Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 10 - Der Erbe

Handyman Jack 10 - Der Erbe

Titel: Handyman Jack 10 - Der Erbe
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
ausgesucht.«
    »Aber es ist eine Ehre.«
    »Vielleicht würde es jemand anderes so sehen. Ich nicht. Vielleicht wäre es anders, wenn man mich zuerst gefragt hätte.«
    In dem Fall wäre die Antwort aber zweifellos ein ganz entschiedenes NEIN gewesen.
    Er spürte widerstreitende Gefühle in ihr. »Und wie ist das, wenn man ein Oculus ist? Ist das eine Ehre?«
    Sie straffte die Schultern. »Ja. Selbstverständlich.«
    »Hättest du nicht gern eine Wahl gehabt?«
    »Da gibt es keine Wahl – genauso wenig, wie man bei seiner Hautfarbe eine Wahl hat. Man wird als Oculus geboren. Es ist mein Schicksal und meine Pflicht.«
    Jack fragte sich, wie oft man ihr das eingetrichtert hatte. Jedenfalls oft genug, dass es sich in ihre Erinnerung eingebrannt hatte.
    »Das ist ja alles schön und gut, aber hättest du da nicht gerne ein Mitspracherecht gehabt?«
    »Ich …« Ihre Worte erstickten, als ihre gefasste Fassade zusammenbrach. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte. »Ich will das nicht! Ich will Freunde in meinem Alter haben, ich will tanzen, ich will mich mit Jungs verabreden!« Sie sah zu ihm auf mit verheulten schwarzen Augen. »Ich will ein Leben!«
    Jack umfasste ihr Kinn mit seiner Hand. »Niemand versteht das besser als ich. Wir sind im gleichen Boot. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber ich kann nicht einmal mir selbst helfen.« Er stand auf und ging an ihr vorbei. »Vielleicht komme ich noch nicht einmal lebend hier raus.«
    Sie sah zu ihm hoch. »Das ist alles wahr … das, was Sie gesagt haben … was Ihnen da passiert ist?«
    »Ja.«
    »Es tut mir so leid. Ich habe das nicht gewusst.«
    »Es ist nicht deine Schuld. Und es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.«
    »Was Sie da gesagt haben – dass Sie sich töten würden –, war das ernst gemeint? Das würden Sie ihretwegen tun?«
    Jack nickte.
    Vor drei Jahren, bevor er Gia kennengelernt hatte, wäre der Gedanke, sich selbst zu töten … was? Undenkbar kam dem nicht einmal nahe. Er war eine in sich ruhende Einheit gewesen, eine Insel in jeder Hinsicht, die John Donne den Stinkefinger zeigte.
    Gia und Vicky hatten das vollkommen auf den Kopf gestellt. Bevor er sie getroffen hatte, war es undenkbar für ihn, sich ein Leben mit jemandem vorzustellen, jetzt war es unmöglich, sich ein Leben ohne sie vorzustellen.
    »Du bist ein gutes Mädchen, Diana. Ich hoffe …«
    »Ich bin kein Mädchen«, greinte sie. »Ich bin ein Oculus. Ich bin ein Werkzeug. Und Sie sind das auch. Aber Sie haben einen Ausweg gefunden. Vielleicht kann ich auch …«
    »Sag so etwas nicht. Du …«
    Sie hielt zu Klauen verkrümmte Hände über ihre onyxschwarzen Augen. »Ich will so nicht leben!«
    Jack wusste nicht, was er sagen sollte. Was er noch an Mitgefühl aufbringen konnte, galt ihr. Sie war noch nicht mal zum Teenager herangereift und schon war ihr ihr Leben genommen. Alle Entscheidungen waren bereits für sie getroffen. Alle, bis auf eine.
    »Alles, was ich dir sagen kann, Diana, ist – warte. Das sind jetzt finstere Zeiten für dich. Vielleicht triffst du einen anderen Oculus in deinem Alter, und …«
    »Es gibt kaum noch welche von uns!«
    Er musste hier raus.
    »Warte einfach ab, Diana. Das ist alles, was ich sagen kann.« Er ergriff die Türkante zum Wandschrank. »Aber jetzt geh wieder hinein und leg dich flach auf den Boden. In den nächsten Minuten könnte es unschön werden und ich will nicht, dass du verletzt wirst.«
    »Vielleicht ist mir das egal«, sagte sie, gehorchte aber.
    Jack drückte die Tür zu. Er hörte ein schwaches »Leb wohl«, bevor das Schloss einrastete.
    Er ging zur Tür in den großen Raum und drückte sie einen Spalt weit auf, um hinauszulinsen.
    Er schien leer. Es war still bis auf entfernte Stimmen.
    Die entscheidende Frage im Augenblick war, würde Davis sein Wort halten oder warteten er und die verbliebenen Yeniceri am Treppenaufgang, bereit, das Feuer auf ihn zu eröffnen.
    Er zog die Reserve-HK. Da die das vollere Magazin hatte, wechselte er sie in die rechte Hand. Beide Pistolen auf den Treppenaufgang gerichtet, glitt er aus Dianas Zimmer und schlich sich quer durch den Raum zur zersplitterten Glastür. Kalte Luft und Schnee strömten von draußen herein.
    Er trat durch die Öffnung auf den Treppenabsatz hinaus, steckte die Waffen ein und schwang die Beine über das Geländer. Er griff sich das Seil und rutschte bis auf den tiefsten Punkt hinunter, wo seine Füße nur noch drei oder vier Meter über dem Boden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher