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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit
Autoren: Zizou Corder
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»Was?«
    »Pfui!«, rief Arko.
    »Sei still, Arko«, sagte Kyllaros streng.
    »Wirklich?«, fragte Luzia. »Oh, das ist komisch.«
    Halo starrte die anderen an.
    »Ich kann keinen Menschen heiraten«, rief sie aufgeregt. »Ich habe doch noch nie einen Menschen getroffen. Ich habe noch nie einen gesehen. Ich bin doch kein Mensch …«
    »Doch, mein Schatz«, sagte Chariklo.
    In dieser Nacht konnte Halo kaum schlafen. Sie musste ständig an Kyllaros und Hylomene denken, die hin- und hergerissen gewesen waren zwischen ihren menschlichen und ihren zentaurischen Brüdern und schließlich aufgespießt und tot am Boden lagen. Daneben ging ihr aber noch ein anderes, beinahe schrecklicheres Bild durch den Kopf: Sie selbst unter Menschen.
     
    Am Tag des Festes machten Halo und Arko sich auf den Weg zum großen Feigenhain bei der Bucht. Arko hatte sich gleich mehrere Körbe auf den Rücken gebunden. Sie gingen über struppiges, ausgedörrtes Land, durch vertrocknetes Gras und wilden Fenchel. Aber unter den Stechpalmen und Hibiskusbäumen war es angenehm kühl, und es ging fast immer bergab. Der Rückweg würde beschwerlicher werden, denn dann mussten sie bergauf.
    Am Feigenhain luden sie ihre Körbe ab, fingen aber nicht gleich an zu pflücken. Sie hatten nämlich noch etwas anderes vor, und die Feigen würden nur matschig und von Ameisen erobert werden, wenn sie die Früchte herumliegen ließen.
    Vor ihnen funkelte das blaue Wasser in der Sonne. Arko spurtete über den feinen weißen Sand, aber Halo packte ihn am Schwanz und rief: »He! Warte!« Dann kletterte sie auf seinen breiten braunen Rücken und fasste ihn um den Leib. Der junge Zentaur trabte in das glitzernde, flache Wasser am Ufer, warf Schaum und Blasen hinter sich auf und stand schließlich bis zu seiner Menschenbrust im kalten, hellen Meer. Er blieb stehen, sodass Halo sich auf seinem Rücken aufrichten konnte. Kleine Wellen plätscherten gegen ihre Schienbeine.
    »Los, spring, sonst schmeiße ich dich runter!«, schrie er, und sie streckte sich in der Sonne, die vom tiefblauen Himmel brannte, und tauchte dann mit einem lauten Platsch kopfüber in die türkis leuchtende See.
    Als sie wieder auftauchte, lachte Arko: »Du siehst aus wie eine Meerjungfrau, wenn du tauchst. Wie eine Meernymphe. Ich konnte sogar deinen zuckenden, schuppigen Schwanz erkennen.«
    »Und du siehst aus wie ein Mensch!«, gab sie zurück.
    Das stimmte, denn sein Pferdekörper war vollständig unter Wasser. Arko blickte an sich hinab. »Igitt, ein Mensch, wie eklig«, und dann spritzte er sie an, und sie spritzte zurück und schwamm davon.
    Die Sonnenstrahlen hüpften auf dem Wasser, im fernen Dunst trieb perlweiß die Insel Zephalonia, und Halo und Arko schwammen zu den Höhlen.
    Keiner von beiden hatte bisher etwas anderes gesehen als Zakynthos, aber beide wussten, dass es nichts Schöneres geben konnte als diese Höhlen. Zwei Götter hatten sie geschaffen: Poseidon und Chronos. Sie hatten sie aus den weißen Klippen geschnitzt und in ihrem Innern Bogengänge und Tore, Felswände und Säle entstehen lassen, die alle weiß wie gebleichte Knochen waren. Morgens ließ Helios seine Sonnenstrahlen durch das Wasser stechen und füllte die Höhlen mit einem kristallklaren türkisfarbenen Licht, das sich spiegelte und brach, sodass jede Bewegung eine Spur aus silberblauen Bläschen erzeugte und Regenbögen tanzten, wo das Meer an die Felswände schäumte.
    Sie hatten zwei Lieblingshöhlen. Eine lag weiter südlich, dort, wo die hohen Berge, die Heimat der Zentauren, auf die tiefer liegende Ebene stießen, in der die Menschen lebten. In dieser Höhle war das Wasser fahl und milchig und roch nach faulen Eiern. Aus ihrem Grund stiegen seltsame Blasen an funkelnden, sich im Wasser wiegenden Fäden empor. Halo und Arko konnten die Blasen mit den Händen einfangen und ihren süßlichen Duft einatmen. Dann mussten sie kichern, lachen und herumalbern. Sie stritten oft darüber, woher die Blasen kämen. Halo meinte, sie kämen aus dem Hades, der Unterwelt der Toten. Arko meinte, sie kämen von unsichtbaren Nymphen, die unter Wasser furzten. Sie redeten viel unsinniges Zeug, wenn sie die Blasen eingeatmet hatten.
    Aber sie gingen nicht oft dorthin. Auch wenn die Menschen die Höhle nicht zu kennen schienen, fühlten sich Halo und Arko so nah an ihrem Territorium nicht sicher.
    Die andere Höhle war ihre spezielle Lieblingshöhle, die man nur erreichte, wenn man durch ein niedriges, dunkles Felsentor
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