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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger
Autoren: C.J. Cherryh
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Qao. Meine Familie kann Sie belohnen. Ich will nur, daß sie erfahren, was mit mir geschehen ist.«
    Muishiph überlegte einen Augenblick lang, sein Mund zuckte gequält. Dann schob er den Brief in seine Bauchtasche und strich ihn glatt. Er nahm jedoch nur zwei größere Scheine, dann warf er die Brieftasche auf den Tisch.
    »Nehmen Sie alles«, sagte Aiela. »Sonst tut es ein anderer, das ist sicher.«
    »Ich getraue mich nicht«, sagte Muishiph und warf einen zweiten, bedauernden Blick auf das Geld. Dann verbannte er es mit einem Blick auf die Uhr ein für allemal aus seinen Gedanken. »Kommen Sie, nehmen Sie Ihr Gepäck! Wir haben Befehl, dem Ultimatum zuvorzukommen. Die Station will nicht riskieren, sie zu verärgern.«
    »Dessen bin ich sicher.« Einen Augenblick lang hefteten sich die fremdartigen Kallia-Augen schmerzhaft, fragend auf Muishiph; aber der zuckte nur hastig die Achseln und führte Aiela aus der Tür; sobald sie auf dem breiten Flur waren, ging er neben ihm. Ein anderer Wachtposten, ein Kallia, erwartete sie an der Biegung. Er trug ein Bündel Dokumente und einen Tonbandbehälter.
    »Meine Unterlagen«, vermutete Aiela, worauf der kalliranische Wachtposten in Verlegenheit geriet.
    »Ja«, gab er zu. »Sie werden übergeben. Vollzählig.«
    Aiela blickte daraufhin geradeaus, an dem Mann vorbei. Auch der andere vermied seinen Blick.
    Muishiph betastete den Brief in seiner Bauchtasche, zog vorsichtig sein Taschentuch heraus und wischte sich das Gesicht ab. Es war zu viel verlangt. Die Herren der Karshatu zu täuschen war schon ein ebenso gefährliches Unterfangen wie dem Hohen Rat von Aus Qao entgegenzutreten, aber die Angst vor den Sternenherren saß tiefer; sie hatten einen langen Arm, und sie wußten unglaublich gut über alles Bescheid. Wie eine Schuld brannte der Brief auf Muishiphs Bauch. Schon begann er, sich seine Lage vorzustellen, wenn irgend jemand erfuhr, was er versprochen hatte.
    Und dann kam er auf die Idee, sich zu fragen, ob ihm Aiela bezüglich des Inhalts die Wahrheit gesagt habe.
    Das Orithainschiff selbst konnte man vom Dock aus nicht sehen, nur die Eingangsröhre und das Rollband, das stetig nach oben verschwand und die Waren in den unsichtbaren Schiffsbauch schwemmte. Aiela und seine Begleiter blieben stehen, er stellte seinen Koffer neben sich auf den Fliesenboden; die drei waren auf diesem Gelände, wohin sich keine Zuschauer wagten, recht auffällig. Aiela fröstelte; seine Knie waren weich. Er hoffte, die anderen würden es nicht bemerken. Nur den Mut finden, den kleinen Platz ohne Zaudern zu überqueren, das war alles, was er von sich verlangte.
    Wie er seiner Familie in dem Brief versichert hatte, erwartete er nicht zu sterben; eine Hinrichtung hätte man mit wesentlich mehr öffentlichem Aufsehen bewerkstelligen können. Er wußte nicht, womit er die Aufmerksamkeit der Orithain auf sich gezogen hatte: Seines Wissens hatte er nichts entdeckt oder getan, was sie hätte betreffen können, und er konnte nur vermuten, was sie mit ihm vorhatten. Er würde nicht zurückkehren. Niemand war je von den Orithain in Besitz genommen und dann wieder freigelassen worden; aber er wollte gerne, daß seine Familie das Gefühl hatte, er sei am Leben und wohlauf. Indem er dem Befehl gehorchte, hatte er auf Kartos fünftausend Leben gerettet; darauf konnte er mit Recht stolz sein.
    Leere Kanister klirrten auf das Dock, der entsetzliche Krach riß ihn jäh aus seinen Gedanken. Er blickte auf und sah, wie die erschrockene Amautmannschaft versuchte, das Band anzuhalten. Ein Amaut war verletzt. Die kleine Tragödie beschäftigte ihn für einen Augenblick. Keiner der Zuschauer leistete Hilfe. Sie gafften nur. Endlich durfte sich der Amaut hinlegen. Die übrigen luden in fieberhafter Eile die Kanister ein, um ja keine Verzögerung eintreten zu lassen. Das Band lief wieder an.
    Sein Vater würde verstehen, was zwischen den Zeilen stand. Parome Deian saß im Hohen Rat und kannte die Berichte, die nie nach außen drangen. Es gab ein Übereinkommen, das auf das erste Treffen zwischen Kallia und Orithain zurückging: Über die Verschrobenheiten der Orithain wurde nicht geredet, ihre Namen sollte man nicht aussprechen; Kej, die Heimatwelt der Orithain, war immer noch verlassen, die legendären Städte waren angeblich voll von Schätzen – aber die Schiffe von den Metrosi mieden diesen Stern; seit neuntausend Jahren waren die Orithain der Mittelpunkt der Zivilisation auf den Metrosi, aber es gab keine
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