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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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irgendein Eifersuchtsdrama oder so. Wir saßen
uns an ihrem Schreibtisch gegenüber, sie hat mir sogar tatsächlich einen Tee
angeboten, aber ich habe abgelehnt. Kekse gab es nicht. Und dann habe ich es
ihr tatsächlich auf den Kopf zugesagt.«
    »Dass
Sie sie für die Mörderin halten?«
    »Was
denn sonst? Sie hat sich erst halb totgelacht und mir dann aber
erstaunlicherweise ganz ruhig zugehört.«
    - Und was sagt Kadir Bülbül zu diesen
ungeheuerlichen Anschuldigungen, die Sie hier von sich geben? – Er weiß nichts
davon, ich … - So, er weiß nichts davon? Oder ist es nicht vielmehr so, dass er
Ihnen nicht glaubt? Und der komiser? Ich höre gar keine Sirene? Sind Recht und
Gesetz auch nicht von Ihren abwegigen Geschichten überzeugt? Sitzen Sie deshalb
so alleine und ausgegrenzt hier vor mir? Weil niemand Ihnen Glauben schenkt? -
    »Sie
hat mich reingelegt! Ich war so eitel, dass ich unbedingt wollte, dass sie bloß
nicht denkt, niemand würde mich ernst nehmen! Ich habe ihr geschworen, dass
niemand Bescheid weiß und sie hat mir genau angesehen, dass ich die Wahrheit
sage. Und da passierte das Unglaubliche, dass sie sich zurücklehnte und sagte:
Gut, mein Kind, Sie haben gewonnen, schuldig im Sinne der Anklage! Himmel,
dachte ich da bei mir, schon wieder diese doofe Spruch!«
    Kadir
stöhnte leise. Wenn er nur daran dachte, wurde er unruhig bis in die
Fingerspitzen! Hastig zündete er sich eine Zigarette an.
    »Sie
hat mir alles erzählt, und vermutlich hat sie dabei schon geplant, wie sie mich
loswird, endgültig loswird. Ich war wirklich ein dummes Schäfchen. Warum sollte
jemand im echten Leben so wie in einem Krimi im Fernsehen handeln? Einfach
unverhofft ein Geständnis ablegen und dann seelenruhig zusehen, wie die Person,
die den Mörder überführt hat, die Polizei ruft? Weiterhin gemütlich abwarten,
bis die Polizei auftaucht, die Handgelenke schon ausgestreckt, damit die
Handschellen einrasten können? Ja, ich bin mir bewusst, wie naiv ich war, ich
habe es mir seitdem oft genug gesagt. Aber ich war nicht in allem naiv und
blind …«
    Seda
blieb stehen und legte ihre Hand auf Kadirs Arm.
    »Kadir,
Sie wissen, warum das alles geschehen ist, nicht wahr? Wissen Sie,
Schmalfüßchen und ich hatten eine interessante Konversation da oben am
Wehrturm, in vielerlei Hinsicht. Er sagte, viele Frauen liebten das Leben nur durch
die Männer, sie könnten nichts gegen ein jahrhundertealtes Schema ausrichten,
das sie gefangen hielte. Sie wüssten nicht einmal, dass es eine Option gibt,
das Leben anders anzugehen. Diese Spezies Frauen müsste sich in den Augen der
Männer spiegeln, sonst existierten sie nicht. Ich denke, Nevin wollte sich
nicht nur in Ihren Augen spiegeln, das war ihr zu wenig. Sie selbst sollten
auch noch hübsch aufpoliert werden, damit der gute Kadir in ihrer Welt Bestand
haben konnte. Die Blicke aller sollten sich auf sie beide richten, wie Scheinwerfer, und sie wollte in allen Augen lesen, wie
erfolgreich, liebenswert und umwerfend Sie beide sind. «
    »Ja,
das Thema Narzissmus war ja auch schon einmal während unserer Pizzarunde
angeklungen. Aber mir war nicht bewusst, dass wir damals schon den Nagel auf
den Kopf getroffen hatten. Und ich wusste auch nicht, welch ernsthafte Störung
dahinter steckt.«
    »Laut
Nevin war nichts von dem was sie tat von langer Hand geplant. Sie hatte nur das
Ziel, aus Ihnen einen „Mann auf Augenhöhe“ zu machen. Dalga sollte aus dem Amt
gedrängt werden, und als sie nach einem späten Einsatz im Emir Palace durch den
Park spazierte, sah sie die Rutsche und das Gartenhäuschen und kam ins Grübeln.
So hat alles begonnen. Als sie die mörderische Vorrichtung dann schließlich
bastelte, hätte sie sich gefühlt wie damals als kleines Mädchen, als sie die
Stuhlbeine ihres Vaters angesägt hatte. Sie schwört, dass sie sicher gewesen war,
dass Matuschke als Erster die Rutsche benutzen würde, und der hatte ihr genau
geschildert, wie er rutscht, nämlich flach auf den Boden gedrückt. Sie hatte
sich ausgemalt, dass nur seine dicke Wampe ein wenig geritzt würde, wie ein
Stück Speck auf dem Schneidebrett. Ihr schwebte vor, dass sie sich viele kleine
harmlose Späße ausdenken würde, die die Touristen aber nachhaltig vergrätzen
würden. Dalga würde dadurch nach und nach in die Ecke gedrängt, denn sie war
sich sicher, dass sie zu clever für ihn war, und die Situation irgendwann
unhaltbar für ihn würde. Tja, und dann… ging alles schief. Der tödliche
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