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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger
Autoren: C.J. Cherryh
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Wärter den Käfig und zog den Bewußtlosen heraus. Die anderen wurden mit einer großen Flasche Chaju belohnt, über die augenblicklich ein Kampf ausbrach.
    Die Noi Kame ignorierten angeekelt diese Vorgänge. Sie bezahlten den Vertragspreis in Silber, setzten einen Liefertermin fest und verließen das Schiff auf demselben Weg, den sie gekommen waren.
    Die übrigen Noi Kame, ein Mann und eine Frau, hatten den Kontrollraum der Station betreten, ohne einen Blick auf das verängstigte Sicherheitspersonal zu werfen oder dem Leiter gegenüber eine höfliche Geste zu machen. Sie gingen in die Registratur, entfernten den Techniker von seinem Platz und schlossen den Apparat in dem grauen Koffer an die Maschine an.
    »Dieser Techniker«, sagte die Frau zum Leiter, der sich unsicher im Hintergrund herumtrieb, »wird unseren Anweisungen folgen müssen.«
    Der Leiter nickte dem Bedienungsmann zu, und dieser nahm seinen Platz wieder ein und tat, was ihm gesagt wurde. Die Aufzeichnungen der Station, die Logbücher und die Personalakten in ihrer Gesamtheit, das über Jahrhunderte angesammelte Wissen der Esliphforschung, die Musterverträge für die Flugregulierung und die Gebietsverwaltung flossen schnell in den Wissensspeicher der Orithain.
    Als dieser Vorgang abgeschlossen war, trennten die Noi Kame den Apparat ab, schlossen den grauen Koffer, drehten sich gleichzeitig um und sahen den Leiter an.
    »Auf der Station ist ein Mann namens Aiela Lyailleue«, sagte der Mann. »Händigen Sie uns seine Unterlagen aus.«
    Der Leiter machte eine hilflose Geste. »Ich habe keine Genehmigung dafür«, sagte er.
    »Ihre Genehmigung kümmert uns nicht«, sagte der Nas Kame.
    Der Leiter gab die erforderliche Anordnung. Ein Bandabschnitt schob sich aus der Maschine.
    »Vernichten Sie das Original«, sagte die Frau und wand das Band um ihren Zeigefinger. »Dieser Aiela wird sich um 0230 Stationszeit an unserem Dock zum Einschiffen melden.«
    Die Kallia sahen irgendwie unschuldig aus. Ihr Haar blieb unverändert, ganz gleich, wie alt sie auch waren, blaß und silbrig, mit Strähnen, die durchsichtig waren wie gesponnenes Glas. Das matte Blau ihrer Haut verstärkte sich in ihren Augen zu einem intensiven Saphirton. Anders als die Amaut konnten die Kallia nach rechts und links schauen, ohne den Kopf zu drehen; das verschaffte ihnen die Möglichkeit, ohne Worte Verbindung aufzunehmen, erschwerte es ihnen aber, ihre Gefühle zu verbergen. Sie waren sehr emotional – nicht lautstark wie die Amaut, die Streitgespräche und geräuschvolle Vergnügungen liebten, aber sie fanden Gefallen an geselligen Zusammenkünften. Es war sprichwörtlich, daß sich ein Kallia niemals allein zu etwas entschloß; sie mußten mindestens zu dritt sein, um über die banalsten Dinge zu einer Entscheidung zu kommen. Anders zu sein war
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– anmaßend, und das war keine Haltung für einen kalliranischen Gentleman.
    Der Sicherheitsbeamte Muishiph war ein Amaut, aber er war schon lange genug auf Kartos, um die Kallia mit ihren guten und schlechten Seiten recht gut zu kennen. Er beobachtete die Reaktion des jungen Offiziers Aiela Lyailleue auf die Nachricht, die er ihm brachte – er stand in der Tür der Stationsunterkunft des Kallia – und erwartete irgendeine ärgerliche oder bekümmerte Äußerung zu dem Befehl. Muishiph hatte sich innerlich darauf eingestellt Einsprüche abzuwehren, ja sogar, sich zu verteidigen; mit seinen langen Armen konnte er den grazilen Kallia zerquetschen, obwohl er das keinesfalls wollte.

    »Ich?« fragte der junge Offizier, und wieder »ich?«, als könne er es immer noch nicht glauben. Er sah für einen Schiffskapitän erstaunlich jung aus. Seine Unterlagen bestätigten diesen Eindruck: sechsundzwanzig Jahre alt, Sohn von Deian aus dem Geschlecht der Lyailleue, Aristokrat. Deian war Parome der Arethme Xolun und dritter Ratsherr im Hohen Rat von Aus Qao. Vermutlich hatte diese Fülle von Macht und Reichtum es dem jungen Lyailleue ermöglicht, so früh zu seinem hohen Rang aufzusteigen. Aielas Hände zitterten. Um das zu verbergen, steckte er sie in die Taschen seiner kurzen Jacke und schüttelte ziemlich verständnislos den Kopf.
    »Aber, haben Sie eine Ahnung, wieso sie auf mich verfallen sind?«
    »Der Leiter meinte, Sie wüßten es vielleicht«, sagte Muishiph, »aber ich bezweifle, daß er es überhaupt erfahren will.«
    An dem geistesabwesenden Blick des jungen Mannes merkte Muishiph, daß dieser ihn gar nicht wahrnahm; dann kehrte das
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