, bevor die Einsatztruppen eintreffen.«
    »Du gibst nicht so schnell auf, was, Katie? Aber versuch nicht, mich zu verarschen. Ich hab gehört, wie du denen gesagt hast, sie sollen warten, bevor dein Kumpel weggegangen ist – und der kommt nicht zurück.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen. Bestimmt war er das eben schon am Telefon.«
    Forster legte die Mündung seiner Waffe unter ihr Kinn, beugte sich vor und leckte ihre Wange, verteilte seinen Speichel über ihr Gesicht. Sie wischte ihn mit dem Handrücken ab und warf einen Blick in den Flur. Die Tür war von oben bis unten verriegelt, die Ketten waren sicher an ihren Haken befestigt. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht, als Verzweiflung sich auf ihrem zeigte.
    »Du weißt, wies steht, was, Katie? Es gibt nur einen Weg hier raus …
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